Horror Cocktail
müde zu werden.«
Ich nickte.
»Tatsache ist, daß ich überhaupt nichts zu sein scheine. Kein bißchen hungrig noch durstig. Und ich muß nicht einmal …«
Sie zögerte, und ich tätschelte ihre Schulter.
»Ich kenne das alles. Es macht wirklich nichts aus.«
»Macht nichts?« Sie runzelte die Stirn. »Ed, was ist mit mir geschehen? Dr. Loxheim wollte mir überhaupt nichts sagen.
Ich weiß noch, daß er in seinem Büro etwas mit mir gemacht hat – aber wann war das? Vor sehr langer Zeit? Und ich glaube, ich bin operiert worden. Eine lange, lange Operation oder viele Operationen. Ich kann mich einfach an nichts mehr erinnern.« Und nach einer Weile sagte sie: »Als ich das letztemal aufwachte und nicht mehr einschlief, versuchte ich, mich zu erinnern. Aber ich konnte es einfach nicht.«
»Und das machte dir Kummer?«
»Ja. Und etwas anderes beunruhigte mich noch mehr. Ich wollte weinen und konnte nicht.« Sie sah mit großen Augen zu mir auf. »Ed, sag mir die Wahrheit. Habe ich den Verstand verloren? Bin ich in einer Art Sanatorium?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Aber was ist dann geschehen? Was ist mit mir geschehen?«
Ich lächelte. »Genau das, was du wolltest. Du hast das Geheimnis erfahren.«
»Das Geheimnis?« Sie erinnerte sich. Ich wußte jetzt, daß sie sich an alles erinnerte, was geschehen war, bis zu dem Zeitpunkt des Einstichs der Nadel, und ich brauchte mir keine Sorgen mehr zu machen. Sie hatte es überstanden.
»Ja«, sagte ich. »Loxheims Geheimnis. Unser Geheimnis.
Das Geheimnis, hinter das du kommen wolltest, um zu den oberen Zehn zu gehören und oben zu bleiben. Vergiß nicht, Kay, daß du gesagt hast, du würdest alles tun, nur um dieses 103
Ziel zu erreichen. Nun, du hast es erreicht. Also darfst du auch nicht erschrecken.«
»Was hat Loxheim mit mir gemacht?« fragte sie. Ihre Stimme klang ruhig und beherrscht. »Und überhaupt – wer ist er?«
Ich setzte mich neben sie. »Ich bin etwas überrascht, daß du das nicht weißt«, sagte ich. »Du scheinst doch Expertin auf dem Gebiet des Films zu sein. Nun, ich glaube, die technische Seite hat nie besonders großes Interesse erregt, ganz besonders nicht in der frühen Zeit des Tonfilms.
Das war nämlich die Zeit, als Loxheim herüber kam. Er arbeitete für einige Studios auf dem Gebiet des Trickfilms, etwa zu der Zeit, da Cooper und Schoedsack King Kong herausbrachten. Seine Spezialität waren lebensgroße Gestalten, und er hatte ein paar eigene Entwicklungen, die die Deutschen nicht realisieren konnten, weil sie zu teuer waren. Nun, es stellte sich bald heraus, daß sie selbst für uns zu teuer waren.
Es waren wunderbare Figuren. Nicht einfach das übliche Zeug aus Pappmache und einfachen Maschinen, und auch keine Uhr-werke. Schließlich war er ja Arzt, und zwar ein außergewöhnlich begabter. Chirurgie, Anatomie, Neurologie – einfach alles.
Aber im Filmgeschäft war einfach kein Platz für ihn.
Er eröffnete also eine kleine Klinik in Beverly Hills, sobald er seine Lizenz und damit die Erlaubnis zum Praktizieren erhalten hatte und spezialisierte sich auf plastische Chirurgie.
Plastische Chirurgie – das war das profitreichste Geschäft, das er beginnen konnte. Er machte ein paar neue Gesichter und erwarb sich damit einen ausgezeichneten Ruf. Er verdiente Geld. Und nebenher betrieb er seine Studien weiter. So voll-endete und perfektionierte er nach und nach das Verfahren.«
»Welches Verfahren?«
»Laß es dir von ihm selbst erklären. Ich kann heute noch nicht behaupten, daß ich die ganzen Fachausdrücke verstehe.
Aber ich habe begriffen, was dieses Verfahren für mich 104
bedeutet hat. Und für die anderen bekannten Namen – die Stars, über die du dich gewundert hast, weil sie immer noch ganz oben sind und anscheinend nie abtreten werden. Leute wie Sanderson und ein Dutzend anderer.
Wir haben eine enge Gemeinschaft gebildet, Kay. Nur ein paar von uns – diejenigen, die sich eine solche Operation leisten können, die immerhin rund hunderttausend Dollar kostet. Diejenigen, die einen Vorteil darin sahen, zwanzig oder mehr Jahre ganz oben zu bleiben, jung zu bleiben und frisch, während ihre Doubles ausgeschickt wurden, um die ganze Routine zu erledigen, um keinen Verdacht zu erregen. Du hast es doch früher nie vermutet, nicht wahr, Kay? Selbst nachdem du das mit Sandersons Double herausgefunden hattest, hattest du doch nie Paul im Verdacht, Du hast mir selbst gesagt, daß er nicht trank, unter den
Weitere Kostenlose Bücher