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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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ist das?«, fragte er sich. Dass er die Worte laut ausgesprochen hatte, wurde ihm erst klar, als die ältere Dame mit dem ausladenden Hut und den voluminösen Kleidern, die einen Schritt neben ihm stand, meinte:
    »Die kleine Lucy Winter. Haben Sie nicht davon gehört?«
    Überrascht wandte er sich ihr zu. »Nein.«
    »Sie wurde ermordet. Die Zeitungen waren voll davon. Jetzt bringt man sie nach England zurück, um sie zu Hause zu begraben.«
    Die Leiche eines Kindes auf demselben Schiff mit ihm! Das war kein gutes Omen.
    Er riss sich zusammen und fragte: »Ermordet? Und wie ist sie gestorben?«
    Die Frau senkte die Stimme, als sie sagte: »Sie wurde ertränkt. Denken Sie nur mal. So etwas Schreckliches. Von ihrem eigenen Onkel.«
    Poe ließ sich von einem Steward seine Kabine zeigen. Sie lag backbord im Heck des Schiffes, war geschmackvoll eingerichtet, und die Bullaugen gewährten freien Blick auf den Hafen, der jetzt bei Nacht im beruhigenden Licht der Tavernen und Fischerhäuser dalag. Das Licht der Boote, die an den Kais ankerten, glitzerte auf dem schwarzen Wasser wie tausend Sterne.
    Er blieb in seiner Kabine, bis das dumpfe Dröhnen und Stampfen der Dampfmaschinen die Abfahrt ankündigte. Dann warf er sich seinen Mantel über und begab sich aufs Achterdeck, wo er im Pulk mit einigen Dutzend anderen Passagieren die Ausfahrt aus dem Hafen betrachtete. Mit jeder Meile, die das Schiff zurücklegte, begann er sich wohler und weniger beklommen zu fühlen. Und als die Brigg schließlich Castle Island passierte, löste sich seine Anspannung vollends und wich einem Gefühl von Neugier und Abenteuerlust. Außer in der Fantasie seiner Erzählungen, in denen er mit Schiffen und Ballons gereist und in fernen Ländern die absonderlichsten und turbulentesten Abenteuer erlebt hatte, war Poe als erwachsener Mann nie über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinausgekommen. Und jetzt, da es geschah, genoss er es fast – trotz der Ungewissheit, die nun vor ihm lag.
    Die schwarzen Schattenwesen waren nicht mehr aufgetaucht, seit er das Letzte von ihnen auf dem Friedhof aus Reynolds’ Grab hatte herauskriechen sehen. Vielleicht, so dachte er hoffnungsfroh, vielleicht war er sie jetzt ein für alle Mal los.
    Doch er irrte sich.
    Die ersten Tage der Reise verliefen völlig ereignislos und ohne besondere Vorkommnisse. Am Abend des dritten Tages jedoch fiel ihm ein Mann im Cut auf, der sich stets in seiner Nähe herumdrückte und ihn zu beobachten schien. Zunächst hielt Poe es noch für Einbildung. Ein Anflug von Verfolgungswahn, angefacht durch die schwarzen Kreaturen, die ihm in Baltimore auf den Fersen gewesen waren. Doch der Eindruck beobachtet, ja verfolgt zu werden, wurde immer stärker.
    Der Mann war ihm bereits am Tag der Abfahrt aufgefallen. Auch wenn er damals keinen weiteren Gedanken an ihn verschwendet hatte. Er schien einfach nicht hierherzupassen, so als käme er aus einem anderen Land, aus einer anderen Zeit. Was genau es war, das ihn zu dieser Erkenntnis gelangen ließ, wusste er selbst nicht.
    Irgendetwas stimmte nicht mit ihm!
    Als Poe zur Treppe des Achterdecks ging, sah er aus den Augenwinkeln, dass der Mann ihm folgte. Anstatt nach oben zu gehen, wie er es zunächst vorgehabt hatte, bog Poe nach links ab und nahm die Treppe zu den Kajüten.
    Er schlüpfte durch die Tür, ging rasch den Gang nach rechts hinunter und bog um die nächste Ecke. Mit angehaltenem Atem wartete er ab, was geschehen würde.
    Es dauerte keine zehn Sekunden, da ging die Tür auf und schlug krachend wieder zu.
    Den Rücken gegen die Wand gedrückt, wartete Poe ab. Er griff in die Innentasche seines Übermantels und zog die seltsame Pistole hervor, die er in dem verlassenen Haus in Baltimore gefunden hatte. Er konnte hören, wie langsam Schritte näher kamen. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis der Mann, der ihn ganz offensichtlich verfolgte, um die Ecke biegen würde.
    Das Klapp-Klack der Schritte verstummte. Der Mann war ganz in der Nähe stehen geblieben, schien noch zu überlegen, wohin er, Poe, verschwunden sein mochte.
    Dann, als der Kopf des Mannes an der Ecke zum Vorschein kam, schlug Poe ohne groß nachzudenken mit der rechten Faust zu und traf dessen Schläfe. Der Mann stieß einen erstickten Schmerzensschrei aus und taumelte benommen zurück. Instinktiv sprang Poe auf ihn zu, knallte dem Fremden den Schaft der Pistole mitten ins Gesicht und trat ihm in die linke Kniekehle. Stöhnend sackte der Mann zusammen.
    »Was

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