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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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denen ich mich der Tür nähere, bremst. Die Stimmen werden jetzt lauter, klarer. Edmond erkenne ich ganz sicher, aber der Mann, mit dem er sich unterhält … nein, Cunninghams Organ unterscheidet sich gehörig von der Fistelstimme, die mir dennoch nicht unbekannt deucht.
    Ich schnappe erste Satzfetzen auf, die mich veranlassen, stehen zu bleiben und in eine Rolle zu verfallen, für die ich bei anderen nur Verachtung übrig hätte. Ich ertappe mich dabei, wie ich die beiden, die sich unterhalten, bei einem fürchterlichen Schabernack belausche. Schon nach wenigen Worten wird deutlich, dass sie mich bemerkt haben müssen und deshalb dieses Schmierentheater aufführen. All meine Zuversicht, den Freund wiederzugewinnen und ihn auch künftig an meiner Seite haben zu können, zerstiebt wie in einer lautlosen Explosion. Mir ist, als fetze es mein Gehirn auseinander. Wie können sie es wagen …!
    »… nie verzeihen«, sagte Edmond gerade mit tieftrauriger Stimme, als hätte er einen Kloß im Hals, »dass ich noch kurz vor seinem Tod mit ihm stritt. Niemals werde ich mir …«
    Die andere Stimme, die, das erkenne ich jetzt unmissverständlich, meinem verehrten Medicus, Dr. Burnett, gehört. Er behandelte mich schon als Knaben, und wann immer mich seither ein Zipperlein plagte, wandte ich mich vertrauensvoll an ihn. Einmal lag tiefer Schnee in einem frostigen Winter, als ich mit so hohem Fieber daniederlag, dass meine liebe Frau Mutter, wie sie später erzählte, keinen Schilling mehr auf mein Leben gegeben hätte. Dr. Burnett scheute aber selbst im schlimmsten Schneetreiben den Weg nicht zu uns heraus, obwohl die Straßen kaum noch zu erkennen waren. Er leitete meine Mutter und Martha an, wie sie mir fachkundig mit Waden- und Pulswickeln, kalten Waschungen und dem Einflößen von Hühnerbrühe über die Nacht helfen konnten. Er selbst blieb bis zum Morgengrauen, als mein Fieber endlich sank, bei mir und packte tatkräftig bei den Maßnahmen mit an. Mein Vater war in dieser Nacht geschäftlich unterwegs, er bekam davon erst nach seiner Heimkehr, Tage später, etwas mit.
    Nun aber beteiligt sich der gute Doktor, auf den ich nie auch nur das Geringste kommen ließ, an dieser ehrlosen Scharade, mit der Edmond endgültig alle Bande zwischen uns zerschneidet!
    Ich fasse es nicht. Während sich ein nie verspürter Zorn in mir anstaut, eine Rage, die mir das Blut in die Augen treibt, erreichen mich immer weitere Fetzen ihres empörenden Dialogs.
    »… um die Beisetzung kümmern«, sagt da mein Judas Edmond etwa, »er hat keine lebenden Verwandten mehr außer mir. Der Pfarrer ist benachrichtigt. Er muss jeden Moment eintreffen.«
    »Ihr wart ihm stets ein guter Freund, er erwähnte es oft«, erwidert der Doktor. »Nun müsst Ihr Euch ein letztes Mal bewähren, und ich weiß, wie schwer Euch das fallen muss, zumal Ihr damit so kurz nach dem Tod Eurer Schwester nun schon wieder einen lieben Menschen zu beklagen habt …«
    Es reicht! Ich kann nicht länger an mir halten und stürme vor, durch die Tür hindurch zu diesen Pharisäern, die jeden Kredit bei mir verspielt haben.
    Meine Rage kann nicht zu übersehen sein, und offenbar wird ihnen in diesem Augenblick klar, dass sie den Bogen mehr als überspannt haben. Sie weichen beide mit einem Ausdruck vor mir zurück, als hielte ich eine Axt in der Hand, um sie damit zu erschlagen – und wenn ich es recht bedenke, wünschte ich, das wäre auch der Fall. Diese feigen, hinterhältigen –
    Edmond sinkt vor meinen Augen in sich zusammen. Der Doktor versucht, ihn aufzufangen, aber dafür ist er nicht kräftig und auch nicht reaktionsschnell genug. Aber er kniet sofort neben ihm und fühlt ihm den Puls.
    »Großer Gott!«, höre ich ihn ächzen, wobei er immer wieder verstohlen zu mir her schielt, als wäre ich ein Geist, der ihm erschienen ist. »Allmächtiger im Himmel – so etwas …« Sein Blick fängt mich nun richtig ein. »Ihr lebt!«
    Von Angesicht zu Angesicht wird mir mit einem Mal klar, dass der ältliche Mann dort bei Edmond nie und nimmer im Sinn hat, mir etwas vorzuspielen, mir zu schaden.
    Ich habe das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Am liebsten sänke ich selbst zu Boden, gleich neben Edmond, den mein Erscheinen so erschrocken hat, dass ihn vielleicht sogar der Schlag traf.
    »Doktor Burnett, sagt: Lebt er? Was ist nur passiert? Was geht hier vor? Ich hörte … hörte Euch über mich sprechen wie über einen Verstorbenen … Verzeiht meine Wut, aber

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