Horror-Hochzeit
war nicht möglich. Er konnte und durfte es nicht sein Aber hatte sie ihn nicht im verschneiten Park gesehen?
Lucienne Lancomb war völlig durcheinander. Sie wußte nicht mehr, was sie noch denken sollte.
War er da - war er nicht da?
Wieder rief er ihren Namen. Diesmal allerdings setzte er noch einen geflüsterten Satz hinterher.
»Hochzeit, mein Schatz. Wir feiern morgen Hochzeit, und du wirst mich heiraten…«
Nein! Nein! Ich nicht. Sie wollte noch schreien kein Laut drang aus ihrer Kehle. Die Angst schnürte sie zu.
Dann hörte sie das Lachen, das überging in ein gräßliches Geheul. Untermalt wurde es von harten trommelartigen Schlägen, die gegen das Außenholz der Tür hämmerten.
Lucienne Lancomb war dem Wahnsinn nahe!
***
Es war kalt, Schnee lag in der Millionenstadt London, doch zum Glück hatte man auch die Landebahnen des Privatmaschinen-Flugplatzes geräumt, so daß die Maschinen starten konnten.
Sheila und Bill warteten bereits in der kleinen Halle auf mich, denn ich hatte mich um einige Minuten verspätet. Die beiden tranken Tee aus Pappbechern.
»Hallo!« grüßte ich und stellte meinen Koffer ab.
Bill schlug mir auf die Schultern, während Sheila den Kopf schüttelte.
»Hast du was?« fragte ich sie.
»Im Prinzip nicht. Aber es gibt das Gesetz der Regel. Immer wenn du dabei bist, liegt Ärger in der Luft.«
»Das mußt du nicht so eng sehen.«
»Beweise mir das Gegenteil!«
»Im Moment fällt mir nichts ein.« Ich mußte selbst über meine Worte grinsen, was die beiden Conollys auch bemerkten. Bill grinste mit, während mir Sheila den ausgestreckten Zeigefinger gegen die Brust drückte.
»Was hörte ich von Bill. Dieses arme Mädchen soll einen Werwolf ehelichen?«
»So ungefähr«, gab ich zu.
»Dann möchte ich nur mal erleben, wie ein Werwolf vor den Traualtar treten kann.«
»Das ist mir auch ein Rätsel«, erwidert ich.
»Wir werden es sehen«, faßte Bill zusammen, schaute auf seine Uhr und griff nach den Gepäckstücken »Wir müssen zum Rollfeld. Der Pilot will pünktlich starten.«
»Hast du die Maschine gechartert?« fragte ich.
»Ja.«
Auch ich nahm mein Gepäck Einen großen Koffer hatte ich mitgenommen. Er enthielt außer festlicher Kleidung auch noch den Ersatzkoffer mit meinen Waffen auf die ich keinesfalls verzichten wollte. Schon einmal hatte ich eine Hochzeit erleben müssen bei der das Grauen voll zugeschlagen hatte. Es lag Jahre zurück als der Schwarze Tod Will Mallmanns Frau Karin kurz nach der Trauung grausam ermordet hatte. So etwas sollte sich bei der vor mir liegenden Hochzeit nicht mehr wiederholen.
Draußen trafen uns die Kälte und der Wind. Es war ein widerlich naßkaltes Wetter. Die Temperatur lag um den Gefrierpunkt, und Sheila stellte den Kragen ihres Thermomantels hoch. Auf Pelzmäntel verzichtete sie, denn sie hatte oft genug zusehen müssen, wie Tiere für die Mode und die Launen der Frauen ihr Leben lassen mußten. Ich trug nur meinen Burberry. Gegen den steifen Wind stemmte ich mich an Auf vorgezeichneten Wegen näherten wir uns dem wartenden »Vogel«, während in unserem Rücken die normalen Linienmaschinen den Landebahnen entgegensackten oder starteten.
Der Pilot grüßte aus seiner Kanzel. Eine Gangway stand bereit. Wir konnten die Maschine bequem betreten Ich ging als letzter, warf noch einen Blick zurück und sah, daß die Gangway bereits von Helfern weggeschoben wurde.
Der Pilot gab uns die Hand. »Wir haben schon Starterlaubnis«, erklärte er uns. »Wenn sie Platz nehmen und sich anschnallen möchten wäre ich dankbar.«
Das taten wir selbstverständlich.
Die Maschine bot sechs Personen Platz. Da wir nur zu dritt waren, konnten wir es uns bequem machen, nachdem das Gepäck verstaut worden war.
Wir hatten uns locker angezogen. Die festliche Kleidung lag gut verstaut im Koffer.
Sheila trug einen zweifarbigen Pullover, der genau in der Mitte geteilt war. Die eine Hälfte war weiß, die andere zeigte ein helles Blau. Der dunkelblaue Rock paßte in der Farbe und die modernen Stiefel ebenfalls. Das Leder war weich wie Butter.
Wir hatten in den tiefliegenden, bequemen Sitzen unsere Plätze gefunden Kaum lagen die Gurte um unsere Körper, als die Maschine startete. Die Beschleunigung war deutlich zu merken Ich hatte die Beine ausgestreckt und entspannte mich. Wenige Minuten später konnten wir uns wieder losschnallen, durchstießen die trübe, winterliche Wolkendecke und entdeckten über uns einen herrlich blauen Himmel, denn
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