Horror-Trip im Luxusauto
und äugte herein, mißtrauisch wie ein Lehrer bei der
Klassenarbeit.
„Heh, seid ihr jetzt die neuen Bullen?“
Tim sah ihn übers Wagendach an. „Was
meinen Sie?“
„Hat man euch festgenommen?“
„Nein.“
„Wohl Einbrüche gemacht, wie, und
Autoradios geklaut?“
„Nein.“
„Aber ja. Wo sind denn die Polypen, die
euch festgenommen haben?“
„Karl“, sagte Tim, „klirr mal mit den
Handschellen: einmal heißt nein, zweimal heißt ja.“
„Klirr — klirr“, sagte Karl.
Gilcher stieß das Kinn vor. „Ich habe
dich was gefragt, Bengel: Wo sind die Bullen?“
„Auf der Weide“, sagte Gaby. „Sie
fressen grünes Gras und bewundern die Kühe.“
Gilcher fand das nicht komisch.
„Freches Volk!“ meinte er ärgerlich und
fuhr weiter.
Auf Turnschuhsohlen rannte Tim
hinterher.
Die vage Idee, Glockner warnen zu
müssen, saß ihm im Kopf. Denn Gilcher kam ja nun von hinten. Und türmte
vielleicht, wenn er die Kripo sah — vor seiner Tür, auf seinem Grundstück.
Der Vierschrötige bog in die Einfahrt,
wobei er Schweißtropfen verspritzte auf den heißen Asphalt.
Drei Schrittte nur war Tim hinter dem Typ.
Der stoppte jetzt — so hart, daß Tim
sich zurückwerfen mußte.
Ein Hof, voller Gerümpel und alter
Autos. Ein flaches Gebäude mit einem Tor, das auf Rollen lief. Eine Kette mit
Schloß verhinderte, daß Jansen es öffnete. Aber die Kette war etwas zu lang,
bot Spielraum — und so hatte Glockners Assi das Tor ein kleines Stück
aufgeschoben: einen Spalt breit.
Es reichte zum Hineinsehen.
„Heh!“ brüllte Gilcher. „Was soll das?“
Der Kommissar drehte sich um.
„Scheiße!“ murmelte Gilcher, der ihn
jetzt erst erkannte. Tim konnte es hören.
Er trat neben ihn, den Finger
ausgestreckt. „Karl hat ihn erkannt, Herr Glockner. Das ist er.“
Wütend starrte Gilcher ihn an. „Das ist
wer?“
Der Kommissar und Jansen kamen heran.
„Das ist der Mann“, sagte Glockner,
„dem vor einer Woche im Parkhaus Glunzel-Straße die Reifen zerstochen wurden.
Nicht wahr, Gilcher? Die Reifen haben wir schon entdeckt. Dort in der Ecke liegen
sie.“
„Na und?“ brüllte Gilcher.
„Wir sind hier wegen dem, was dann kam:
Sie haben sich die Kfz-Nummer des Mannes gemerkt, mit dem Sie Streit hatten
wegen der Delle. Sie haben festgestellt, wer er ist, und dann an seinem Wagen
gearbeitet. Heimlich, natürtlich. Vorhin ist Therne lebensgefährlich
verunglückt.“
„Was? Was soll ich gemacht haben?“
„Außerdem“, Glockner hätte fast
gelächelt, „stehen vier gestohlene Wagen in Ihrer Werkstatt. Alles Mantas. Sind
die so gefragt?“
Gilcher stöhnte und schwang das Bein
vom Rad.
„Na schön, Herr Kommissar, Sie waren
wenigstens immer fair zu mir. Wenn ich mich kaschen lasse — dann nur von Ihnen. Tja, die Mantas kann man gut klauen. Gehen weg wie
Freibier. Und die Fahrer? Die merken erst nach drei Tagen, daß der Wagen fehlt.
Weil sie meinen, sie hätten ihn irgendwo in der Stadt geparkt und finden den
Platz nicht wieder. Das mit dem Therne — das mußte doch sein. Zersticht dieser
Mistkerl mir sämtliche Reifen. Kommt er durch — oder wird für mich mehr draus?“
„Er kommt hoffentlich durch. Im
übrigen, Gilcher: Therne war’s nicht. Ein anderer hat Ihre Reifen zerstochen.“
*
Das also, dachte Tim, war unser
pfingstlicher Ausflug in die städtische Unterwelt. Punkt eins des Programms für
Zuhausegebliebene? Hoffentlich nicht.
Die TKKG-Bande saß wieder in Glockners
Büro. Ein Streifenwagen hatte Gilcher hergebracht. Irgendwo hier im Haus wurde
sein Geständnis aufgenommen, und der Untersuchungsrichter mußte darüber
befinden, ob Gilcher auf freiem Fuß bleiben durfte bis zur Gerichtsverhandlung.
Oder ob er in Untersuchungshaft kam.
Tim sah auf die Uhr. Noch nicht elf.
Der Tag ließ es langsam angehen. Oder es lag daran: Sie hatten ihn sehr früh
begonnen.
Gabys Vater trat ein, setzte sich
hinter den Schreibtisch und legte die Hand auf den Telefonhörer.
„Ich hätte Frau Wertheym sowieso
anrufen müssen. Wegen Therne. Wer hat die Nummer?“
Tim nannte sie. Glockner wählte. Dann
warteten alle.
Diesmal kam die Verbindung zustande.
„Frau Wertheym? Hier Glockner. Ja, der
Vater von Gaby. Wir kennen uns ja. Auf dem Schulfest sind wir uns begegnet.
Nein, ich rufe aus dem Präsidium an. In Italien bin ich leider nicht. Zunächst
ist mein Anliegen dienstlich. Es betrifft Baldur Therne. Ja, ich weiß. Aber er
wird nicht kommen. Denn da...“ Glockner
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