Horror-Trip im Luxusauto
mußte jetzt
geschehen.
Tokio. Hotel Okura. Bitte, Mr.
Wertheym!
Schon abgereist, erfuhr sie. Ihr Mann
hatte das Hotel vor zehn Minuten verlassen, in Richtung Flughafen.
Sie ließ sich dessen Sammelnummer
geben.
Sie wählte. Besetzt. Wieder besetzt.
Aber dann:
Eine Frauenstimme, die gestelztes
Englisch sprach.
Ellen erklärte, daß sie unbedingt ihren
Mann erreichen müsse! Mr. Max Wertheym aus Germany.
Ja, man werde ihn ausrufen lassen.
Ellen hinterließ die Nachricht, er möge
anrufen in Ventilipulciano, zweimal mußte sie das buchstabieren,
unnötigerweise. Denn Max wußte doch sowieso Bescheid.
Ellen wartete. Nach 27 Minuten
schrillte der Apparat.
„Liebling?“
Max’ Stimme klang so nahe, wie aus der
Nachbarschaft.
„Max, eine Katastrophe. Therne ist
verunglückt. Er...“
Sie berichtete, was sie von Kommissar
Glockner erfahren hatte.
„Und das Lösegeld?“ fragte Max.
„Die Polizei hat alle Sachen in Thernes
Wohnung gebracht. Auch eine Metallkiste. Was drin ist, weiß niemand.“
„Du hast nichts gesagt von der
Entführung?“
„Kein Wort.“
„Ich buche um, Ellen. In einer Stunde geht
ein Flug nach Hause. Über Hongkong, Bombay. In den frühen Morgenstunden bin ich
da. Ich holte dann das Geld und komme mit dem Rolls Royce. Floris Freunde nehme
ich mit.“
„Aber... du bist doch dann total
erschöpft.“
„Ich schlafe im Flieger.“
„Wirst du das können?“
Sie wußte: Ihr Mann hatte sonst keine
Schwierigkeiten, auf langen Flugreisen zu entspannen. Aber jetzt? Würde die
Sorge um Flori das zulassen?
„Bestimmt. Ich nehme eine Tablette.“
„Sagst du den Kids, was mit Flori ist?“
„Nein, Ellen. Die haben zu engen
Kontakt zu Kommissar Glockner. Und Tim, dieser Draufgänger, würde sonst was
anzetteln. Ich gebe mich wie immer. Alles läuft wie sonst. Erst vor Ort werden
sie merken, was passiert ist. Aber dann können wir ja gleich das Geld
übergeben, und Flori ist frei.“
„Ich rufe Glockner jetzt an, damit er
den Kids Bescheid gibt.“
„Tu das. Sie sollen um 9 Uhr bei mir
auf der Matte stehen — mit Gepäck und guter Laune.“
*
Die Gelegenheit war günstig, denn im
Labor der Kriminalpolizei wurde heute nicht gearbeitet.
Jansen, von Glockner dafür abgestellt,
führte die TKKG-Bande durch die Abteilungen. Er erklärte, wie was funktioniert.
Doch das war mit ungezählten fachlichen Fremdworten gespickt; und hinterher
blieb nur eine Ahnung dessen, was die Wissenschaft vermochte, um Verbrechen
aufzuklären, um unbekannte Täter zu finden und zu entlarven.
Immerhin merkte sich Tim: Eine
Tatwaffe, mit Cyanacrylat bedampft und dann beleuchtet mit einer
Polylight-Lampe, zeigt plötzlich selbst die schwächsten Fingerabdrücke, die
vorher unsichtbar waren.
„Das hat schon manchen Mörder
überführt“, erklärte Jansen.
Nachdem sie alles gesehen und vieles
gehört hatten, trabten die vier zurück ins Glockners Büro.
„Ihr müßt heute noch packen“, sagte er
schmunzelnd.
„Wann geht’s los?“ rief Gaby.
„Morgen früh um neun. Herr Wertheym
kommt nun doch erst hierher. Seine Frau rief eben an. Die Umstände hätten sich
schon wieder geändert. Er nimmt euch also mit im weißen Rolls Royce — wie
ursprünglich vorgesehen.“
„Um neun draußen bei Wertheyms“,
wiederholte Tim. Glockner nickte. „Übrigens habe ich aufgrund deiner
Kfz-Kennzeichen nach Boxer-Gesicht geforscht. Du liegst richtig mit deinem
Verdacht. Ewald Krieger-Mattmaus ist vorbestraft. Wegen Diebstahl und
Einbruch.“
Tim unterdrückte einen Pfiff. „Und dieser
Typ hängt bei Wertheyms rum.“
„Er müßte schon ziemlich bescheuert
sein“, sagte Karl, „wenn er jetzt dort einbricht. Er weiß doch, daß du sein
Kennzeichen notiert hast und es hier bekanntmachen willst.“
Glockner lehnte sich zurück in seinem
Schreibtischsessel. „Mich sollte es aber wundem, wenn er den Therne kennt. Ein
Abteilungsleiter, der Wertheyms Vertrauen hat, und dieser Ganove — das paßt
nicht zusammen.“
„Zumal Therne“, nickte Tim, „auf uns
einen sehr biederen Eindruck macht. Die Korrektheit in Person. Beim Umgang mit
Ganoven würde der Hautausschlag kriegen.“
„Ich werde Jansen mal bei
Krieger-Mattmaus vorbeischicken“, versprach Glockner. „Mit ein paar
freundlichen Worten. Als warnenden Schuß vor den Bug.“
*
Die Luft flirrte. Die Wagen flitzten.
Affenhitze im grauen Ford. Seit einer Stunde warten, warten, warten: Ewald war
stinksauer.
Dieser Mistkrüppel,
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