Horror-Trip im Luxusauto
nicht.
„Der Mistkerl“, sagte Tim, „versucht
alles. Er will uns stoppen. Vielleicht hat er keine Krähenfüße mehr und will
jetzt die Reifen zerschießen. Man glaubt es nicht. Und wir kennen nicht mal
sein Gesicht. Der weiß schon, weshalb er den Helm auf der Rübe läßt — trotz der
Hitze.“
Die Stahlkugel ging von Hand zu Hand.
Dann legte Tim sie ins Handschuhfach.
„Ob wir die Polizei verständigen?“
fragte Gaby.
„Wen?“ hielt Tim dagegen. „Deinen
Vater? Klar, der käme uns nach. Aber wollen wir ihm das antun? Für ihn wäre es
nicht Urlaub, sondern Streß. Und die hiesigen Carabinieri? Ich habe noch keinen
gesehen. Schicke Uniformen und bühnenreife Gesten — aber wir sollten lieber uns
selbst helfen. Oder? Was meinen Sie, Herr Wertheym?“
„Du hast recht. Wenn wir eine
Polizeistation anlaufen, führt das zu endlosen Fragen, Protokollen, zu
Zeitverlust und Schwierigkeiten. Dafür habe ich jetzt nicht die Nerven.
Außerdem — unsere Sicherheit erhöht sich damit bestimmt nicht. Denn daß die uns
eskortieren bis Ventilipulciano — ist völlig unmöglich. Vielleicht wenn wir der
hiesige Staatspräsident wären oder ein ähnliches Kaliber. Wir sind aber nur
Touristen.“
„Hast du gesehen“, wurde Tim von seiner
Freundin gefragt, „wie der Kerl geschossen hat?“
„Nichts. Er muß in den Büschen gesessen
haben. Schußbereit hat er auf uns gelauert.“
Die Scheibe war im Eimer.
Tim brach die restlichen Teile heraus.
Stücke fielen auf die Fahrbahn, würden aber keinen Schaden anrichten bei
nachfolgenden Fahrzeugen.
Die Zugluft rauschte und prasselte.
Sie schlossen die anderen Fenster.
Gaby, die direkt hinter Tim saß, sagte,
es störe sie nicht. Jedenfalls brauchte sie nicht gegen ihren ziemlich langen
Pony zu pusten, wie es ihre Gewohnheit ist. Das besorgte der Wind.
Tim, den es unmittelbar betraf, setzte
sich seine Sonnenbrille auf. Als Schutz vor Staubkörnchen und Splitt.
„In wenigen Stunden drei Anschläge“,
sagte Karl. „Wann gibt der Kerl auf?“
„Oder verfolgt der uns“, Gabys Stimme
klang erschrocken, „bis zum Ziel? Ich meine, bis nach Ventilipulciano.“
„Spätestens dort“, sagte Tim, „könnten
wir ihn kaschen.“
„Begib dich nicht in Gefahr!“ warnte
Max. „Riskier um Himmels willen nichts. Wenn wir heil ankommen, sind wir in
Sicherheit.“
Tim zog es vor, nicht zu antworten.
Dieser Sachschaden! überlegte er.
Fenster kaputt, Kühlergrill kaputt, auf dem Dach eine Delle von der Tränengasbombe,
ein Reifen zerfetzt. Aber erreicht hat er noch nichts, der Bandit. Was will er?
Wieso die hartnäckige Verfolgung?
Sie fuhren. Der schwarze Mann ließ sich
nicht blicken. War er also hinter ihnen?
Ist durchaus nicht gesagt, überlegte
Tim. Mit seiner Maschine hängt er uns auch ab, wenn er ein Stück über
Landstraßen fährt. Max schläft fast ein. An 120 km/h ist nicht mehr zu denken.
100 Sachen — manchmal auch weniger. Aber irgendwann in diesen Ferien werden wir
noch ankommen — irgendwann bestimmt.
„Kaffeepause?“ fragte Max.
Schon recht, dachten alle. Von uns muß
niemand verschwinden, und der Durst ist erträglich. Aber für Sie, Mäxchen, tun
zwei, drei oder vier Espresso hoffentlich Wunder.
Ein Schild kündigte die nächste Station
an.
Tim paßte auf wie ein Luchs. Nein, kein
schwarzer Mann auf schwerer Maschine hatte sie überholt.
Max blinkte, fuhr in die
Raststätten-Ausfahrt und erst mal zu den Tanksäulen.
Ein junger Tankwart mit echtem
Messingkettchen auf der nackten Brust machte es sich zur Ehre, den Rolls Royce
aufzutanken. Die Schäden bemerkte er nicht, der Tankwart, galten seine Blicke
doch Gaby, aber die übersah ihn.
Das Schmachten ging Tim auf die Nerven,
durch eine besondere Art von Zeichensprache bedeutete er dem Jüngling: Ich dreh
dir den Hals um.
Dann war der Tank voll.
Max bezahlte an der Kasse. Trinkgeld.
Sie rollten weiter zum Parkplatz, wo etwa zwei Dutzend Fahrzeuge standen.
Max schloß das Handschuhfach ab.
„Laßt nichts im Wagen liegen!“ warnte
er. „Durch das kaputte Fenster kann jeder hineinlangen.“
Sie gingen zum Ristorante.
Es machte einen guten Eindruck, war
sauber. Man konnte an Tischen sitzen. Die Aschenbecher wurden geleert,
Fettflecke entfernt — aber auch hier war Selbstbedienung am Büffet, wo Risotto
und Pasta in Kübeln dampften, Soßen gluckerten und Fleischernes bruzzelte. Es
gab auch alle Arten von Getränken. Und Obst. Und Torte.
Beim Anblick der Herrlichkeiten
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