Hosen runter: Roman (German Edition)
denn hier gelandet? Auf einem fremden Planeten, auf dem vierzigjährige Frauen sprachen wie kleine Mädchen? Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich eine Konversation ertragen würde, in der permanent verniedlicht wurde. Wie würde sie wohl den Zweiten Weltkrieg nennen, das Zweite Weltkriegchen?
Selbst wenn mir noch nicht klar war, was hier vor sich ging, stand nun auf jeden Fall fest, dass hier heuteNacht kein Sex für mich drin war. Statt es mir mit Nathalie gemütlich zu machen, hockte ich nun mit drei Frauen rum, von denen mich Stefanie und Monika mal kreuzweise konnten. Die eine pflanzte sich im Schneidersitz aufs Sofa, als wäre sie auf einem Esoterikkongress, und die andere wirkte mit dem Zopf und der Brille wie eine Emanze.
»Du bist also der Typ, der nur mit seinem Schwanz denkt«, sagte mir Stefanie ins Gesicht. Interessanterweise klang es angewidert und fasziniert zugleich. Ich nahm spontan an, dass sie eine von den Frauen war, die aus politischer Überzeugung von Softies schwärmten und dann heimlich mit einem Autoschlosser ins Bett gingen. Und sich hinterher beschwerten, dass Männer doch alle nur Primitivlinge wären. Monika starrte mich währenddessen feindselig an, was mich vermuten ließ, dass sie in ihrem Jutebeutel einen Stapel Flugblätter mit sich führte, auf denen sie dafür warb, Typen wie mich mit Berufsverboten zu belegen, weil sie es sexistisch fand, wenn sich Frauen in Negligés hüllten, um ihren Kerlen zu gefallen. Nathalie wich meinen Blicken aus, denn sie wusste, dass sie mich mit zuckersüßer Stimme in eine fiese Falle gelockt hatte, in der mich statt wilden Küssen nun verschimmelter Restmüll aus ideologischen Partisanenkriegen meiner Urahnen erwartete. Der aktuelle Vorwurf an mich lautete nach wie vor, ich würde nur mit meinem Schwanz denken. Und drei Weiber sahen mich erwartungsvoll an, wie ich das zu rechtfertigen gedachte.
»Die besten und intelligentesten Frauen sind die, dieauf ihre Pussy hören«, verteidigte ich mich absichtlich provokant. »Sie bleiben bei den Männern, mit denen sie den besten Sex haben. Und das sind immer die Männer, die nur auf ihren Schwanz hören. Insofern machen Frauen und Männer klugerweise dasselbe, wenn sie Spaß miteinander haben wollen.«
Ich trank einen Schluck Wein und sah genüsslich in die irritierten Gesichter von Monika und Stefanie, denen der Gedanke völlig fremd erschien, dass es zwischen Männern und Frauen darum gehen könnte, sich miteinander zu amüsieren.
»Der trägt sein Hirn ja wirklich zwischen den Beinen«, beschwerte sich Monika bei Nathalie.
Meine Therapeutin zuckte mit den Schultern. »Ach, mit welchem Mann ich ins Bett gehe, das entscheidet bei mir auch nicht immer der Verstand«, unterstützte sie überraschend meinen Standpunkt. Das bestärkte mich in der Vermutung, dass meine Strategie, sie flachzulegen, nur bedeuten konnte, ständig Brücken zwischen den Geschlechtern zu schlagen. Es ging für mich hier nicht darum, den beiden lustfeindlichen Zicken schicke Dessous aufzuschwatzen. Mein Ziel konnte es nur sein, Nathalie abwechselnd mit ein bisschen Radau und inhaltlicher Tragweite von mir zu überzeugen.
»Ich glaube, dass wir heutzutage alle miteinander in einer Klemme stecken«, dozierte ich mit dem gebotenen Ernst. »Als Mann darf man unliebsame Wahrheiten über Frauen nicht mehr aussprechen. Sobald ich mich kritisch über euch äußere, geht ein riesiges Geschrei los und man wird verteufelt.«
»Wir hören dir doch zu, obwohl du solchen Blödsinn redest«, wehrte sich Monika.
Stefanie winkte nur ab. »Ich kann dir sagen, worauf das hinausläuft: dass wir Frauen uns damit arrangieren sollen, dass Männer nur mit dem Schwanz denken!«
»Da muss ich Tom ein wenig in Schutz nehmen«, erwiderte Nathalie. »Er gehört zu der Sorte Mann, die durchaus in der Lage sind, ihre Gefühle zu reflektieren und kritisch zu bewerten. Es fällt ihm nur manchmal schwer, seine Emotionen angemessen zu artikulieren.«
»Na, hören Sie mal«, beschwerte ich mich, aber dann war auch schon Ende der Durchsage.
Nathalie amüsierte meine Verlegenheit. Die beiden anderen Bräute sahen mich eher streng an.
»Machst du eigentlich Sport?«, fragte Stefanie plötzlich.
»Klar«, sagte ich.
»Dann zeig mal!«, meinte sie.
Ich schluckte trocken und nahm schnell einen Schluck Wein. »Soll ich jetzt dreißig Liegestütze vormachen?«, erkundigte ich mich.
»Nein, ich würde bloß gern mal sehen, was ein Typ mit einer so großen Klappe
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