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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Regel
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indem siesich an die geschlossene Tür lehnte. »Vielen Dank, dass du für das Experiment zur Verfügung gestanden hast«, sagte sie schmunzelnd.
    »Was hast du damit bezweckt?«
    »Monika und Stefanie sind aus einer anderen Therapiegruppe, in der nur Frauen mit Bindungsproblemen sind. Deren Probleme sind ja in der Regel etwas anders gelagert als etwa bei den Männern deiner Gruppe. Sie können sich teilweise überhaupt nicht mehr auf Männer einlassen, teilweise nur mit einer Dominanz sexueller Interessen, um nicht zu sagen aus Sexsucht. Die beiden haben lange Jahre keine Partnerschaften mehr gehabt, und ich versuche, sie wieder an real existierende Männer heranzuführen.«
    »Und was hat ausgerechnet mich dazu prädestiniert, auf die beiden losgelassen zu werden?«
    »Nun, es ist eher umgekehrt: Ich habe dich für stabil genug gehalten, dass ich die zwei auf dich loslassen konnte.« Sie grinste und gab die Tür frei. Ich überlegte, sie diesmal einfach zu küssen. Doch sie kam mir mit einem Seitenhieb zuvor. »Übrigens habe ich mich absichtlich aus dem Streit rausgehalten, damit du nicht blöd dastehst. Aber: von wegen Frauen denken nur mit ihrer Pussy – was ist denn mit all den Frauen, die nicht mit einem knackigen Modellathleten zusammen sind, sondern mit einem ziemlich mittelmäßigen Typen? Die denken ja wohl kaum mit ihrer Pussy, und schon bei diesem simplen Beispiel haut deine schöne Theorie nicht hin.«
    »Irrtum, liebe Frau Gassner«, sagte ich. »Diese Frauensuchen einen Mann, der ihnen materielle Sicherheit verspricht, weil sie mit ihm Kinder haben wollen. Du siehst, auch da wird wieder nur mit der Pussy gedacht«, konterte ich sie aus. Ich ließ sie mit ihrem überraschten Gesichtsausdruck stehen und stolzierte davon. Ich spürte, dass sie mir dabei auf den Hintern guckte.

KAPITEL 6
    Wie ich letzte Nacht mal wieder hatte erfahren müssen, bedeutete das Mannsein, sowohl würdevolle als auch erniedrigende Situationen zu erleben und beides möglichst lässig zu ertragen. Bei meiner Therapeutin war ich trotz eines missglückten Dates aufrecht aus der Wohnung gegangen, wovon ich heute Mittag noch zehrte. Es fühlte sich gut an, wie ich mich gegen die drei Frauen behauptet und Nathalie sprachlos zurückgelassen hatte.
    »Hallo Tom«, riss mich eine Stimme mit leicht polnischem Akzent vor einem Drogeriemarkt aus meinen Gedanken.
    Es war Violetta, Hermanns Frau. Ich hatte sie nicht gleich erkannt, denn sie war beladen mit einem halben Dutzend prall gefüllter Designertüten. Ich wusste, dass sie unter Shopping-Attacken litt, aber dass es so schlimm war, hatte ich nicht geahnt. Wahrscheinlich hatte sie gerade zwei Bruttoregistertonnen hautenge, geschmacklose Klamotten gekauft, und das auch noch mit den Kreditkarten ihres Ehemannes. »Hey, wie geht’s?«, fragte ich.
    »Wunderbar«, lächelte sie mich an.
    Ich glaubte ihr, war aber gespannt, wie lange sie sich auf ihren Highheels halten konnte, bis sie unter demgewaltigen Gewicht ihrer Hamsterkäufe zusammenbrach.
    »Ich muss weiter«, schnaufte sie. »Aber ich komme bald mal wieder bei dir zum Shoppen vorbei«, drohte sie mir an.
    Ich blickte ihrem knackigen Hintern nach, als sie ihre Beute zum Parkhaus transportierte, und dachte an Hermann, der sich den Arsch aufriss und sechzig Stunden die Woche schuftete, damit seine Frau ein Leben als Ultra-Consumer führen konnte.
    Nathalie war das genaue Gegenteil einer solchen Frau: gebildet, mit einer sinnvollen Tätigkeit ausgestattet und nicht von einem Mann abhängig. Einerseits war sie seit einer Ewigkeit die erste Frau, die ganz andere Regungen in mir wach werden ließ, andererseits verkörperte sie meine juvenile Furcht, dass die wunderbaren Zeiten sexueller Libertinage vorbei wären. Und genau über diese Zerrissenheit würde ich beim nächsten Gruppentreffen mit ihr reden, um sie mit meiner Fähigkeit zur Selbstreflexion zu beeindrucken.
    »Hast du die Psychotante flachgelegt?«, fragte Hermann.
    Ich blickte zum Bartender, der ihn aber wohl nicht gehört hatte. Und Markus war am Empfang auch zu weit entfernt, um etwas mitzubekommen. Ich tat mich schwer mit dem sexuellen Resultat der letzten Nacht und schüttelte möglichst unauffällig den Kopf. »Aber das lag nicht an mir, sondern an zwei verkrampften Tussen, die sie als Anstandsdamen eingeladen hatte«, verteidigte ich mich.
    »Ach, und ich dachte, bei dir gilt, je mehr Frauen, desto besser?«, sagte Hermann und nahm danach einen Schluck Wodka

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