Hosen runter: Roman (German Edition)
Cranberry.
»Nun ja«, antwortete ich, »wenn einer von uns beiden gefickt wurde, dann bist du es: Ich habe heute nämlich deine Frau beim Shoppen getroffen, und an deiner Stelle würde ich mir Mut antrinken, bevor ich mir die nächste Kreditkartenabrechnung ansehe.«
»Violetta hat ein Budget, an das sie sich eigentlich hält.«
»Erklär mir doch mal was«, bat ich meinen Kumpel. »Warum steht ein Mann wie du, der bei vielen Dingen so guten Geschmack beweist, auf eine Frau wie Violetta, deren Sex-Appeal doch eher billig wirkt?«
Hermann hätte wegen meiner Beschreibung seiner Frau beleidigt sein können, aber er nahm es sportlich. Er rückte auf dem Tresenhocker näher an mich heran. »Weil sie genauso aussieht, wie ich mir als Teenager meine Traumfrau vorgestellt habe, und weil es genau darum geht: dass du als Erwachsener die Träume deiner Jugend wahrmachst.«
»Das sagst du dem Inhaber eines Dessousladens?«
Hermann lächelte mich zufrieden an. »Das ist das Coole an dir, dass du solche Dinge kapiert hast, mein Freund!« Wir stießen mit unseren Gläsern an und tranken sie aus.
Ich drehte mich um, nahm Blickkontakt zu Markus am Empfang auf und winkte ihn heran. Er kam zu uns an den Tresen. »Was gibt’s? Hat unser kleinkarierter Bartender eure Longdrinks wieder falsch zusammengepantscht?Ich hab ihm ausdrücklich gesagt, dass ihr halb Wodka, halb Cranberry bekommt.«
»Frechheit, meinen schönen Wodka mit so viel Saft zu verdünnen«, beschwerte sich Hermann.
»Anders ist mit euch Schmarotzern ja kein Geld zu verdienen«, erklärte Markus, was mich daran erinnerte, dass ich dem Kameradenschwein Ralph noch die Ohren lang ziehen wollte, weil er mich vor Nathalie als schwanzgesteuerten Primaten angeprangert hatte.
»Hast du Ralph die Tage mal gesehen?«, fragte ich Markus.
»Nein. Er hat sich diese Woche rargemacht.«
»Das ist auch besser für ihn«, schimpfte ich. »Der Pisser hat mich bei unserer Therapeutin angeschwärzt.«
»Ach, das hast du rausgekriegt?« Markus schaute mich überrascht an.
Ich stutzte. »Na klar. Ich saß quasi daneben.«
Markus schwieg einen Moment zu lange. Ich sah ihn an, aber er wich meinem Kontrollblick aus. Da war etwas im Busch, von dem ich nichts wusste. Ich stand von meinem Hocker auf und starrte ihm in die Augen.
»Gibt es da irgendwas, worüber du mit mir reden möchtest?«, fragte ich ihn wie ein unnachgiebiger Seelenklempner.
Markus schluckte.
»Was hat Ralph angestellt?«, schaltete ich meinen Ton auf NVA -Grenzer um und rückte ihm auf die Pelle. »Sitzt er gerade bei Frau Gassner auf ihrem Ledersofa und packt über mich aus?«, bohrte ich unnachgiebig. »Hat er vor, ihr zu sagen, dass ich sie flachlegen will?«
»Shit!«, sagte er. »Na ja, von mir hast du es nicht.« Ich nickte reflexartig, damit er es endlich ausspuckte. »Er hat es ihr schon gesteckt!«, murmelte er.
Das wäre das Todesurteil für alle meine Ambitionen bei Nathalie. Ralph hatte ihr eiskalt die Wahrheit über mich offenbart. Dass ich sie ins Bett kriegen wollte, war zwar nur die halbe Wahrheit, denn ich hatte mich wirklich in sie verliebt, aber das würde sie mir nun nicht mehr glauben.
»Wann hat er es ihr gesagt?«, fragte ich.
Markus wischte sich über seine trockenen Lippen. »Ich glaube, gleich nach eurer letzten Therapiesitzung. Als du auf dem Klo warst.«
KAPITEL 7
Ich streckte meinen Kopf auf der zehnminütigen Taxifahrt zu Ralph aus dem Seitenfenster, aber der Fahrtwind kühlte meine Rachegelüste nicht ab. Er hatte eine nicht wiedergutzumachende Schandtat begangen, und dafür würde er büßen. Faktisch war meine Drohkulisse jedoch sehr beschränkt: Ralph wohnte im Hochparterre, selbst wenn ich wie ein übler Geldeintreiber auftrat und ihn an seinen Knöcheln kopfüber aus dem Fenster hängen würde, würde ihm das kaum Angst einjagen. Sollte ich ihn abstürzen lassen, würde er sich schlimmstenfalls eine Sehnenscheidenentzündung holen. Das war nichts im Vergleich zu meinen Problemen.
»Du mieser Verräter!«, blaffte ich ihn an, als er mir die Tür aufmachte.
Nach einer kurzen Schrecksekunde winkte er einfach ab. »Darüber spreche ich nicht mit dir!«
Mit zwei schnellen Schritten stellte ich mich ihm in den Weg. »Du quatschst doch sonst so gern! Vor allem mit Frauen, die ich scharf finde!«
»Das hast du dir selber zuzuschreiben«, schob er mir die Verantwortung in die Schuhe und wandte sich ab.
»Ach!«, stieß ich entrüstet hervor. »Hat jetzt wieder mein
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