Hosen runter: Roman (German Edition)
mir das mit der Therapiegruppe angetan hast.«
Sobald wir in der Bar angekommen waren, legte Hermann los mit seinem Plädoyer.
»Du weißt, dass ich früher alles gevögelt habe, was einen Puls und eine Körpertemperatur von über dreißig Grad hatte«, ging er mit seiner Vergangenheit ins Gericht. »Und als ich mit Violetta zusammenkam und sich alles änderte, hab ich auf einmal gemerkt, wie viel besser es mir damit geht. Dass es eine super Zeit war, aber dass sie irgendwann beendet sein musste. Dass man sich weiterentwickeln muss, Mann. Als ich dann mitbekommen habe, dass du ähnlich schmerzfrei in der Gegend rumbumst und gar nicht mehr damit aufhören willst, wollte ich nicht, dass du unter die Räder kommst.«
Ich glaubte ihm nicht. »Meine Therapeutin hat ausgesagt, ihr wärt genervt gewesen von meinen Angeberstorys.«
Hermann verzog das Gesicht. »Ja, wir konnten es echt nicht mehr hören! Verstehst du? Wir leben entweder in festen Beziehungen oder abstinent, weil wir älter geworden sind und sich die Zeiten eben geändert haben. Und das ist auch gut so!« Er grinste mich an. »Und da ist es nur schwer auszuhalten, wenn man von seinem besten Kumpel ständig seine neuen Weibergeschichten unter die Nase gerieben bekommt.«
Markus nickte zustimmend.
»Ihr hättet mir doch was sagen können«, beschwerte ich mich. »Stattdessen lotst ihr mich da zu dieser verklemmten Truppe!«
»Glaubst du wirklich, du wärst da jemals freiwillighingegangen?«, sah mich Markus mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Ich wischte mir über die Stirn, denn es war heiß und stickig in dem vollen Laden. Trotz Rauchverbots wurde überall gequalmt, die Elektrobässe wummerten, und es war so eng und hysterisch, wie es in diesen Bars in den ersten Monaten immer war.
»Ich bleibe dabei, ihr hättet ehrlich mit mir reden können«, warf ich meinen Freunden vor.
»Ach, du meinst, du wärst unglaublich begeistert gewesen, wenn wir versucht hätten, dir zu sagen, dass es auf die Dauer anödet, wenn du deinen kleinen Pimmel in alles reinsteckst, was feucht wird?«, fragte Hermann.
»Es wäre ehrlich von euch gewesen und nicht so verlogen«, beharrte ich.
»Du hast eine tolle Frau durch uns kennengelernt. Ich finde, du könntest ein wenig dankbarer sein«, schob Markus mir den Schwarzen Peter zu.
»Sie hat sich von mir getrennt«, teilte ich ihm mit.
»Warum das denn?«, fragte er.
»Ist doch egal. Ich will einfach nur wissen, was ihr euch bei dem Scheiß gedacht habt«, wurde ich etwas lauter.
»Sieh es doch mal so: Ein falscher Handgriff von dir und es hätte dich deine berufliche Existenz kosten können«, belehrte mich Hermann.
»Du hattest echt Sorge, dass mich eine von denen verklagt, weil ich sie gevögelt habe?«, zeigte ich ihm einen Vogel.
»Es reicht doch, wenn sich rumspricht, dass du Kundinnenan die Wäsche gehst, dann kannst du zumachen«, meinte er. »Allein die Anwaltskosten hätten dich ruiniert, aber daran siehst du, was für ein guter Freund ich bin: dass ich selbstlos auf dieses zu erwartende Honorar verzichtet habe, weil mir dein Wohlergehen wichtiger ist als das Geld, das ich an dir verdienen könnte.«
Markus war nicht ganz so gut darin, sich rauszureden wie Hermann, also versuchte ich mein Glück bei ihm. »Und warum bitte schön hast du bei dieser abgekarteten Sache mitgemacht?«
»Na ja, als es mir dreckig ging, weil Tanja mich mit dem Kind hat sitzen lassen, da konnte ich dich immer anrufen. Du warst immer für mich da, und das wollte ich dir irgendwie zurückgeben.«
»Ach, hör bloß auf !«, blaffte ich ihn an. »Du bist mir tierisch auf den Keks gegangen mit deinem Terror. Jedes Telefonklingeln war doch wie ein Stromschlag, weil man immer dachte, Scheiße, jetzt hängt der wieder stundenlang in deiner Leitung und labert dich zu.«
»Trotzdem bist du immer rangegangen, warst eben ein echter Freund, und deswegen hab ich mich auch gern an den Kosten für deine Therapie beteiligt.«
Dagegen konnte man eigentlich nichts sagen. Sprachlos sah ich meine Kumpels an. Ich hatte plötzlich den Eindruck, von erwachsenen Männern umgeben zu sein, mit denen ich immer befreundet bleiben wollte. Trotz einer gewissen Jugendlichkeit hinterließen auch bei uns die Jahre ihre Spuren, und es war ein gutes Gefühl, keine fünfzehn mehr zu sein und im Gleichschritt mitden Freunden älter zu werden. Und sie machten sich Gedanken über mich, was bei der permanenten Ablenkung heutzutage eine Leistung war, denn wer kümmerte
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