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Hosen runter: Roman (German Edition)

Hosen runter: Roman (German Edition)

Titel: Hosen runter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Regel
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eine Art Gong, es war die erste Warnung, dass die Modenschau in wenigen Minuten beginnen würde. Ich erklärte es Hermann, der sich erfreut die Hände rieb.
    Wir gingen die geschwungene Treppe in den ersten Stock hinauf, der bis auf die kahlen Wände und verzierten Stützpfeiler entkernt war. Reihen barocker Stühle füllten den Raum, zwischen denen sich der Laufsteg hindurchschlängelte. Ich erkannte einen schlecht angezogenen Typen, vor dem ich am liebsten geflüchtet wäre, konnte aber nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Der Langweiler hatte einen Dessousversand und winkte mir zu, dann kam er zu allem Unglück auch noch mit einer hammerscharfen Blondine im Arm zu uns rüber, um mit seiner Trophäe anzugeben.
    »Tag die Herren«, begrüßte er uns. »Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen?«
    Sie sah atemberaubend aus und lächelte so tiefenentspannt, wie es nur die ganz verschlagenen Biester tun. Hermann schüttelte allzu ausgiebig ihre manikürte Hand. Ihr Mann grinste dabei selbstgefällig, weil er sein Glück wahrscheinlich selbst kaum fassen konnte, so eine Megafrau abbekommen zu haben.
    »Ich könnte kotzen«, sagte ich zu Hermann, als das Ehepaar außer Hörweite war. »Selbst so ein Schnösel mit artigem Scheitel und Kassenbrille zieht eine Eins-a-Frau an Land. Das macht doch alles keinen Spaß mehr.«
    »Fünftklassiger Typ mit erstklassigem Konto. Das zieht immer«, referierte Hermann nüchtern.
    »Siehst du, das ist genau der Grund für meine beschissene Laune: Wenn du als Mann abgezockt genug bist, deinen Jahresumsatz als Speck auszulegen, beißen die Mäuse an«, jammerte ich. »Aber wenn man ehrlich  ist, sein Herz öffnet, weil man die Frau, die man liebt, nicht betrügen will, dann kriegt man auf die Fresse.«
    »Ich finde, du solltest mit Ralph zusammenziehen, dann könnt ihr euch gegenseitig die Ohren vollheulen, wie gemein Frauen sind«, meinte er trocken.
    »Stell dir vor  – dass Nathalie nichts mehr von mir wissen will, schüttelt mich amtlich durch. Sie zu verlieren, das ist, als wenn jemand stirbt«, trauerte ich meiner verlorenen Liebe nach.
    Hermann sah mich ernst an. »Jetzt hör mir mal gut  zu, mein lieber Freund«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Wir sind hier im Paradies. Gleich werden die schärfsten Schnittchen in heißer Unterwäsche direkt vor unserer Nase rumstolzieren. Und das lasse ich mir von dir nicht versauen!«
    »Verklag mich doch«, riet ich ihm.
    Er konnte darüber nicht lachen. »Wo sind unsere Plätze?«, fragte er streng.
    Für uns war in Reihe drei in unmittelbarer Reichweite des Catwalks reserviert, was Hermann wieder fröhlicher stimmte. Er nahm sich den bereitliegenden Katalog von seinem Stuhl und blätterte neugierig darin. »Die Firma ist bekannt dafür, nur edle Stoffe zuverwenden und damit äußerst sparsam umzugehen«, teilte er mir grinsend mit.
    »Ja, es gibt Leute, die würden dir K.o.-Tropfen in den Drink kippen, um an dein Ticket für die Show zu kommen«, flüsterte ich ihm zu.
    »Wenn du damit Markus meinst, der hockt zu Hause mit Frau und Kind und macht auf trautes Familienleben«, informierte er mich. »Den könntest du selbst dann nicht von dort wegzerren, wenn du ihm schriftlich versichern würdest, dass es hier drei geile Models gleichzeitig mit ihm treiben wollen.«
    »Wie hat er sie eigentlich wieder rumgekriegt? Wieso ist sie zu ihm zurückgekehrt?«, erkundigte ich mich nicht ganz uneigennützig nach möglichen Rezepten für eine erfolgreiche Wiedervereinigung.
    »Ich glaube, sie hat eingesehen, dass es für das Kind am besten ist, wenn es Vater und Mutter hat. Insofern hat sie Markus den Ausrutscher verziehen und ist jetzt wieder voll für das Baby da.«
    »Ja, der Zwerg ist manchmal unschlagbar niedlich«, sagte ich. Nur hatte ich leider kein Kind zur Hand, mit dem ich Nathalie zu mir hätte zurücklocken können.
    »Bonjour, Mesdames et Messieurs«, begrüßte uns jetzt der graumelierte Manager der französischen Wäschemarke. Das Mikrofon in seiner Hand hatte ein langes Kabel, so dass er wirkte wie ein Schlagersänger aus den siebziger Jahren. Er hielt mit seinem charmanten Akzent eine Ansprache auf Deutsch, die von allen mit einem freundlichen Applaus bedacht wurde. Anschließend wurde das Licht gedämmt und Serge Gainsbourgstöhnte aus den Boxen, als würde er gerade ein ganzes Mädchenpensionat vernaschen. Dann betrat das erste Model den Laufsteg. Ein fester Griff krallte sich in meinen Oberschenkel. »O mein Gott, o mein Gott!«,

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