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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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dass sie wohlauf sind.«
    Talley zielte auf Howell, dann wieder auf den Großköpfigen. Howell nahm ein Handy aus der Tasche und wählte. Jemand meldete sich, und er befahl, die Frau an den Apparat zu holen. Dann streckte er Talley das Handy hin.
    »Hier – sprechen Sie mit ihr. Der geht's gut.«
    Talley rammte seiner Manndeckung den Pistolenlauf unter den Kiefer: »Keine Bewegung.« Howell kam mit dem Handy näher und hielt es mit zwei Fingern wie eine Teetasse. Talley nahm es mit der freien Hand, und Howell trat ein paar Schritte zurück.
    »Jane?«
    »Jeff! Wir …«
    Aufgelegt.
    »Mist!«
    Howell zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Was erwartest du denn?
    »Sehen Sie – sie leben. Ob's so bleibt, hängt von Ihnen ab.«
    Talley warf Howell das Handy zu und zog eine Diskette aus der Tasche. Das war der Moment, wo alles schiefgehen konnte. Jetzt setzte er alles auf eine Karte.
    »Eine Diskette. Die andere kriegen Sie, wenn ich meine Frau und meine Tochter habe. Telefonieren reicht mir nicht – ich will sie haben. Danach bekommen Sie die zweite Diskette. Falls Ihnen das nicht passt – Pech gehabt. Wenn Sie mich umbringen, gehen alle in den Bau.«
    Er warf die Diskette aufs Bett.
    Es war deutlich, dass Howell mit einer Diskette nicht zufrieden war, und genau darauf spekulierte Talley. Er wollte, dass Howell aus dem Gleichgewicht geriet und unruhig wurde. Das hier war Verhandlungspoker. Talley wusste, dass Howell seine Möglichkeiten genauso abwog wie er selbst. Howell würde sich fragen, ob Talley die zweite Diskette dabei hatte. Wenn ja, könnte er ihn einfach erschießen, die Disketten nehmen, und alles wäre vorbei. Aber Howell konnte es nicht wissen. Wenn er Talley umbrachte und sich herausstellte, dass der die zweite Diskette nicht bei sich trug, saß er in der Tinte. Also würde er ihn nicht umbringen. Noch nicht. Und das verschaffte Talley die Möglichkeit, die Freilassung von Amanda und Jane zu erzwingen.
    Er beobachtete die Anspannung in Howells Miene und sagte kein Wort.
    Howell nahm die Diskette.
    »Mal sehen, ob die echt ist.«
    »Die ist echt.«
    »Das muss ich nachprüfen.«
    Auf dem Nachttisch lag ein Laptop, an den ein externes Laufwerk für Zip-Disketten angeschlossen war. Howell setzte sich auf die Bettkante, öffnete ein paar Dateien und brummte beifällig.
    »Gut. Das ist die eine. Und wo ist die andere?«
    »Erst meine Familie. Wenn ich die sehe, bekommen Sie die zweite – so läuft der Hase.«
    Schweiß tropfte Talley aus dem Haar und lief ihm den Nacken runter. Das kribbelte wie Ameisen. Entweder würde Howell das Risiko eingehen oder nicht. Es gab keinen dritten Weg. Weder für Talley noch für Howell. Alles hing davon ab, wer als Erster die Nerven verlor.
    Es war ein Duell.
    Talley wartete, während Howell seine Möglichkeiten abwog. Er wusste schon, wie er sich entscheiden würde, denn er hatte ihm keine Wahl gelassen.
    Howell griff zum Telefon.
    Glen Howell
    Talley verhielt sich nicht wie ein Ex-Polizist, der an seinem Job kaputtgegangen war und sich irgendwo verkrochen hatte, sondern ging wie ein waschechter SEK-Straßenfeger von der Sturmtruppe vor. Aber auch er hatte Muffensausen. Und Howell wusste, dass er sich das zunutze machen musste, indem er Talley so viel Angst einjagte, Frau und Tochter zu verlieren, dass er aufhörte zu denken. Howell ging davon aus, dass Talley die zweite Diskette dabei hatte – aber das konnte er nur herausfinden, indem er ihn umbrachte. Und wenn er sich verschätzt hatte, wäre er am Ende. Sonny Benzas Botschaft war eindeutig – bei Misserfolg würde er Howell töten.
    Marion Clewes war sofort am Apparat.
    »Ja?«
    Howell sprach klar und deutlich und sah Talley dabei die ganze Zeit an. So wollte er ihm vermitteln, dass er das Leben seiner Familie in der Hand hatte.
    »Bring sie her. Halte vor dem Motelzimmer, aber steig nicht aus. Ich will ihm zeigen, dass sie wohlauf sind.«
    »Ist geritzt.«
    Howell beobachtete Talley genau und merkte, dass dieser sich anspannte, als er hörte, Clewes solle im Wagen bleiben. Das gefällt ihm also nicht, dachte er, auch wenn er es nicht zeigen will. Das ermutigte Howell: Er hatte offenbar einen Joker ausgespielt.
    »Leg nicht auf, sondern bleib am Apparat – ich will noch mit dir reden.«
    »Alles klar.«
    Howell ließ das Telefon sinken. Clewes hatte in der Nähe hinter einer Tankstelle geparkt und würde in kürzester Zeit da sein.
    »Also, Talley – sie sind unterwegs.«
    »Es reicht mir nicht, die

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