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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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seinen Colt fallen.
    Seine Manndeckung sprang mit einem Satz davon. Howell und der Großkopf stürmten vor, griffen sich Talleys Waffe und stießen ihn gegen die Wand. Er fühlte sich wie ein Insekt im Schaukasten. Howell tastete ihn ab, obwohl Talley ihm sagte, wo die zweite Diskette war:
    »Vorne links in der Hosentasche.«
    Talley war wie betäubt und fühlte sich besiegt. Draußen stieg der Mann aus dem Wagen und kam zur Tür. Talley beobachtete Amanda und Jane. Jane sah ihm in die Augen, und in diesem Moment fühlte er sich von einer Woge der Zuneigung gestärkt, die ihn fast davonschwemmte.
    Howell schob die Diskette ins Laufwerk.
    Talley sah zu, wie er sie öffnete, und es bereitete ihm ein bitteres Vergnügen, wie Howells Miene sich verfinsterte und er wütend wurde.
    »Sie Mistkerl! Das ist nicht die zweite Diskette. Die hier ist leer!«
    Talley fühlte sich dem Zimmer und diesen Leuten eigenartig entrückt. Er sah wieder zu Jane und lächelte. Es war das kleine Lächeln, das sie einander so oft nachts im Bett zugeworfen hatten. Dann drehte er sich wieder zu Howell um.
    »Ich hab die zweite Diskette nicht mehr. Die hab ich den Sheriffs gegeben, und die leiten sie ans FBI weiter. Benza ist geliefert. Und Sie auch. Daran kann keiner von uns beiden mehr etwas ändern.«
    Talley beobachtete die ungläubige Miene, die sich in Howells Gesicht wie eine große Blase breit machte, die langsam zur Wasseroberfläche aufstieg.
    »Sie lügen.«
    »Nein. Wir sind hier fertig, Howell. Gehen wir – gehen wir, und Sie ersparen sich eine Mordanklage.«
    Howell stand ganz steif da. Wie ein Automat in Menschengestalt. Dann tapste er unbeholfen und wie unter Schock ums Bett herum, hob seine Waffe auf und zielte auf Talley.
    »Sind Sie verrückt geworden?«
    »Ich will nur meine Familie nach Hause holen.«
    Howell schüttelte den Kopf, als könnte er noch immer nicht glauben, was passierte. Dann blickte er benommen zum Mann in der Tür, der im Auto gesessen hatte.
    »Bring sie alle um!«
    Marion Clewes
    Marion sah zu, wie Glen Howell die zweite Diskette öffnete. Er war enttäuscht, dass Talley versucht hatte, sie auf so billige Weise auszutricksen, aber er hatte damit gerechnet. Talley war schließlich Polizist. Marion hatte keinen Moment angenommen, er werde einen Mann wie Sonny Benza davonkommen lassen – selbst dann nicht, wenn der seine Familie in der Gewalt hatte. Immerhin war es nur korrekt, die Diskette den zuständigen Behörden auszuhändigen.
    »Bring sie alle um!«
    Es ging nur darum zu funktionieren: Man wurde belohnt, wenn man Erfolg hatte, und bestraft, wenn man versagte. Diesmal entschieden die Disketten über Erfolg und Versagen – und Glen Howell hatte sie nicht wiederbeschafft.
    Das machte Marion traurig. Er hatte Glen Howell immer gemocht, obwohl Mr. Howell ihn nicht gemocht hatte.
    Befehl ist Befehl.
    Marion hob die Pistole.
    Talley
    Der Mann in der Tür, den Howell Marion genannt hatte, hob die Pistole und zielte auf Talleys Gesicht. Er war eine durchschnittliche Erscheinung – der Typ Mann, der nicht auffällt und an den sich kein Zeuge erinnert. Ein Jedermann – normale Größe, Normalgewicht, braunes Haar, braune Augen.
    Talley starrte in das schwarze Loch des Laufs und machte sich auf die Kugel gefasst.
    »Es tut mir Leid, Jane.«
    Marion riss seine Pistole zur Seite und drückte ab, zielte und drückte ab, zielte und drückte ab. Die erste Kugel erwischte Howell überm rechten Auge; die zweite Talleys Manndeckung von vorhin, und zwar ins linke Auge; die dritte den Großkopf, diesmal in die Schläfe.
    Marion senkte die Waffe.
    Talley stand reglos an der Mauer und beobachtete ihn wie das Kaninchen die Schlange.
    Marion zuckte die Achseln.
    »Das Leben ist gnadenlos.«
    Er durchquerte das Zimmer, nahm die Diskette, auf der sich der erste Teil von Benzas Daten befand, steckte sie ein und ging zum Auto. Er half erst Jane, dann Amanda beim Aussteigen, ging um den Wagen herum, setzte sich ans Steuer und fuhr wortlos davon. Talley sah, dass er noch auf dem Parkplatz sein Handy aus der Tasche zog.
    Im Motel war es vollkommen still.
    Durch Bristo Camino war ein Sturm gefegt, der Talley über den Kopf gewachsen war, vor dem aber auch seine Selbstzweifel und Verlusterfahrungen gering erschienen. Jetzt war das Unwetter vorüber. Jetzt waren nur noch sie drei übrig.
    »Jane?«
    Talley stolperte nach draußen, lief zu seiner Frau und umarmte sie in wilder Verzweiflung. Dann zog er seine Tochter an sich und

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