Hostage - Entführt
runzelte die Stirn.
»Der Arm des Alten reicht weit. Der kriegt uns selbst im Knast.«
Benza sah ihn an.
»Mein Gott, Sally – deinen Optimismus möchte ich haben.«
Tuzee verschränkte die Arme und zuckte die Achseln.
»Was soll's – wenn wir die Disketten kriegen, kann uns das FBI nichts nachweisen, und Castellano wird nie erfahren, was passiert ist. Das kann sich alles wieder einrenken.«
Benza beschloss zu packen. Für den Fall, dass es sich nicht einrenkte.
27
Samstag, 03:37
Santa Clarita, Kalifornien
Talley
Talley fuhr ohne Licht und wich entgegenkommenden Fahrzeugen auf dem Seitenstreifen aus. Hundert Meter vor dem Motel bog er von der Straße ab und ließ sein Auto im struppigen Gras neben dem Bankett stehen. Gut, dass er gestern Abend einen schwarzen Pulli angezogen hatte. Er befestigte eine Rolle Paketband an einer Gürtelschlaufe und schob ein paar Plastikhandschellen in die Tasche. Dann rieb er sich Staub ins Gesicht und auf die Hände, damit sie nicht glänzten, zog seinen Colt und trabte Richtung Motel. Der Mond stand wie eine blaue Perle am Himmel und beschien das Gelände.
Talley vermutete, dass Howell Beobachter postiert hatte, um gewarnt zu werden, falls die Polizei kommen sollte. Er arbeitete sich bis zur Grundstücksgrenze des Motels vor, blieb im Schutz eines spitzblättrigen Strauches stehen und suchte die Bereiche des Geländes, die im Halbdunkel lagen, nach Bewegungen oder Umrissen ab, die nicht in die Umgebung passten. Als er noch beim SEK gewesen war, hatte er sich an viele hundert Häuser angeschlichen, in denen Bewaffnete saßen. Diesmal war es nicht anders. Das Motel war ein lang gestreckter, doppelstöckiger Bau mit einem Parkplatz rundum. Vor den Zimmern im Erdgeschoss waren in unregelmäßigen Abständen Autos abgestellt. Zwei große Sattelschlepper standen hinter dem Motel, ein dritter an der Straße. Talley schlich um das ausgeleuchtete Gelände herum und hielt alle paar Schritte an, um zu spähen und zu horchen.
Er entdeckte einen Beobachter zwischen den Rädern eines Fünfachsers auf dem Parkplatz. Und kurz darauf den zweiten, der auf der anderen Straßenseite unter einem Pfefferbaum lag. Talley sah sich sorgfältig nach weiteren Posten um, aber es blieb bei diesen beiden.
Duane Manelli
Manelli lag bäuchlings auf dem harten Boden neben dem Stamm des Pfefferbaums und beobachtete, wie L.J. Ruiz zwischen den Rädern des Fünfachsers herumschlich. Sie hielten per Handy Verbindung. Falls einer von ihnen ein Auto kommen sah oder etwas Verdächtiges entdeckte, konnte er den anderen und Glen Howell alarmieren. Manelli gefiel es nicht, dass L.J. sich bewegte, denn das zeigte, dass er sich langweilte – und gelangweilte Menschen machen Fehler.
Er flüsterte ins Handy: »L.J. – bist du auf deinem Posten?«
»Aber klar.«
»Dann pflanz dich hin und hör auf rumzulaufen.«
»Spaßvogel – ich rühr mich gar nicht von der Stelle.«
Manelli antwortete nicht: L.J. schlich jetzt nicht mehr herum – was sollte er sich da aufregen. Duane Manelli hatte als Soldat lange genug Nachtaufklärung geübt, um sich an das Gebot der Funkstille zu halten.
Er legte sich flach auf den Boden.
Ruiz sagte etwas, doch Manelli konnte ihn nicht verstehen.
»Noch mal.«
Keine Antwort.
»Ich hab dich nicht verstanden, L.J. Was hast du gesagt?« Nichts. »L.J.?«
Manelli hörte hinter sich Schotter knirschen. Dann sah er Sterne.
Talley
Mit den Plastikhandschellen fesselte Talley Manellis Gelenke hinterm Rücken und zog die Enden fest an. Dasselbe machte er mit den Knöcheln, rollte ihn herum und verpasste ihm eine Ohrfeige.
»Wach auf.«
Die nächste Ohrfeige war kräftiger.
»Wach gefälligst auf. Du bist verhaftet.«
Manellis Lider flatterten. Talley wartete, bis er klar sah, und drückte ihm dann den Colt an den Hals.
»Du weißt, wer ich bin, oder?«
»Talley.«
»In welchem Zimmer sind sie?«
»In keinem. Howell hat sie wegbringen lassen.«
Talley fluchte in sich hinein. Er hatte zwar nicht damit gerechnet, dass Howell sie in diesem Motel gefangen hielt, aber doch darauf gehofft.
»Also – wo sind sie?«
»Ich weiß es nicht. Clewes hat sie mitgenommen.«
Clewes? Den Namen hatte Talley noch nie gehört, aber das war egal. Er hatte von keinem dieser Leute vorher gehört.
»Wo hat Clewes sie hingebracht?«
»Ich weiß es nicht. Er ist mit dem Auto weg. Howell will ihn anrufen. Ich weiß nicht, was sie vorhaben – das haben sie für sich behalten.«
Talley
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