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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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beiden zu sehen. Ich gebe Ihnen die Diskette erst, wenn ich meine Frau und meine Tochter wiederhabe.«
    »Verstehe.«
    Howell hörte den Wagen kommen. Clewes bog in die Parklücke neben dem Mustang und hielt mit der Schnauze vor der offenen Zimmertür. Die Frau – diese Jane – saß auf dem Beifahrersitz, die Tochter auf der Rückbank. Beide waren gefesselt und hatten Klebeband vor dem Mund.
    Howell sah, dass Talley sich ein wenig zur Tür und zu seiner Frau bewegte, sich dann aber beherrschte und wieder zu ihm blickte.
    »Er soll aussteigen.«
    Howell hob sein Handy.
    »Marion?«
    Im Wagen setzte Clewes sein Telefon ans Ohr. Die beiden sahen einander durch die offene Zimmertür.
    »Ja, Sir?«
    »Ziel auf ihren Kopf.«
    Marion Clewes
    Im Auto ließ sich's wirklich aushalten, fand Marion – es roch lecker nach Neuwagen, der Motor vibrierte leicht im Leerlauf, die Welt lag hinter geschlossenen Fenstern, und die Klimaanlage blies ein laues Lüftchen. Nur das Weinen der beiden Frauen und die Stimme am Handy passten nicht in die Idylle. Die Tränen bereiteten Marion kein Vergnügen.
    »Ja, Sir.«
    Befehl ist Befehl. So wie es Glen Howells Aufgabe war, die Disketten wiederzubeschaffen, wusste Marion genau, was er zu tun hatte – und wann. Es ging nur darum zu funktionieren: Man wurde belohnt, wenn man Erfolg hatte, und bestraft, wenn man versagte. Diesmal entschieden die Disketten über Erfolg und Versagen.
    Marion setzte der Mutter die Pistole an den Kopf. Sie bebte und presste die Augen fest zu. Hinter ihr stöhnte die Tochter laut auf dem Rücksitz.
    Marion lächelte freundlich, um den beiden die Lage angenehmer zu machen. Sogar noch, als er den Ereignissen im Motelzimmer zusah.
    »Keine Panik, meine Damen. Das wird schon werden.«
    Seine Pistole zitterte kein bisschen.
    Talley
    Talleys Welt schnurrte auf ein Auto zusammen, das gerade mal zehn Schritte entfernt stand. Er sah alles, was im Wagen geschah, in surrealer Klarheit: Der Mann am Steuer setzte Jane eine kleine, schwarze Pistole an die Schläfe; Tränen strömten glitzernd aus ihren Augen; auf dem Rücksitz warf sich Amanda weinend hin und her.
    Talley schrie: »Nein!«
    Howell behielt das Telefon am Ohr und sagte zu Talley, gleichzeitig aber auch zu dem Mann im Auto: »Geben Sie mir die zweite Diskette, oder er bringt Ihre Frau um.«
    »Nein!«
    Talley fuhr herum und zielte auf den Mann im Wagen, fürchtete aber, die Windschutzscheibe werde seinen Schuss abfälschen. Das hier war nicht wie damals, als Neil Craimont den Mann erschossen hatte, der Talley vor dem Kindergarten eine Pistole an den Kopf gesetzt hatte – der Mann im Wagen saß hinter Glas, und ein präziser Schuss war kaum möglich. Mit einem Ruck drehte sich Talley wieder zu Howell und zielte auf ihn. Plötzlich stimmte gar nichts mehr; alles, was er versucht hatte, war schief gegangen.
    Howell war am Gewinnen.
    »Ich bring Sie um, Howell! Sie werden die Diskette nie bekommen!«
    »Er wird Ihre Frau erschießen – aber Ihre Tochter ist dann noch am Leben. Hörst du, Marion?«
    Talley sah den Mann am Steuer nicken und zielte wieder auf ihn.
    »Ich bring dich um! Hörst du das, ja? Hörst du das?!«
    Der Mann im Wagen lächelte.
    Howell sagte ruhig und sachlich:
    »Ich hab dann immer noch Ihre Tochter – auch wenn Ihre Frau tot ist. Sehen Sie sie im Auto zappeln, Talley? Aber wenn Sie mich erschießen, bringt er Ihre Tochter auch um. Wollen Sie beide verlieren?«
    Talley atmete so heftig, dass sein Colt zitterte. Wenn er den Schuss etwas tiefer ansetzte, würde die Kugel nach oben abgefälscht – aber wie weit? Falls er den Mann im Wagen nicht genau traf, würde es Jane das Leben kosten. Und wenn Talley abdrückte, würde Howell oder der Großköpfige ihn erschießen – dann würden sie alle drei umgebracht.
    Howell sagte: »Es hat sich ausverhandelt, Talley. Ich hab gewonnen.«
    Talley sah ihn an und kalkulierte die Schüsse durch – erst den Mann im Auto, dann Howell, dann noch den Großkopf, der weiter auf dem Boden kniete. Um seine Familie zu retten, musste er alle drei erschießen. Das schaff ich nicht, dachte er.
    Howell sagte: »Lassen Sie Ihre Waffe fallen, und geben Sie mir die zweite Diskette. Geben Sie sie mir, oder er bläst ihr das Gehirn an die Scheibe.«
    Talley kämpfte mit den Tränen, denn er dachte, sie würden sowieso alle drei sterben. Aber eine Chance hatte er noch. Eine kleine Chance, weil Howell und Benza noch immer auf die zweite Diskette brannten.
    Er ließ

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