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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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pfiff über Talleys Auto hinweg, die andere prallte an seiner Windschutzscheibe ab. Talley rollte sich aus der Tür, machte sich ganz klein und verschanzte sich hinterm Vorderrad. Mike Welch lag gut zehn Meter entfernt auf dem Rasen vor einem großen Haus im Tudor-Stil.
    Anders rief: »Welch hat's erwischt. Sie haben ihn niedergeschossen!«
    »Sind die drei Täter alle im Haus?«
    »Keine Ahnung! Wir haben niemanden gesehen!«
    »Sind noch andere Leute drin?«
    »Keine Ahnung!«
    Aus östlicher Richtung hörte man sich nähernde Sirenen. Das konnten nur Dreyer und Mikkelson in Wagen sechs und die Rettungssanitäter sein. Jetzt wurde nicht mehr geschossen, doch man hörte, dass drin geschrien und gebrüllt wurde. Talley legte sich flach auf den Boden und rief unter seinem Wagen hindurch:
    »Mike – hörst du mich?«
    Welch reagierte nicht.
    Anders schrie mit verzweifelter Stimme:
    »Ich glaube, er ist tot!«
    »Schrei nicht so, Larry. Ich bin nicht taub.«
    Talley musste die Situation beurteilen und Entscheidungen treffen, ohne zu wissen, mit wem er es zu tun hatte und worum es eigentlich ging. Welch lag reglos und ungedeckt mitten im Vorgarten. Talley musste handeln.
    »Grenzt das Grundstück an die Flanders Road?«
    »Ja, Sir. Der rote Nissan Pick-up steht direkt an der Mauer, die hinterm Haus verläuft! Das sind die drei, die Kims Laden überfallen haben!«
    Die Sirenen kamen näher. Talley musste davon ausgehen, dass auch Unschuldige im Haus waren. Und dass Mike Welch noch am Leben war. Er nahm sein Funkgerät.
    »Wagen eins an Wagen sechs. Wer spricht?«
    Er hörte Dreyers Stimme.
    »Dreyer hier, Chief. Wir sind in einer Minute da.«
    »Und der Krankenwagen?«
    »Ist direkt hinter uns.«
    »Gut. Ihr fahrt in die Flanders Road und bezieht beim Pick-up Stellung – für den Fall, dass die Männer wieder über die Mauer klettern. Schickt den Krankenwagen her, aber lasst die Sanitäter an der Einfahrt zum Castle Way warten. Ich bring Welch zu ihnen.«
    Talley unterbrach die Verbindung.
    »Larry – habt ihr aufs Haus geschossen?«
    »Nein, Sir.«
    »Lasst es weiter sein.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Bleibt in Deckung. Und schießt nicht aufs Haus.«
    Talley kroch wieder auf den Fahrersitz, behielt den Kopf unten und ließ die Wagentür offen. Er setzte zurück, jagte dann in die Einfahrt und auf den Rasen, hielt zwischen Welch und dem Haus und nutzte das Auto als Deckung. Wieder ein Schuss, diesmal durchs Beifahrerfenster. Talley rollte sich aus dem Wagen und landete fast auf Welch, öffnete die Tür hinterm Fahrersitz und zog ihn zum Auto. Es war, als schleifte er eine 90 Kilo schwere Leiche, aber Welch lebte noch und stöhnte. Talley richtete Welchs Oberkörper auf und stemmte den Verletzten mit größter Kraftanstrengung vom Rasen auf den Rücksitz, legte ihn dort flach hin und winkelte seine Beine an, damit er die Tür zuschlagen konnte. Dann sah er Welchs Revolver auf dem Rasen, holte ihn, kroch wieder hinters Steuer, drückte das Gaspedal durch, schlingerte mit nach links und rechts ausbrechendem Heck über den schlüpfrigen Rasen und erreichte die Straße. Er jagte die Sackgasse zurück bis zur Einmündung, wo der Rettungswagen wartete. Zwei Sanitäter zogen Welch von der Rückbank und drückten ihm eine Kompresse auf die Schulter. Talley fragte nicht, ob er durchkommen werde. Er wusste aus Erfahrung, dass sie das noch nicht sagen konnten.
    Talley blickte in die Sackgasse und spürte, dass er zitterte. Der erste Panikschub klang ab, und er hatte jetzt Zeit zum Überlegen. Zeit für die Feststellung, dass hier genau das passierte, was ihn schon in Los Angeles so teuer zu stehen gekommen war. Alles lief auf eine Geiselnahme raus. Sein Mund war ganz trocken, und die Magensäure stieg ihm in den Hals, sodass er sich beinahe übergeben musste. Er funkte Sarah in der Zentrale an. Zurzeit schoben acht Polizisten in vier Streifenwagen Dienst. Fünf weitere Kollegen hatten frei. Mehr Leute besaß er nicht, und jetzt brauchte er sie alle.
    »Chief, ich hab Dreyer und Mikkelson vom Minimart abgezogen. Da ist jetzt niemand mehr. Der Tatort ist völlig unbewacht.«
    »Telefonier mit der Autobahnpolizei und den Sheriffs. Erzähl ihnen, was passiert ist, und fordere ein komplettes SEK an. Sag ihnen, es hat zwei Leute erwischt. Und dass wir hier möglicherweise eine Geiselnahme haben.«
    Talley traten Tränen in die Augen, als er merkte, dass er das Wort benutzt hatte: Geisel.
    Ihm fiel Welchs Revolver ein. Er roch an der

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