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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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Beinen zu bleiben, doch sie knickten einfach weg. Das Mädchen schrie, und weiter drinnen schrie noch jemand.
    Mike Welch fand sich auf dem Rücken im Vorgarten wieder. Er setzte sich auf, begriff dann, dass er angeschossen worden war, und kippte wieder um. Er hörte weitere Schüsse, konnte aber nicht hochkommen oder sich in Deckung bringen. Er zog seine Waffe und feuerte aufs Haus, ohne sich zu fragen, wen er treffen mochte. Er dachte nur ans Überleben.
    Wieder hörte er Schüsse und Schreie, doch dann konnte er seine Waffe nicht mehr halten. Er schaffte es gerade noch, sein Schulterfunkgerät einzuschalten.
    »Polizist angeschossen. Polizist angeschossen. Verdammt – mich hat's erwischt.«
    »Bitte wiederholen. Mike? Mike, was ist los?«
    Mike Welch starrte in den Himmel und konnte nicht mehr antworten.

2
    Freitag, 15:24
    Jeff Talley
    Drei Kilometer von York Estates entfernt hatte Jeff Talley in einer Avocado-Plantage geparkt. Er sprach per Handy mit seiner Tochter und hatte den Polizeifunk leise gedreht. Nachmittags kam er oft vom Revier hierher. Bald nachdem er sein Amt als Chief der Polizei von Bristo Camino angetreten hatte, die aus vierzehn Mitarbeitern bestand, hatte er diese Plantage entdeckt. Eine Baumreihe nach der anderen, ein Baum wie der andere, alle gleich weit voneinander entfernt, die Äste reglos in der klaren Wüstenluft – ein Chor stummer Zeugen. Diese Eintönigkeit ließ ihn zur Ruhe kommen.
    Seine inzwischen vierzehnjährige Tochter Amanda zerstörte diese Ruhe.
    »Warum kann Derek nicht mitkommen? Dann hätte ich wenigstens Gesellschaft.«
    Ihre Stimme war sehr kalt. Er hatte Amanda angerufen, weil heute Freitag war und sie am Wochenende zu ihm kam.
    »Ich dachte, wir gehen zusammen ins Kino.«
    »Das machen wir jedes Mal. Außerdem können wir trotzdem ins Kino. Wir nehmen Derek einfach mit.«
    »Vielleicht später mal.«
    »Wann?«
    »Vielleicht nächstes Mal. Ich weiß nicht.«
    Sie seufzte theatralisch, und er fühlte sich prompt in der Defensive.
    »Mandy? Du kannst ruhig mal Freunde mitbringen. Aber ich bin auch gern mit dir allein. Ich möchte, dass wir miteinander reden.«
    »Mom will mit dir reden.«
    »Ich hab dich gern.«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich hab dich gern, Amanda.«
    »Du sagst jedes Mal, du möchtest reden. Aber dann gehen wir ins Kino. Kann man da vielleicht reden? Ich geb dir Mom.«
    Jetzt war Jane Talley am Apparat. Sie hatten sich getrennt, nachdem Jeff bei der Polizei von Los Angeles gekündigt und anschließend fünf Monate lang ununterbrochen auf der Couch gesessen und Tag und Nacht ferngesehen hatte, bis beide es nicht mehr ertragen konnten. Dann war er ausgezogen. Das war zwei Jahre her.
    »Hallo, Chief. Sie hat gerade Bombenlaune.«
    »Ich weiß.«
    »Und – wie geht's?«
    Gute Frage, dachte Jeff.
    »Sie mag mich zurzeit nicht besonders.«
    »Sie hat's zurzeit ja auch nicht leicht. Sie ist vierzehn.«
    »Ich weiß.«
    »Sie hat noch immer mit unserer Trennung zu kämpfen. Manchmal kommt sie ganz gut damit klar, aber dann wird ihr wieder alles zu viel.«
    »Ich versuch, mit ihr zu reden.«
    Ihre Frustration war unüberhörbar, seine aber auch.
    »Jeffrey, das sagst du jetzt seit zwei Jahren. Und? Nichts. Es ist nun mal so, dass du ausgezogen bist und ein neues Leben begonnen hast, und zwar ohne uns. Jetzt hast du da oben ein neues Leben, und sie baut sich hier unten ein eigenes auf. Das verstehst du doch wohl?«
    Talley schwieg, denn er wusste nichts zu sagen. Seit er nach Bristo Camino gezogen war, hatte er sich jeden Tag vorgenommen, die beiden zu bitten, zu ihm zu ziehen. Aber er hatte es nicht geschafft. Er wusste, dass Jane diese zwei Jahre auf ihn gewartet hatte. Wenn ich sie jetzt fragen würde, würde sie zu mir ziehen, dachte er. Aber er brachte es nicht fertig und starrte nur in die reglosen Bäume.
    Schließlich hatte Jane das Schweigen satt.
    »Ich will nicht mehr so weiterleben. Einfach so getrennt. Du und Mandy – ihr seid nicht die Einzigen, die sich was Neues aufbauen müssen.«
    »Ich weiß. Ich versteh das.«
    »Ich brauch dein Verständnis nicht. Es ist mir egal, ob du mich verstehst.«
    Das klang schneidend und verletzt. Sie schwiegen. Talley dachte an die Hochzeit zurück. Daran, dass ihre Haut im weißen Brautkleid wie Gold geschimmert hatte.
    Wieder brach Jane die Stille. Diesmal klang ihre Stimme resigniert. Sie würde also auch heute nicht mehr von ihm erfahren. Er sage ihr einfach nichts Neues. Talley war verlegen und fühlte

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