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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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nicht machen!«
    Mars reagierte sonderbar.
    »Ich schon. Wenn du willst, erledige ich das.«
    Dennis wusste nicht, was er sagen sollte. Der Lärm der Hubschrauber wurde lauter. Er ging zur Jalousie und tat, als hielte er Ausschau. In Wirklichkeit konnte er Mars nicht länger ansehen. Der hatte ihm Angst gemacht.
    »Lieber nicht, Mann.«
    »Nein?«
    »Nein. Das können wir nicht machen.«
    Das Strahlen in Mars' Augen ließ nach. Wie eine Kerzenflamme, die langsam in Wachs absäuft. Er zuckte mit den Achseln, und Dennis war erleichtert. Er befahl Kevin und Mars, nach den Bullen Ausschau zu halten, ging dann noch mal durchs Haus und sah sich alle Fenster im Erdgeschoss an, musste aber feststellen, dass er sich durch keines würde davonmachen können – sie lagen alle im Blickfeld der Polizei. Dennis wusste, dass ihm die Zeit davonlief. Wenn er hier rauskommen wollte, musste das bald geschehen. Bevor Verstärkung kam. Er ging auf der Gartenseite des Hauses durchs Wohnzimmer in die Garage und hoffte, irgendeine Seitentür zu finden. Stattdessen kam er neben der Garage in eine Werkstatt, an die sich ein kleines Badezimmer anschloss, das wahrscheinlich der Gärtner benutzte. Über dem Ausguss befand sich ein Schiebefenster aus Milchglas. Als Dennis es öffnete, sah er einen dichten, dunkelgrünen Oleanderbusch, dessen spitze Blätter gegen das staubige Fliegenfenster drückten. Er presste sein Gesicht ans Gitter und versuchte, draußen etwas zu erkennen, konnte in der zunehmenden Dunkelheit aber kaum etwas ausmachen. Jedenfalls lag das Fenster am straßenseitigen Ende der Mauer, die das Grundstück der Smiths von ihrem rechten Nachbarn trennte. Und ohne den Oleander hätten ihn die Bullen von der Sackgasse aus sehen können. Dennis öffnete das Fliegenfenster so leise wie möglich, kletterte auf den Ausguss und spähte hinaus. Bei Tage hätte er das nicht riskiert, aber was sollte im Dunkeln schon passieren? Das Fenstersims lag gut einen Meter über dem Boden. Dennis schob die Schultern vorsichtig nach draußen und sah, dass entlang der Mauer Oleanderbüsche wuchsen. Fragte sich nur, wie weit. Er wurde jetzt ganz aufgeregt, zog den Oberkörper aus der Fensteröffnung zurück, drehte sich auf dem Ausguss und schob erst das eine, dann das andere Bein durchs Fenster. Behutsam ließ er sich auf den Boden gleiten. Jetzt war er draußen.
    Den Rücken an die verputzte Mauer gedrückt, kauerte Dennis unterm Oleander und lauschte. Er hörte die Funkgeräte der Streifenwagen vor dem Haus und konnte durchs dichte Blattwerk Teile der beiden Autos erkennen, die im Licht der Straßenlaternen funkelten. Die Bullen sah er nicht, doch er wusste, dass sie die Vorderseite des Hauses beobachteten, nicht die Sträucher an der Seitenmauer des Grundstücks. Dennis legte sich auf den Boden und robbte ganz langsam an der Mauer entlang. Die Oleanderbüsche waren mal dicker, mal dünner, aber die Polizei bemerkte ihn nicht. Er erreichte das Ende des Garagenanbaus und sah, dass die Strauchreihe weiter bis in den Vorgarten des Nachbargrundstücks lief. Er wurde noch aufgeregter. Sie konnten das Geld in Tüten umfüllen, es im Schutz der Oleanderbüsche aus dem Haus schaffen und – direkt unter der Nase der Polizei – übers Nachbargrundstück entkommen!
    Dennis kroch vorsichtig zum Fenster zurück und kletterte ins Haus. Er war total erregt: Er würde ihnen von der Schippe springen! Talley schlagen! Der Mordanklage entgehen! Und stattdessen gemächlich und stilvoll gen Süden fahren, nach Tijuana.
    Er rannte zurück ins Arbeitszimmer, um Mars und Kevin zu sagen, dass er den Fluchtweg gefunden hatte.
    Marion Clewes
    Im Westen stand die Venus noch niedrig am dunkler werdenden Himmel, doch bald würde sie über der Bergkette und über Talleys Haus stehen. Sterne waren noch kaum zu sehen, aber hier in der Wüste außerhalb der Stadt würden sie bald zu tausenden funkeln.
    Talleys Haus lag in einer H-förmigen Wohnanlage. In jedem der vier Flügel lebten hinter verputzten oder holzverschalten Wänden zwölf Parteien. Die Kronen großer Eukalyptusbäume und Eiben ragten eng gedrängt über den Gebäuden auf – wie Betrunkene, die sich über ein Geländer lehnten. Jedes der 48 Reihenhäuser hatte eine kleine, umzäunte Terrasse, und im Zentrum der Anlage lag ein sehr schöner Pool. An den Schmalseiten der vier Reihenhauszeilen befanden sich jeweils zwei kleine, frei zugängliche Anwohnerparkplätze. Man schien hier ganz angenehm leben zu

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