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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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und die Verlängerungskabel schnitten in ihre Handgelenke und Knöchel. Sie versuchte, durchs Klebeband zu schreien.
    Mars kniff sie fest in die Schulter, als probierte er, wie stark der Knochen unterm Fleisch war. Dann ließ er von ihr ab.
    Wieder dieses schwache, fast unsichtbare Lächeln. Danach ging er zur Tür, blieb stehen und starrte sie von dort an. Sein Blick war so leer, dass Jennifer glaubte, sie würde davon Albträume bekommen. Er schaltete das Licht aus, ging raus und zog die Tür zu. Sein Hämmern vorhin war laut wie Donner gewesen – aber nicht so laut wie ihr panisches Herzklopfen.
    Dennis
    Dennis stand am Fenster und beobachtete die Polizei, da hörte er, dass die Hubschrauber ihre Position änderten. Damit ging's los. Dann wurde ein Streifenwagen vor dem Haus angelassen – das erste Auto wendete in einem engen Kreis und jagte davon. Gleichzeitig kam ein neuer Wagen von der Autobahnpolizei. Dennis wusste nicht, ob Talley noch vor dem Haus war. Die Bullen hatten irgendwas vor, und das machte ihn gereizt und ängstlich: Wenn sie nicht bald verschwanden, würden sie hier kaum noch wegkommen.
    Mars setzte sich zu Walter Smith aufs Sofa und legte ihm die Hand auf den Kopf, als streichelte er einem Hund das weiche Fell zwischen den Ohren.
    »Die haben dir den Hubschrauber nicht gegeben, weil sie nicht glauben, dass du's ernst meinst.«
    Dennis ging verärgert vom Fenster weg. Er mochte Mars' selbstgefälliges Lächeln nicht. Dieses Ich-weiß-etwas-was-du-nicht-weißt-Grinsen. Mars hatte ihn zu dem Überfall auf den Minimart angestachelt. Und er hatte den Bullen an der Haustür angeschossen.
    »Du hast ja keine Ahnung. Die haben da ihre Regeln. Aber egal – ich hab nie geglaubt, dass wir einen Hubschrauber kriegen. Ich hab nur gedacht, probieren wir's mal.«
    Mars streichelte Smiths Kopf und ließ die Finger langsam durch seinen Schopf gleiten, als untersuchte er den Umriss seines Schädels. Das fand Dennis seltsam.
    »Du siehst die großen Zusammenhänge nicht, Dennis.«
    »Dafür seh ich unser kleines Problem – wir müssen einen Weg finden, mit dem Geld zu verschwinden.«
    Mars tätschelte Smith den Kopf.
    »Der hier ist unser Ausweg. Dir ist einfach nicht klar, welche Macht wir besitzen.«
    »Die Geiseln? Die sind doch alles, was wir haben! Wenn wir die nicht hätten, wären die Bullen längst hier drin.«
    Als Mars wieder hochsah, hatte Dennis den Eindruck, seine Augen wären jetzt heller und irgendwie wachsam.
    »Die Angst der anderen ist unser Kapital. Sie macht uns stark. Die Polizei nimmt uns nur ernst, wenn sie fürchtet, dass wir die Geiseln umbringen. Diese Leute sind nicht das Tauschobjekt, Dennis – ihr Tod ist das Tauschobjekt.«
    Dennis fragte sich, ob Mars gerade einen Scherz machte.
    »Mars, du wirst mir unheimlich.«
    »Die Polizisten haben keinen Grund, mit uns zu verhandeln, solange sie uns nicht ernst nehmen. Die müssen doch nur warten, bis wir erschöpft sind – dann geben wir auf. Die wissen das. Die rechnen damit.«
    Dennis spürte beim Einatmen einen wachsenden Druck, der den Raum füllte. Mars sah ihn immer weiter an, und zwar scharf. Seine Augen waren jetzt hart. Dunkle Perlen. Dennis hatte das unbestimmte Gefühl, dass sich das Machtgefüge zwischen ihnen verschob. Dass Mars ihm irgendwohin vorausging und wartete, ob er ihm folgen würde.
    »Und wie überzeugen wir sie davon, dass wir's ernst meinen?«
    »Sag ihnen, wir lassen den fetten Jungen als Zeichen unseres guten Willens frei.«
    Dennis rührte sich nicht. Aus dem Augenwinkel sah er Kevin und wusste, dass der denselben furchtbaren Druck spürte.
    »Wir schicken den Fettsack vorne raus, gehen aber nicht mit. Wir öffnen einfach die Tür und sagen: Zieh ab. Er muss nur durch den Vorgarten zu den Autos laufen – dann ist er in Sicherheit. Dein Kumpel Talley wird dem Knirps wahrscheinlich zurufen: ›Komm schon, Junge. Alles ist bestens.‹«
    Dennis spürte, dass sein Rücken schweißnass und eiskalt war.
    »Wir warten, bis er halb durch den Vorgarten ist. Dann erschießen wir ihn.«
    Dennis hörte sein Herz klopfen. Und dass ihm der Atem durch die Zähne fuhr. Wie ein Fauchen hinterm Horizont.
    Mars spreizte die Hände angesichts der schlichten Schönheit seiner Idee.
    »Dann wissen sie, dass wir's ernst meinen. Und damit haben wir ein Tauschobjekt.«
    Dennis versuchte sich einzureden, Mars mache nur Spaß, doch er wusste, dass sein Vorschlag ernst gemeint war. Jedes Wort.
    »Mars – so was können wir

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