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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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passiert.«
    »Du weißt, dass es schlimmer ist. Denk drüber nach, was ihr da tut, Kevin, bitte! Mach Dennis die Lage klar! Wenn mein Vater stirbt, werdet ihr auch noch wegen dieses Mordes angeklagt. Und das weißt du.«
    »Ich kann da nichts machen.«
    »Du warst doch nicht so blöd und wolltest den Minimart überfallen, oder? Ich wette, du hast versucht, Dennis das auszureden, aber er hat nicht auf dich gehört, und jetzt sitzt ihr hier in der Falle und seht einer Mordanklage entgegen.«
    Er ließ den Kopf unten und zog an den Verlängerungskabeln.
    »Ich wette, das stimmt. Du hast gewusst, dass es falsch ist, und du hast Recht gehabt. Und du weißt, dass das hier auch falsch ist. Mein Dad braucht einen Arzt, aber Dennis stellt sich einfach stur. Wenn du weiter mitmachst, wird die Polizei euch alle umbringen.«
    Kevin hockte sich auf. Er wirkte müde, als hätte er darüber schon so lange nachgedacht, ohne eine Lösung zu finden, dass das Grübeln ihn völlig erschöpft hatte. Er schüttelte den Kopf.
    »Bedaure.«
    Jennifer fiel eine schemenhafte Bewegung hinter Kevins Rücken auf: Mars stand in der Tür und stierte die beiden mit leerem Gesicht an. Sie hatte keine Ahnung, wie lange er dort schon war und was er gehört hatte.
    Nein, Mars sah Kevin gar nicht an – er starrte einzig auf sie.
    »Bedaure nie etwas.«
    Kevin stand so schnell auf, dass er fast hinfiel.
    »Ich hatte ihr die Füße zu eng gefesselt. Ich hab die Schnur noch mal neu knoten müssen.«
    Mars durchquerte das Zimmer, hämmerte dicke Nägel in die Fensterbretter, damit sich die Flügel nicht öffnen ließen, und ging danach zu Jennifer. Er stand direkt vor ihr und ragte so hoch auf, dass er bis an die Decke zu reichen schien. Dann kniete er sich zwischen ihre Beine und zerrte an den Knoten um die Knöchel. Das Kabel schnitt ihr in die Haut.
    »Das ist nicht fest genug. Du bist viel zu vorsichtig.«
    Mars schlang das Kabel fester um den einen, dann um den anderen Knöchel und nahm sich danach die Handgelenke vor. Die Schnur schnitt ihr so fest ins Fleisch, dass sie sich auf die Zunge beißen musste, doch sie hatte zu viel Angst, um zu protestieren. Mars zog graues Isolierband von der Rolle ab und drückte es fest auf ihren Mund.
    Kevin biss unruhig an seinen Nägeln. Seine Angst vor Mars war unübersehbar.
    »Pass auf, dass sie Luft bekommt, Mars. Mach's nicht zu fest.«
    Mars fuhr mit den Fingern kräftig übers Klebeband. Seine Berührung widerte sie so an, dass sie hätte schreien mögen.
    »Geh runter, Kevin.«
    Der zögerte an der Tür. Mars kniete noch immer vor ihr und drückte das Band so fest, als wollte er es in ihre Haut einarbeiten. Er rieb und rieb. Rhythmisch. Gleich fall ich in Ohnmacht, dachte sie.
    Kevin fragte: »Gehst du nicht mit?«
    »Ich komm nach. Hau ab.«
    Sie sah Kevin bittend an: Lass mich nicht mit Mars allein.
    Kevin ging.
    Als sie schließlich wieder Mars anschaute, beobachtete der sie. Dann brachte er sein Gesicht auf Höhe des ihren und beugte sich vor. Sie zuckte zurück, denn sie dachte, dass er sie küssen wollte, aber das tat er nicht. Er blieb eine Ewigkeit reglos und starrte ihr erst ins linke Auge, dann ins rechte. Schließlich beugte er sich noch weiter vor und schnüffelte. Er beschnupperte sie.
    Dann richtete er sich auf.
    »Ich will dir was zeigen.«
    Er zog sein T-Shirt aus, und ein schwabbeliger Oberkörper kam zum Vorschein, dessen Blässe an ungewaschene Bettwäsche erinnerte. Quer über die Brust war in Schreibschrift
    Muttersohn
    tätowiert. Nicht Muttersöhnchen. Muttersohn.
    »Siehst du? Hat 240 Dollar gekostet. So sehr liebe ich meine Mutter.«
    Ihn anzuschauen ekelte sie bis in die Zehenspitzen. Seine Brust und sein Bauch waren mit kleinen grauen Knoten übersät, als wäre er krank. Vielleicht Warzen, dachte Jennifer.
    Plötzlich spürte sie, dass sein Blick auf ihr ruhte, und sah kurz hoch. Ja – er beobachtete sie. Sie begriff: Ihm war klar, dass sie auf die Knoten gestarrt hatte. Er berührte einen davon, dann noch einen, und in seine Mundwinkel trat ein schwaches, fast unsichtbares Lächeln.
    »Meine Mom hat mich mit Zigaretten verbrannt.«
    Jennifer wurde übel. Das waren keine Knoten oder Warzen. Das waren Narben.
    Mars zog sein T-Shirt an und beugte sich vor. Diesmal war sie sicher, dass er sie anfassen würde. Ihr Herz klopfte. Sie wollte sich wegdrehen, aber das ging nicht.
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    Jennifer zerrte an den Fesseln, wand den Kopf, bäumte sich auf,

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