Hostage - Entführt
ihres Recherche-Teams, jemanden von den Stadtwerken kommen zu lassen, um bei Bedarf die Leitung zu kappen.
Metzger zeigte die Straße hoch.
»Schon geschehen. Sehen Sie den Mann mit der Mütze? Das ist er.«
Der Leiter des Angriffsteams, Sergeant Carl Hicks, musterte die Skizzen und schien verärgert, dass Talley keine Pläne vom Bauamt beibringen konnte.
»Ist bekannt, wo genau die Geiseln gefangen gehalten werden?«
»Nein.«
»Und wo befinden sich die Geiselnehmer?«
»Das Zimmer gleich rechts der Haustür ist Smiths Büro. Wenn ich mit Rooney gesprochen habe, ist er immer da drin gewesen, aber vielleicht ist das Telefon schnurlos. Auf jeden Fall geht er durchs Haus, um die Grundstücksgrenzen im Blick zu behalten, und er hat sich gut abgeschirmt – alle Jalousien sind runtergelassen. Nur die Terrassentür zum Pool hat keinen Sichtschutz, aber dort ist das Licht aus.«
Hicks sah Martin stirnrunzelnd an.
»Schlecht für uns, aber nicht zu ändern. Vielleicht können wir Infrarotbilder machen.«
Falls sie stürmen mussten, war es für alle besser, wenn die Angreifer wussten, wo sich Geiseln und Geiselnehmer befanden.
Maddox wies mit dem Kopf auf Talley.
»Chief Talley hat Rooney dazu gebracht zu verraten, dass alle Täter im Haus sind. Vielleicht bring ich aus ihm raus, wo sie sich aufhalten.«
Dieser Vorschlag schien Martin nicht zu beeindrucken.
»Hicks, schicken Sie zwei Leute los. Die sollen das Haus von allen Seiten in Augenschein nehmen und rausfinden, womit wir's genau zu tun haben. Und prüfen, ob das Grundstück lückenlos umstellt ist.«
Talley sagte: »Captain, bedenken Sie, dass Rooney da empfindlich ist. Ich hab die Polizisten ein Stück zurückgezogen, um die Verhandlungen in Gang zu bringen. Das gehörte zu unserer Vereinbarung.«
Martin trat einen Schritt zurück und sah die Straße hoch. Talley hatte keinen Schimmer, wonach sie Ausschau hielt.
»Verstehe, Chief. Danke. Sie halten sich bitte bereit, das Telefon an Maddox und Ellison zu übergeben, wenn wir in Stellung gegangen sind, ja?«
»Von mir aus können Sie sofort übernehmen.«
Sie schnalzte mit der Zunge und sah Maddox an.
»Schön, Maddox. Beziehen Sie also zu dritt vor dem Haus Stellung.«
Maddox' Miene war frostig. Der ärgert sich wohl auch über ihre Art, dachte Talley.
»Ich würde mit dem Chief gern noch seine Gespräche mit Rooney durchgehen.«
Martin sah ungeduldig auf die Uhr.
»Das können Sie machen, während wir in Stellung gehen. Ich will endlich in die Gänge kommen. Mr. Talley, auf meiner Uhr ist es 20:27. Hab ich ab jetzt das Kommando?«
»Ja, Ma'am, haben Sie.«
Martin sah noch mal auf die Uhr. Sicher ist sicher.
»Alles klar. Sergeant Maddox, beziehen Sie Stellung. Sergeant Hicks, Sie kommen mit mir.«
Martin und Hicks trabten zu den SEK-Leuten und verschwanden im Getümmel.
Maddox sah ihr nach und dann zu Talley.
»Die ist ein ziemlicher Besen.«
Talley nickte, sagte aber nichts. Er hatte gedacht, es würde ihn erleichtern, das Kommando abzugeben.
Doch er war nicht erleichtert.
Thomas
In seinem dunklen Zimmer allein gelassen, hielt Thomas den Atem an, um durch den sich verändernden Hubschrauberlärm hindurch Geräusche wahrnehmen zu können. Er fürchtete, Mars hätte nur vorgegeben zu verschwinden und würde nun heimlich zurückkommen, um nachzusehen, ob er versuchte, sich zu befreien. Thomas kannte alle knackenden Stellen im Flur, weil Jennifer ihm gern nachspionierte. Eine davon war direkt vor seiner Tür, die andere auf halbem Weg zu ihrem Zimmer. Also lauschte er angestrengt.
Nichts.
Arme und Beine ausgestreckt und das Gesicht zur Zimmerdecke gewandt – so lag er da. Handgelenke und Knöchel waren so fest an die Bettpfosten gebunden, dass vor allem die Füße taub waren. Nachdem Mars ihn festgezurrt hatte, war er am Bett stehen geblieben. Mit herabhängendem Kiefer und offenem Mund hatte er wie ein geistig behinderter Riese gewirkt. Wie einer der Perversen, die die öffentlichen Toiletten unsicher machten – vor denen jedenfalls warnte ihn seine Mutter jedes Mal und immer wieder, wenn er ins Einkaufszentrum fuhr. Dann hatte Mars ihm den Mund zugeklebt. Thomas war total verängstigt gewesen, und der Schweiß war ihm aus allen Poren gedrungen. Gleich ersticke ich, hatte er gedacht, sich gewunden, an den Fesseln gezerrt und darum gekämpft, sich zu befreien, bis er Mars' Atem auf der Wange gespürt hatte und erstarrt war, als wären sein Geist und Körper gelähmt. Er hatte nur
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