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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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Fassung, aber die Drähte standen in die Luft. Scheißkerle.
    In ›Der Löwe, die Hexe und der Wandschrank‹ entdecken die Kinder eine Geheimtür, durch die sie aus der Wirklichkeit in das Zauberland Narnia fliehen können. Thomas hatte seine eigene Geheimtür: In der Rückwand seines Schranks befand sich eine Einstiegsluke in den Kriechgang, der unter der steilen Dachschräge entlangführte. Das war sein privates Klubhaus (seins und Duanes), und er konnte durch diesen Gang – immer am Dach entlang – die anderen Luken erreichen, die übers Haus verteilt waren.
    Thomas zog die Luke auf und schlüpfte in den Kriechgang. Dabei achtete er darauf, sich den Kopf nicht an den Dachsparren zu stoßen. Stehende Hitze. Die Luft schien kaum atembar zu sein. Thomas nahm die Taschenlampe, die er gleich neben dem Einstieg deponiert hatte, schaltete sie ein und zog die Luke zu. Der Kriechgang war ein langer, dreieckiger Tunnel, der an der Gartenseite des Hauses verlief. Unter den Dachgauben wurde aus dem Dreieck ein niedriges Rechteck, durch das Thomas sich auf dem Bauch hindurchzwängen musste. Er arbeitete sich vorwärts, bis er wieder an eine Luke kam. Sie führte in Jennifers Wandschrank. Er horchte, bis er überzeugt war, dass die Arschlöcher nicht im Zimmer seiner Schwester waren, drückte die Luke auf und stieß dabei einen Berg Schuhe um.
    Der Wandschrank war dunkel und die Tür zu.
    Er schob sich vorsichtig über Jennifers Schuhe und zwischen den Klamotten durch, die an ihrer Kleiderstange hingen. Dann schaltete er die Taschenlampe aus. Er lauschte an der Schranktür und hörte wieder nichts. Behutsam öffnete er sie. Kein Licht. Gut – denn fast ihr ganzes Zimmer lag im Blickfeld der Kamera. Er machte die Tür so langsam auf, dass es ewig zu dauern schien, bis er endlich den Kopf rausstrecken konnte. Das Zimmer lag in blassblauem Mondlicht. Jennifer saß gefesselt in der Nähe der Flurtür mit dem Rücken zu ihm auf einem Stuhl.
    »Jen?«
    Sie zuckte zusammen und brummte. Er rief leise:
    »Ich bin in deinem Wandschrank. Bleib ganz ruhig. Vielleicht beobachten sie dich am Monitor.«
    Sie hörte auf, an den Fesseln zu zerren.
    Thomas versuchte sich zu erinnern, was die Kamera von Jennifers Zimmer zeigte. Er war mit Duane manchmal in den Überwachungsraum geschlichen, wenn die Eltern nicht zu Hause waren, damit sein Freund Jennifer nackt sehen konnte. Thomas war ziemlich sicher, dass er recht nah an ihren Stuhl rankommen würde, wenn er auf dem Bauch aus dem Schrank kroch und sich dann dicht an der Außenwand hielt, wo es am dunkelsten war. Falls er Mars oder die anderen Arschgeigen kommen hörte, könnte er mit dem Hintern voran wieder in den Kriechgang krabbeln und in sein Zimmer verschwinden oder sich zur Garage vorarbeiten.
    »Hör zu, Jen. Ich komm jetzt zu dir rüber.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf und brummte verzweifelt ins Klebeband.
    »Sei still! Ich binde dich los.«
    Er drückte die Schranktür noch etwas weiter auf und schob sich auf den Ellbogen ins Dunkel entlang der Außenwand. Als er am Schreibtisch vorbeikroch, sah er, dass ihr Telefonanschluss auch kaputt war. Arschgesichter.
    Thomas arbeitete sich immer weiter vor und lag bald ausgestreckt neben dem Bett, wo es besonders dunkel war. Jennifer saß nur noch einen Meter entfernt, und er sah, dass ihr Mund zugeklebt war. Er schaute zu der Zimmerecke hoch, wo sich die Kamera befand. Diese Dinger hingen nicht einfach für jeden sichtbar an der Decke, sondern waren – wie sein Vater immer sagte – ›Lochkameras‹, die in Hohlräumen hinter den Wänden angebracht waren und durch winzige Öffnungen linsten. Thomas kroch hinter Jennifers Rücken zum Stuhl vor. Er ging davon aus, dass die Kamera seine Schwester von der Taille aufwärts im Blick hatte, in der Dunkelheit aber nur ein verschwommenes Bild lieferte. Er beschloss, das Risiko einzugehen, hob hinter ihr vorsichtig die Hand, riss ihr mit einem Ruck das Band vom Mund und duckte sich wieder zu Boden.
    »Auhhh!«
    »Sei still und hör zu!«
    »Die schnappen dich bestimmt gleich!«
    »Pssst! Hör zu!«
    Thomas lauschte wieder, ob er außer dem Hubschrauberlärm und den Geräuschen der Polizei etwas hören konnte.
    Nichts.
    »Es ist alles in Ordnung, Jen. Die haben das gerade nicht mitgekriegt, und jetzt können sie mich nicht sehen. Dreh dich nicht um. Hör einfach zu.«
    »Wie bist du hierher gekommen?«
    »Durch den Kriechgang, jetzt hör zu und lass das Rumgezappel. Ich bind dich gleich

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