Hostage - Entführt
doch ein bisschen aufgeregt.
»Ist er noch am Telefon?«
»Ja, Sir. Sarah redet gerade an einem anderen Apparat mit ihm. Die drei haben ihn in sein Zimmer gesperrt. Er sagt, er telefoniere mit dem Handy seiner Schwester.«
»Warte.«
Talley ging an die Flurtür. Einige Officer und Autobahnpolizisten standen vor Mrs. Peñas Küche, tranken Kaffee und aßen Käse-Enchilladas. Er rief Martin, Maddox und Ellison und führte sie in die hinterste Ecke des Zimmers.
»Ich glaub, es gibt was Neues. Da ist ein Junge am Telefon. Er sagt, er sei Thomas Smith und rufe aus dem Haus an.«
Martins Gesicht wurde streng und nahm ihre skeptische Frage vorweg:
»Ist das wirklich ernst zu nehmen?«
Talley fragte in den Hörer:
»Warren? Wer weiß noch davon?«
»Nur wir, Chief – ich, Sarah und Sie.«
»Falls sich rausstellt, dass der Anruf echt ist, darf die Presse auf keinen Fall davon erfahren, verstanden? Sag das Sarah. Das heißt, dass ihr beide mit niemandem darüber redet, auch nicht mit Kollegen – nicht mal im Vertrauen.«
Talley sah Martin an. Sie nickte zustimmend.
»Wenn Rooney und die beiden anderen übers Fernsehen mitkriegen, dass jemand aus dem Haus anruft, rasten sie womöglich aus.«
»Verstanden, Chief. Ich sag Sarah Bescheid.«
»Jetzt gib ihn mir.«
Die Stimme des Jungen war leise und klang vorsichtig, aber nicht verängstigt.
»Hallo? Ist da der Chief?«
»Hier ist Chief Talley. Wie heißt du, Junge?«
»Thomas Smith. Ich bin in dem Haus mit den Gangstern. Dennis hat meinen Vater bewusstlos geschlagen, und er wacht nicht mehr auf. Sie müssen ihn rausholen.«
Als der Junge von seinem Vater sprach, klang er ängstlich, doch Talley konnte noch nicht sicher sein, ob der Anruf kein dummer Scherz war.
»Ich hab erst mal ein paar Fragen an dich, Thomas. Wer ist noch im Haus?«
»Diese drei Männer – Dennis, Kevin und Mars. Mars hat gesagt, er isst mein Herz auf.«
»Wer noch?«
»Mein Vater und meine Schwester. Sie müssen erreichen, dass Dennis Dad freilässt; er braucht unbedingt einen Arzt.«
Der Junge konnte diese Informationen aus dem Fernsehen haben. Soweit Talley wusste, hatte aber niemand berichtet, wo sich die Mutter aufhielt. Auch die Polizei versuchte ja noch immer, sie ausfindig zu machen.
»Und deine Mutter?«
Der Junge antwortete, ohne zu zögern.
»Die ist in Florida bei Tante Kate.«
Talley spürte, wie ihm von innen heiß wurde – der Anruf schien tatsächlich echt zu sein. Er deutete mit der Hand eine Schreibbewegung an, um Martin zu zeigen, dass sie Papier und Bleistift brauchten. Sie sah Ellison kurz an, der Spiralblock und Kuli aus der Tasche kramte.
»Wie heißt deine Tante?«
»Kate Toepfer. Sie ist blond.«
Talley wiederholte das und sah zu, wie Ellison mitschrieb.
»Und wo wohnt sie?«
»In West Palm Beach.«
Diesmal verzichtete Talley auf die Stummschaltetaste.
»Das ist der Junge. Besorgen Sie die Telefonnummer von Kate Toepfer in West Palm Beach. Da ist die Mutter zu Besuch.«
Maddox und Ellison redeten kurz miteinander, doch Talley verstand sie nicht, weil er schon wieder mit dem Jungen sprach. Martin stellte sich direkt neben ihn und zog ihn am Arm, damit er das Handy so hielt, dass sie mithören konnte.
»Telefonierst du von einem sicheren Ort aus, Junge? Oder können sie dich überraschen?«
»Sie haben mich in mein Zimmer gesperrt. Das ist das Handy meiner Schwester.«
»Wo liegt dein Zimmer?«
»Oben.«
»Gut. Wo sind dein Vater und deine Schwester?«
»Mein Vater ist unten im Arbeitszimmer. Sie haben ihn aufs Sofa gelegt. Er braucht einen Arzt.«
»Ist er angeschossen worden?«
»Dennis hat ihn niedergeschlagen, und jetzt wacht er nicht mehr auf. Meine Schwester sagt, er braucht einen Arzt, aber Dennis hört nicht auf sie.«
»Blutet er?«
»Nicht mehr. Er wacht einfach nicht auf. Ich hab wirklich Angst.«
»Und deine Schwester? Geht's ihr gut?«
Maddox sagte: »Fragen Sie ihn, ob er weiß, wo sich die Täter aufhalten.«
Talley hob abwehrend die Hand, denn der Junge redete noch über seine Schwester.
»Noch mal, Thomas. Das hab ich gerade verpasst. Geht's ihr gut?«
»Ich hab gesagt, sie will nicht abhauen. Ich hab versucht, sie dazu zu bringen, aber ohne Dad will sie nicht.«
Martin zupfte Talley am Arm.
»Kann er fliehen? Fragen Sie ihn, ob er fliehen kann.«
Talley nickte.
»Gut, Thomas, wir holen euch da raus, so schnell wir können, aber ich möchte was wissen. Du bist allein in deinem Zimmer im ersten Stock,
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