Hostage - Entführt
richtig?«
»Ja.«
»Könntest du durchs Fenster fliehen, wenn wir unten wären, um dich aufzufangen?«
»Die haben die Fenster zugenagelt. Außerdem könnten sie mich sehen.«
»Sie könnten dich rausklettern sehen, obwohl du allein bist?«
»Wir haben Überwachungskameras. Sie können mich auf den Monitoren im Schlafzimmer meiner Eltern beobachten. Sie würden's auch merken, wenn sich die Polizei anschleicht.«
»Gut, Junge, eine Sache noch – Dennis hat mir gesagt, dass er alles vorbereitet hat, um das Haus in Brand zu setzen. Stimmt das?«
»In der Diele steht ein Eimer voll Benzin. Den hab ich gesehen, als sie mich nach unten gebracht haben. Der stinkt vielleicht!«
Talley hörte Geräusche im Hintergrund, und der Junge sprach leiser.
»Sie kommen.«
»Thomas? Thomas – alles in Ordnung?«
Keine Antwort.
Martin fragte: »Was ist los?«
Talley lauschte angespannt, doch die Verbindung war unterbrochen.
»Er hat gesagt ›Sie kommen‹ und aufgelegt.«
Martin atmete tief ein und geräuschvoll aus.
»Glauben Sie, sie haben ihn erwischt?«
Talley schaltete das Telefon aus und steckte es in die Tasche.
»Nein. Er klang nicht panisch, als er aufgelegt hat. Ich nehm nicht an, dass er entdeckt worden ist. Er musste nur aufhören zu telefonieren.«
»Stimmt es, was Rooney übers Benzin gesagt hat?«
»Ja.«
»Mist. Das ist ein Problem – und was für eins! Eine Grillparty fehlt uns gerade noch.«
»Er hat auch erzählt, dass Haus und Garten kameraüberwacht sind. So hat Rooney gesehen, wie sich Ihre Leute angeschlichen haben.«
Martin wandte sich an Ellison.
»Lassen Sie die Telefonverbindungen überprüfen. Ich will wissen, ob es eine Standleitung gibt, die die Aufzeichnungen der Sicherheitskameras nach draußen überträgt. Wenn ja, können wir sie anzapfen und ein genaues Bild von der Situation da drin gewinnen.«
Talley wollte erst sagen, dass seine Leute das schon ermittelt hatten: Fehlanzeige. Aber er verkniff es sich – an Martins Stelle hätte er es auch noch mal überprüft.
»Sein Vater ist verletzt und braucht einen Arzt. Der Junge hat angerufen, um uns das zu sagen.«
Martins Miene verfinsterte sich. Diesen Teil des Gesprächs hatte sie nicht mitbekommen.
»Erst das Benzin, jetzt das. Wenn der Mann unmittelbar in Gefahr ist, müssen wir womöglich einen Angriff riskieren.«
Maddox trat von einem Bein aufs andere. Ihm war unbehaglich.
»Wie sollen wir stürmen, wenn wir wissen, dass der Kerl uns schon von weitem sieht? Und das Benzin vorbereitet hat? Das gibt Tote.«
»Wenn da drin jemand lebensgefährlich verletzt ist, können wir das nicht ignorieren.«
Talley hob die Hände, als würde er zwei Streithähne trennen.
»Der Junge hat nicht von Lebensgefahr gesprochen. Er hat nur gesagt, sein Vater sei verletzt.«
Er wiederholte, was Thomas ihm über den Zustand von Walter Smith erzählt hatte. Martin hörte mit gesenktem Kopf zu, sah aber mehrmals Maddox und Ellison an, als wollte sie deren Reaktion einschätzen. Als Talley fertig war, nickte sie.
»Na ja – viele Informationen sind das nicht.«
»Nein.«
»Gut – wenigstens wissen wir, dass es nicht um eine Schussverletzung geht. Smith verblutet nicht da drin.«
»Hört sich nach Schädeltrauma an.«
»Also haben wir's wohl mit einer Gehirnerschütterung zu tun, sind uns aber nicht sicher. Rooney können wir schlecht anrufen, um uns zu erkundigen. Der kommt sonst vielleicht dahinter, dass eines der Kinder telefoniert.«
Dem musste Talley beipflichten.
»Wir müssen den Jungen schützen. Falls er noch mal die Gelegenheit hat anzurufen, macht er das bestimmt.«
Maddox nickte.
»Wenn ich wieder mit Rooney spreche, bohr ich nach, wie es den Geiseln geht. Vielleicht krieg ich dann mehr über den Vater raus.«
Sie waren sich einig, dass es erst mal das Beste war, wenn Rooney und die anderen sich beruhigten. Martin sah Talley an.
»Falls der Junge wieder anruft, läuft das doch übers Revier?«
»Ich schätze, ja. Er muss die Nummer über die Auskunft bekommen haben.«
Talley war klar, was sie wollte.
»Ich sorg dafür, dass mein Büro rund um die Uhr besetzt ist. Wenn der Junge anruft, bekomm ich Nachricht auf dem Pager und schalte Sie ein.«
Martin sah auf die Uhr, dann zu Maddox.
»Also – legen wir los. Ellison und Sie gehen vor dem Haus in Stellung, damit wir anfangen können, die Kerle weich zu kochen.«
Talley wusste, was das bedeutete: Sie würden einen Geräuschteppich ums Haus legen und Rooney
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