Hostage - Entführt
schon über das Ganze bei Schnaps und Zigarren lachen. Sonst schießt er uns ab.«
Benza fühlte sich schlapp, doch auch erleichtert. Entscheidungen waren immer irgendwie tröstlich.
»Glen?«
»Ja, Sonny?«
»Wenn wir uns Talley vornehmen – hast du jemanden, der damit fertig wird?«
»Ja, Sonny.«
»Und er kann alles Notwendige erledigen? Wirklich alles?«
»Ja, Sonny. Er kann's, und er wird's hinkriegen. Ich kümmere mich um den Rest.«
Benza sah erst Phil Tuzee an. Der nickte. Dann blickte er zu Salvetti. Der zog den Kopf ein. Das sollte wohl ein Nicken sein.
»Gut, Glen. Lass die Sache anrollen.«
11
Freitag, 23:40 (Ostküstenzeit)
20:40 (Westküstenzeit)
New York City
Vic Castellano
Seine Frau hatte einen leichten Schlaf. Deshalb verließ Vittorio ›Vic‹ Castellano zum Telefonieren das Schlafzimmer. Er zog den dicken Frotteebademantel mit der auf den Rücken gestickten Devise ›Nerv mich nicht‹ über, den ihm seine Kinder zum Geburtstag geschenkt hatten, und hinkte neben Jamie Beldone in die Küche. Beldone hatte ein Handy in der Rechten. Der Anrufer war ein Mann, den sie dafür bezahlten, die Dinge in Kalifornien im Auge zu behalten.
Vic war 78 Jahre alt und sollte in zwei Wochen eine künstliche Hüfte bekommen. Er schenkte sich ein Glas Orangensaft ein, konnte sich aber nicht überwinden, es zu trinken. Sein Magen war ohnehin übersäuert.
»Bist du sicher, dass es so schlimm ist?«
»Die Polizei hat das Haus umstellt, mit Benzas ganzen Unterlagen. Auch denen, die zu uns führen.«
»Dieser Mistkerl. Was steht drin?«
»Wie viel er an uns zahlt. Ich weiß nicht, ob das in allen Details aufgelistet ist, aber in die Richtung wird's gehen, damit er verfolgen kann, wohin sein Geld wandert. Wenn das FBI die Unterlagen sicherstellt, reicht das Material vermutlich, um dich vor Gericht zu bringen.«
Vic schüttete den Orangensaft weg und ließ Leitungswasser ins Glas laufen. Er nippte. Warm.
»Seit wann läuft das schon?«
»Seit fünf Stunden.«
Castellano sah auf die Uhr.
»Weiß Benza, dass wir Bescheid wissen?«
»Nein, Sir.«
»Dieser Feigling. Ein richtiger Mann hätte mich angerufen und gewarnt, damit ich vorbereitet bin – aber dieser Schlappschwanz doch nicht. Dem ist es lieber, wenn sie mich kalt erwischen.«
»Der ist einfach nur Abschaum, Boss.«
»Was unternimmt er denn?«
»Er hat eine Mannschaft hingeschickt. Kennen Sie Glen Howell?«
»Nein.«
»Benzas Ausputzer. Guter Mann.«
»Haben wir jemanden vor Ort?«
Beldone zeigte aufs Telefon und nickte.
»Am Apparat. Er will wissen, was er machen soll.«
Vic trank noch einen Schluck warmes Wasser und seufzte dann. Das würde eine lange Nacht werden. Er dachte schon darüber nach, was er seinen Anwälten sagen wollte.
»Vielleicht sollten wir unsere eigene Mannschaft hinschicken?«
Beldone spitzte die Lippen und schüttelte den Kopf.
»Die müssten wir erst zusammentrommeln, und der Flug dauert fünf Stunden – zu viel Zeit, Vic. Das ist Sonnys Show. Und die von Glen Howell.«
»Wirklich unglaublich, dass dieser Feigling mich nicht angerufen hat. Was denkt der sich eigentlich da unten?«
»Der denkt sich, dass er abhaut, wenn die Sache schief geht. Er hat wahrscheinlich mehr Angst vor dir als vorm FBI.«
»Dazu hat er allen Grund.«
Vic seufzte wieder und ging zur Tür. Vierzig Jahre als Boss der mächtigsten Mafiafamilie an der Ostküste hatten ihn gelehrt, sich nur über das Gedanken zu machen, was in seiner Macht lag. Über den Rest sollten sich andere den Kopf zerbrechen.
Auf der Schwelle hielt er an und drehte sich zu Jamie Beldone um.
»Sonny Benza ist ein unfähiger Stümper. Genau wie sein Vater.«
»So blöd wie Disneys Panzerknacker, Vic. Und braun gebrannt bis zum Hirnschaden.«
»Wenn's schief geht, wird Sonny Benza nirgendwohin abhauen, kapiert?«
»Ja, Sir.«
»Wenn sie das verbocken, werden sie's büßen.«
»Ist geritzt, Boss.«
»Ich geh schlafen. Sag mir Bescheid, wenn was passiert.«
»Ja, Sir.«
Vic Castellano schlurfte ins Bett zurück, fand aber keinen Schlaf.
12
Freitag, 20:43
Talley
Talley und die drei Sheriffs Martin, Maddox und Ellison waren im Haus von Mrs. Peña und tranken sehr starken Kaffee mit braunem Zucker und Sahne. So trinke man ihn in Brasilien, hatte sie erklärt – da blieb ihren Gästen keine Wahl. Die sahen sich das Video aus dem Minimart an.
Talley zeigte mit der Tasse auf den Bildschirm.
»Der Erste, der reingekommen ist, ist Rooney; jetzt kommt
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