Hostage - Entführt
Legen Sie ihn einfach vor die Haustür.«
»Bin ich bescheuert? Ich komm nicht raus – ihr habt da überall Scharfschützen!«
Aus den Augenwinkeln bemerkte Talley, dass Maddox und Ellison aktiv wurden. Dann hörte er Maddox über Funk den Krankenwagen bestellen.
»Niemand wird auf Sie schießen. Legen Sie ihn einfach vor die Tür, und wir holen ihn. Wenn Sie sein Leben retten, Dennis, hilft Ihnen das vor Gericht.«
»Nein!«
»Mehr ist nicht nötig, Dennis. Bringen Sie ihn raus.«
Rooneys Stimme wurde lauter:
»Nein!«
»Retten Sie ihn.«
Jetzt schrie Rooney wieder:
»Nein!«
»Helfen Sie mir, Ihnen zu helfen.«
Rooney knallte den Hörer auf die Gabel.
»Dennis?«
Nichts. Aufgelegt.
»Dennis?!«
Maddox und Ellison starrten ihn reglos und voller Erwartung an.
»Und?«
Talley war so nah dran gewesen! Aber er hatte sich im entscheidenden Moment gehen lassen: Er hatte zu viel Druck gemacht – und verloren.
Dennis
Dennis knallte den Hörer auf die Gabel, hob ihn wieder und donnerte ihn auf Smiths Schreibtisch.
»Dieser Sack! Der will, dass ich krepiere!«
Er war so wütend, dass er das Gefühl hatte, ihm platze gleich der Kopf. Kevin – nur noch ein Nervenbündel – ging mit verschränkten Armen vor dem Fernseher auf und ab, blieb dann beim Sofa stehen und stierte Walter Smith an.
»Wir sollten ihn rausrücken. Sein Zustand ist viel schlechter geworden.«
»Was?! Haben die uns etwa einen Hubschrauber gegeben?«
»Na und? Sieh ihn dir an, Dennis! Ich glaub, der hat Anfälle.«
Smith lag da wie ein Toter, zuckte aber mitunter plötzlich zusammen, wobei sich sein ganzer Körper verkrampfte. Dennis konnte nicht hinsehen.
»Du würdest einen Anfall nicht mal erkennen, wenn du selbst einen hättest.«
»Jetzt sieh hin! Vielleicht hat er einen Hirnschaden.«
Dennis ging ans Fenster. Dort hatte sich nichts verändert: Die Sackgasse war voller Polizisten und Streifenwagen, und es sah aus, als würden noch mehr kommen. Dennis hatte Angst, aber das würde er vor Kevin nicht zugeben. Er hatte Hunger und Durst, und der Benzingestank in der Diele schlug ihm auf den Magen. Seine Hosentaschen immerhin waren voll gestopft mit Geld.
Kevin kam zu ihm.
»Dennis – er stirbt bald. Der Chinese und der Polizist – das ist schon schlimm genug. Wenn der hier stirbt, kassieren wir noch eine Mordanklage.«
»Schnauze, Kevin. Schnauze!«
»Wir sollten mit einem Anwalt sprechen, wie der Bulle gesagt hat. Den brauchen wir, um mildernde Umstände zu bekommen. Wir können Mars die Schuld geben.«
»Lass ihn das bloß nicht hören!«
»Mir doch egal, ob er das mitbekommt!«
»Beruhige dich, Kevin. Ich arbeite schon an einer Lösung. Ich muss nur was essen. Ich brauch was zu essen und ein bisschen Zeit. Uns fällt schon was ein. Das Mädchen ist in der Küche und kocht.«
»Wie kannst du jetzt bloß ans Essen denken? Mir kommt gleich alles hoch.«
»Im Badezimmer hab ich Magentabletten gesehen. Nimm die.«
»Ich will schlafen.«
»Halt jetzt endlich die Schnauze! Die Bullen werden dich einlochen – dann kannst du bis an dein Lebensende jede Nacht durchpennen!«
Dennis wusste, dass Kevin Recht hatte, aber er versuchte, nicht darüber nachzudenken. Jeder Plan, den er ausbrütete, funktionierte hinten und vorne nicht, und jetzt drohten die Bullen auch noch damit, das Haus zu stürmen. Und dann zuckte und zitterte dieser Walter Smith schon wieder. Es sah aus, als erfriere er – so konnte doch nur zittern, wer auf einem Eisblock schlief! Dennis spürte, dass ihm vor Angst Tränen in die Augen stiegen. Da saß er auf einer Million Dollar und wusste nicht, was er machen sollte!
Mars und das Mädchen kamen mit den Pizzen rein, und Dennis hoffte, das Essen werde ihn auf neue Ideen bringen. Doch als Jennifer ihren Vater sah, ließ sie die Pizza fallen und stürzte zum Sofa.
»Was ist mit ihm los? Daddy?!«
Jetzt platzt mir der Kopf, dachte Dennis.
Sie fiel auf die Knie und beugte sich über ihren Vater, fasste ihn aber nicht an.
»Seht mal, wie er zittert! Warum zittert er so? Wollt ihr denn nichts unternehmen?«
Kevin hatte wieder sein Angsthasengesicht.
»Dennis, er braucht einen Arzt.«
Dennis hätte seinen Bruder am liebsten windelweich geprügelt.
»Nein.«
Das Mädchen funkelte ihn an und schrie:
»Er ist eiskalt. Begreifst du das nicht? Kapierst du nicht, dass er gleich stirbt?!«
Kevin bettelte seinen Bruder an:
»Bitte, Dennis! Wenn er stirbt, haben wir noch einen Mord am Hals. Wir
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