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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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namens Bigelow, hatte sich freiwillig angeboten, Talley zu begleiten. Im schwachen Licht hinter dem Scheinwerferkegel kam er nun vom Rettungswagen anmarschiert – nur in gestreiften Boxershorts, klobigen Pflegerschuhen und schwarzen Socken, die ihm bis an die Knie reichten. Seine Kollegin Colby schleppte die Trage.
    Talley fragte: »Sind Sie bereit?«
    »Ja, Sir. Es kann losgehen.«
    Martin wirkte verärgert.
    »Sie wissen, dass es eine Dummheit ist, sich auf solche Forderungen einzulassen. Sie waren beim SEK – Ihnen ist doch klar, dass man sich nie ungeschützt Gefahren aussetzen darf. Unter Umständen liegen da vorn gleich zwei Leichen.«
    »Ich weiß.«
    Talley erwähnte den Kindergarten nicht. Er wickelte den Colt in sein Sweatshirt, tat es zu den anderen Sachen auf Maddox' Rückbank und ging zu Bigelow. Er wollte die Bergung durchziehen, ehe Rooney seine Meinung änderte.
    Mit seinem Handy rief er im Haus an. Rooney war sofort am Apparat.
    »Gut, Dennis. Bringen Sie ihn raus. Wir haben uns ausgezogen, damit Sie sehen, dass wir unbewaffnet sind. Wir warten in der Einfahrt und nähern uns erst, wenn Sie die Haustür wieder zugemacht haben.«
    Rooney legte auf, ohne zu antworten.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Martin. »Der Mann sollte vom SEK geborgen werden.«
    Talley beachtete sie nicht, sondern sah Bigelow an.
    »Also los. Auf dem Hinweg gehe ich vor. Wenn wir ihn auf der Trage haben, gehe ich hinter Ihnen. Einverstanden?«
    »Das müssen Sie aber nicht.«
    »Schon gut.«
    Talley und Bigelow traten aus der Deckung von Maddox' Wagen ins Scheinwerferlicht. Das war, als kämen sie aus dem Zuschauerraum auf eine grell beleuchtete Bühne. Ihre strichmännchenhaften langen Schatten fielen in die Einfahrt. Sie hielten an und warteten. Talley spürte, dass Bigelow Angst hatte. Vermutlich wegen Martins Protest.
    »Das klappt schon.«
    »Na sicher. Klar.«
    »Wir sehen bestimmt ganz schön bescheuert aus, wenn davon ein Foto in die Zeitung kommt.«
    Bigelow lächelte nervös.
    Talley beobachtete das Haus. Erst öffnete sich ein Spalt in der Jalousie. Das war wahrscheinlich Rooney, der sie auf Waffen musterte. Danach ging die Haustür auf, zunächst ein paar Zentimeter, dann weiter. Talley spürte, dass sich die Atmosphäre in seinem Rücken geändert hatte: Niemand ging mehr umher, niemand hustete oder räusperte sich auch nur. Er merkte am Rotorengeräusch, dass einer der Hubschrauber die Position wechselte. Dann fiel von oben ein Scheinwerferstrahl auf die Haustür, ging aber im grellen Flutlicht unter. Das war nicht Dennis Rooney: Kevin und Mars Krupchek kamen mit Smith aus der Tür, legten ihn etwa zwei Meter davor im Eingang ab und zogen sich ins Haus zurück.
    »Gut – also los.«
    Talley ging ohne Zögern auf Walter Smith zu. Das war er also – ein Mann mittleren Alters in Polohemd, verwaschenen Jeans und Freizeitschuhen. Und es gab Leute, die bereit waren, Jane und Amanda wegen etwas umzubringen, das er bei sich im Haus hatte. Die Verletzung an seiner Schläfe war schon von weitem zu sehen.
    Bigelow sagte: »Lassen Sie mich an die Kopfseite.«
    Talley machte ihm Platz. Der Sanitäter faltete die Trage auf und ließ die Scharniere einrasten. Talley vermied jeden Blick auf die Jalousien und versuchte nicht, ins Haus zu sehen. Er beobachtete Smith und hoffte auf ein Anzeichen, dass er aufwachte, doch seine tiefe Ohnmacht flößte ihm Angst ein. Smiths Oberkörper zitterte, die Arme und Beine schlotterten mit. Talley fürchtete immer mehr, dass er im Koma lag.
    »Wie sieht's aus?«
    Bigelow schob ein Lid hoch, leuchtete Smith mit einer kleinen Taschenlampe ins Auge und seufzte.
    »Mindestens eine schwere Gehirnerschütterung.«
    Er tastete Smiths Nacken ab und schien zufrieden.
    »Alles klar. Wir brauchen kein Halskorsett. Ich stütz den Kopf ab und heb ihn an den Schultern. Sie fassen ihn unter Hüften und Knien. Er wird schwerer sein, als Sie denken – stellen Sie sich drauf ein.«
    Sie legten Smith vorsichtig auf die Trage. Bigelow wollte ihn festschnallen, doch Talley sagte:
    »Nicht nötig. Bringen wir ihn weg, solang alles ruhig bleibt.«
    Sie trugen ihn zur Straße und weiter hinter die Scheinwerfer, wo Hicks' SEK-Team sie sofort umringte. Dr. Klaus kam angerannt und fuhr Bigelow an:
    »Warum trägt der Mann kein Korsett?«
    »Weil ich keine Hals-Nacken-Verletzungen festgestellt habe.«
    »Er hätte auf jeden Fall ein Korsett bekommen müssen!«
    Colby löste Talley ab und half Bigelow. Ellison

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