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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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Silhouette im schwachen Flurlicht. Sofort bekam sie eine Gänsehaut: Schrecklich, in seiner Gegenwart auf dem Bett zu liegen und von seinen Krötenaugen gemustert zu werden. Sie rappelte sich auf.
    Mars sagte: »Wir kriegen die Mikrowelle nicht an.«
    »Was?«
    »Wir haben Hunger. Du kochst uns jetzt was.«
    »Ich koch doch nicht für euch. Du spinnst wohl.«
    »Du wirst schon kochen.«
    »Fick dich ins Knie.«
    Das war ihr so rausgerutscht.
    Mars kam zu ihr und studierte ihre Augen wie zuvor, als sie an den Stuhl gefesselt war – erst das eine, dann das andere. Sie versuchte, rückwärts zu gehen, doch er packte ihr Haar und zog ihr Gesicht ran. Er sprach so leise, dass sie ihn kaum verstand.
    »So was sagt man nicht!«
    »Lass mich los.«
    Er ballte die Hand zur Faust und zerrte an ihren Haaren.
    »Hör auf!«
    Er drehte die Faust und zog noch fester. Dabei war seine Miene – bis auf eine schwache Neugier – völlig leer. Es tat furchtbar weh. Jennifers Körper war ganz starr und schweißnass.
    »Ich kann mit dir machen, was ich will, du ungezogenes Mädchen. Vergiss das nicht. Denk dran.«
    Mars stieß sie aus der Tür und schubste sie mit groben Püffen durch den Flur und die Treppe runter. Die Lampen in der Küche waren an, und das Licht blendete sie nach der langen Zeit im dunklen Zimmer. Mars schnitt das Isolierband durch und zog es ihr von den Handgelenken. Sein Messer hatte sie zuvor noch nicht gesehen. Es war fies gekrümmt, richtig bösartig. Als er sich zum Kühlschrank umdrehte, schaute sie kurz zur Terrassentür und wäre am liebsten weggerannt, obwohl Thomas ihr dazu eine viel bessere Gelegenheit geboten hatte. Zwei Tiefkühlpizzen lagen auf dem Küchentresen, und die Mikrowelle stand offen.
    »Mach die Pizzas heiß.«
    Mars wandte sich wieder von ihr ab und ging zum Kühlschrank. Sein breiter Rücken wirkte wie eine Drohung. Jennifer erinnerte sich an das Schälmesser, das sie hinter die Küchenmaschine geschoben hatte, nachdem die drei ins Haus eingedrungen waren. Sie blickte kurz zur Seite, ob es dort noch lag. Als sie Mars wieder ansah, hielt er eine Packung Eier in der Hand und beobachtete sie. Sie hatte das Gefühl, er könne in sie hineinsehen.
    »Ich will Rührei und Hotdogs auf meiner.«
    »Auf der Pizza?«
    »Und Chilisoße und Butter.«
    Als Jennifer Bratpfanne, Schüssel und andere Kochsachen zusammensuchte, tauchte Dennis aus dem Flur auf. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen; sein Blick war hohl.
    »Macht sie was zu essen?«
    »Rührei.«
    Dennis seufzte teilnahmslos und verschwand ohne ein weiteres Wort. Jennifer wünschte, er würde tot umfallen.
    »Wann lasst ihr uns frei?«
    »Schnauze. Kümmere dich um die Pizzas.«
    Sie schlug alle neun Eier in eine Glasschüssel, setzte die Pfanne auf den Herd und stellte die Platte an. Dann salzte und pfefferte sie nach Kräften – sollten die Eier ruhig scheußlich schmecken.
    Mars stand im Wohnzimmer und glotzte sie an.
    »Hör auf, mich anzugaffen. Sonst brennen die Eier an.«
    Dann ging er zur Terrassentür.
    Kaum war er weg, konnte sie wieder atmen. Jennifer verquirlte die Eier, tat etwas Öl in die Pfanne und goss das Rührei dazu. Dann nahm sie die Chilisoße aus dem Kühlschrank und blickte aus dem Augenwinkel nach Mars. Er stand an der Terrassentür, hatte die rechte Hand an die Scheibe gelegt und starrte ins Leere. Sie schüttete so lange Chilisoße ins Rührei, bis es orange war, und hoffte, das werde die drei umbringen. Dann kam ihr in den Sinn, sie könnte sie doch wirklich vergiften. Ihre Mutter hatte Schlaftabletten im Nachtschrank; vermutlich lag Rattengift oder Unkrautvernichtungsmittel in der Garage; und dann gab es noch das gute Domestos. Vielleicht konnte Thomas die Tabletten besorgen. Falls die drei sie noch mal zum Kochen zwangen, könnte sie die Pillen unters Essen mischen.
    Sie sah erneut zu Mars hinüber und fürchtete, er habe schon wieder ihre Gedanken gelesen und beobachte sie bereits, doch er war ans andere Ende des Wohnzimmers gegangen. Sie schaute auf das Schälmesser. Sein Heft ragte hinter der Küchenmaschine vor, direkt neben dem Schrank, in dem die Teller standen. Wieder blickte sie zu Mars. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, nur den Schatten seiner massigen Gestalt. Möglich, dass er sie zwischendurch beobachtet hatte. Vielleicht auch nicht. Sie ging zum Geschirrschrank, holte ein paar Teller raus, nahm das Messer und unterdrückte das Bedürfnis, dabei zu Mars rüberzusehen. Denn ihr war klar: Wenn

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