Hostage - Entführt
stecken doch jetzt schon so tief im Dreck!«
Dennis hatte Angst. Er wollte nicht, dass der Kerl starb. Er wollte nicht noch einen Mord am Hals haben.
Kevin nahm den Hörer.
»Ruf sie an. Gib ihnen den Mann.«
»Nein.«
»Denen wird das gefallen. Vielleicht sind sie dann sogar gnädig. Denk drüber nach, Dennis. Denk nach!«
Was Kevin nun flüsterte, war nicht mehr nur flehend:
»Wenn das SEK stürmt, behältst du das Geld auf keinen Fall.«
Dennis sah zu Mars rüber, der mit seinem Teller auf dem Fußboden saß und Rührei und Pizza verspeiste. Mars fing den Blick auf, und sein schwaches Lächeln schien zu sagen, er habe die ganze Zeit gewusst, dass Dennis nicht den Mumm habe, die Sache durchzuziehen.
Aber Mars konnte ihn doch am Arsch lecken.
Dennis wollte das Geld.
Er nahm den Hörer und wählte Talleys Nummer.
Talley
Talley lud sein Handy am Zigarettenanzünder von Maddox' Wagen, da klingelte es. Er fuhr ängstlich zusammen, denn er dachte, es wäre das Nokia des Rolex-Mannes.
Maddox sagte: »Das ist Ihr Telefon.«
Talley ging ran.
»Talley.«
Es war Rooney.
»Gut, Talley. Wenn Sie ihn haben wollen, kommen Sie ihn holen. Aber allein.«
Damit hatte Talley nicht gerechnet. Er dachte, er hätte das Gespräch total versiebt und nicht mehr die leiseste Chance, an Smith ranzukommen – und jetzt meldete sich Rooney und wollte ihn freilassen. Talley war am Ende gewesen, nun aber schöpfte er wieder Hoffnung – vielleicht konnte er Jane und Amanda doch noch retten.
Talley glitt aus dem Wagen, spähte auf Knien über die Motorhaube, drückte die Stummschaltung und zischte Maddox zu:
»Krankenwagen! Er kommt raus.«
»Teufelskerl«, raunte Ellison.
Maddox rief die Einsatzzentrale. Talley sprach wieder mit Dennis: »Gut. Ich hab verstanden. Lassen Sie uns das gemeinsam regeln.«
»Da gibt's nichts zu regeln. Komm ihn holen. Und lass das SEK aus dem Spiel! So einfach ist das.«
»Ich kann ihn nicht alleine tragen. Ich muss jemanden mitbringen.«
»Du Lügner! Du willst versuchen, mich umzubringen!«
»Nein, Dennis. Sie können mir trauen. Ich komm nur mit einer Trage und einem, der mit anfasst.«
»Du bist ein Dreckskerl, Talley, und was für einer! Gut! Du und noch ein Mann, aber mehr nicht. Und zwar nackt bis auf die Unterwäsche, hörst du! Ich will sehen, dass ihr keine Waffen dabeihabt!«
Talley sah Maddox an und ließ den Zeigefinger kreisen. Her mit dem Krankenwagen, sollte das heißen.
»Gut, Dennis. Wenn Sie das so wollen, machen wir das.«
»Und du lässt das SEK aus dem Spiel, ja? Abgemacht?«
»Abgemacht.«
»Ich schwör's – wenn die versuchen, uns zu linken, müssen die Kinder dran glauben. Dann müssen alle dran glauben.«
»Keine Panik. Wenn wir zusammenarbeiten, muss niemand dran glauben.«
»Leck mich!«
Die Verbindung brach mit einem Knall ab – Rooney hatte mit Schwung aufgelegt.
Talley stierte aufs Haus. Erst nach einiger Zeit ließ er sein Handy sinken. In seinen Ohren rauschte es. Sein Pullover war durchgeschwitzt, und sein Colt drückte. Er fühlte sich wie betäubt.
Maddox musterte ihn, und Ellison sagte lächelnd:
»Teu-fels-kerl! Sie haben einen freibekommen! Tolle Arbeit – ein Coup fürs Lehrbuch.«
Talley verschwand wortlos, setzte sich auf die Rückbank, zog sich bis auf Unterwäsche und Schuhe aus und wartete auf den Krankenwagen. Früher wäre er stolz auf sich gewesen – jetzt nicht mehr. Er hatte das nicht für Walter Smith getan. Er setzte hier Smiths Leben aufs Spiel, sein eigenes und wahrscheinlich auch das der Kinder im Haus. Er hatte es für sich selbst getan. Und für Amanda und Jane.
16
Freitag, 23:19
Talley
Martin umschwirrte ihn wie eine wütende Wespe. Sie war mit einem Unfallarzt, Dr. Klaus, im Krankenwagen gekommen.
»Sie brauchen eine kugelsichere Weste. Streifen Sie sie einfach nur über – der sieht schon, dass Sie unbewaffnet sind.«
»Ich hab mit ihm abgemacht, dass wir uns bis auf die Unterwäsche ausziehen. Ich will ihm keinen Schrecken einjagen.«
Dr. Klaus war ein junger, schlanker Brillenträger, der sich Talley mit Handschlag vorstellte.
»Schädeltrauma und möglicherweise Schusswunden, wurde mir gesagt.«
»Das wollen wir nicht hoffen, Doktor.«
Klaus lächelte betreten und wurde verlegen.
»Ich schätze, die haben mich geschickt, weil ich zwei Jahre im Martin-Luther-King-Krankenhaus in L.A. gearbeitet habe – in South Central bekommt man ja alles zu sehen.«
Einer der Sanitäter, ein Fleischberg
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