Hostage - Entführt
sagen würde – deshalb warf er den beiden einen Blick zu und legte den Finger an die Lippen. Mit fester Stimme, die zeigen sollte, dass er es ernst meinte und besorgt war, sagte er dann in Rooneys Schweigen hinein:
»Sie müssen mich mit Mr. Smith sprechen lassen.«
»Das hatten wir schon, Talley – vergiss es.«
»Diesmal geht das nicht, Dennis. Die Sheriffs hier draußen glauben, dass Sie mich nicht mit Mr. Smith oder den Kindern sprechen lassen, weil sie tot sind. Die meinen, Sie haben sie umgebracht.«
»Blödsinn!«
Maddox und Ellison fuhren herum und starrten ihn an. Talley spürte das Gewicht ihrer Blicke, ließ sie aber unbeachtet.
»Wenn Sie mich nicht mit Mr. Smith sprechen lassen, gehen sie davon aus, dass er tot ist. Dann stürmen sie das Haus.«
Jetzt schrie Rooney unter Flüchen, alle würden draufgehen und das Haus würde in Brand gesetzt. Talley hatte diese Reaktion erwartet und ließ ihn toben.
Maddox griff Talley am Arm.
»Was reden Sie denn da? So was dürfen Sie doch nicht sagen!«
Talley hob die Hand, damit Maddox sich zusammennahm. Er wartete, bis Dennis Luft holte.
»Dennis? Dennis, ich sag's Ihnen ganz offen: Ich glaube Ihnen. Aber die anderen glauben Ihnen nicht. Und hier geht's nicht nach mir, Dennis. Ich glaube Ihnen, aber wenn Sie mir nichts liefern, womit ich die anderen überzeugen kann, werden sie stürmen. Lassen Sie mich mit ihm reden, Dennis.«
Talley ging ein großes Risiko ein. Wenn Smith bei Bewusstsein war und reden konnte, war es gut möglich, dass Rooney ihn jetzt ans Telefon holte. In diesem Fall würde Talley trotzdem versuchen, Informationen über die Männer zu bekommen, die ihn im Auto unter Druck gesetzt hatten. Aber ihm war klar, dass seine Chancen schlecht standen, unter diesen Umständen etwas aus Smith herauszubringen. Talleys einzige Hoffnung war, dass er noch immer bewusstlos war. Und falls Rooney das zugeben würde, könnte er versuchen, Smith freizubekommen.
Rooney rief: »Ihr könnt mich alle mal! Wenn ihr stürmt, müssen die Kinder dran glauben!«
»Lassen Sie mich mit ihm sprechen, Dennis. Bitte. Die Sheriffs meinen, dass er tot ist, und greifen gleich an.«
Rooney schrie: »Scheiße!«
Das klang völlig frustriert, und Talley wartete ab. Rooney schwieg – also dachte er nach. Offenbar konnte er Smith nicht ans Telefon holen, hatte aber Angst zuzugeben, dass er verletzt war. Talley spürte eine Welle der Erregung, ließ sich das aber nicht anmerken. Er senkte die Stimme, gab ihr einen verständnisvollen und wohlwollenden Unterton. Wir sitzen doch in einem Boot, Kumpel, sollte das heißen.
»Stimmt da drin etwas nicht, Dennis? Gibt's einen Grund, warum Sie Smith nicht ans Telefon holen können?«
Rooney antwortete nicht.
»Reden Sie mit mir, Dennis.«
Es dauerte fast eine volle Minute, ehe Rooney schließlich etwas sagte.
»Er ist k.o. gegangen. Er wacht nicht auf.«
Klar, dass Talley nicht fragte, wie das passiert war – damit würde er Rooney in die Defensive drängen, und das wollte er vermeiden. Endlich war Smiths Verfassung bekannt, und Talley konnte versuchen, ihn aus dem Haus zu bekommen. Maddox, der ihn noch immer beobachtete, zog fragend die Augenbrauen hoch. Talley nickte und wiederholte für Maddox, was Rooney zugegeben hatte:
»Dennis, das heißt, Mr. Smith ist bewusstlos. Gut – ich bin froh, dass Sie mir das sagen. Das erklärt einiges. Jetzt können wir weitersehen.«
»Die sollen bloß nicht versuchen reinzukommen.«
Die. Nicht du.
»Ich denke, wir kriegen das hin, Dennis. Geht's hier um eine Kopfverletzung? Ich frage nicht, wie das passiert ist, sondern, was Smith hat.«
»Es war ein Unfall.«
»Atmet er?«
»Ja, aber er fühlt sich ganz kalt an.«
Jetzt musste Talley den nächsten Schritt machen und Zugang zum Haus oder Smiths Freilassung erreichen.
»Dennis, jetzt versteh ich, warum Sie ihn nicht ans Telefon holen konnten. Aber Sie haben jemanden da drin, der ins Krankenhaus muss. Lassen Sie mich ihn holen.«
»Kommt nicht in Frage! Ich weiß, was ihr vorhabt – ihr wollt stürmen.«
Rooney hatte Angst. Riesenangst.
»Nein. Nein, das tun wir nicht.«
»Gib's auf, Talley – du kommst nicht rein!«
Talley ließ nicht locker, im Gegenteil. Natürlich hätte er vorschlagen können, einen Sanitäter oder einen Arzt ins Haus zu schicken, aber er wollte nicht, dass jemand reinging – er wollte, dass Walter Smith rauskam.
»Wenn Sie uns nicht reinlassen wollen, brauchen Sie ihn nur rauszuschaffen.
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