Hostage - Entführt
mögen das.«
»Du bist wirklich ein Ekelpaket.«
Als die drei jungen Männer reinkamen, dachte Jennifer zuerst, sie seien Gärtner. Aber alle Gärtner, die sie kannte, waren kleine, dunkle Latinos. Dann vermutete sie, die drei wären vielleicht aus einer Schulklasse über ihr, aber das konnte auch irgendwie nicht sein.
»Was macht ihr hier?«, fragte sie.
Der, der als Erster reingekommen war, zeigte auf Thomas.
»Mars, schnapp dir den Heini.«
Der Größte der drei lief zu Thomas, während der Erste in die Küche stürmte.
Jennifer wollte gerade schreien, da hielt der Bursche ihr den Mund schon so fest zu, dass sie dachte, er würde ihr den Kiefer brechen. Auch Thomas versuchte zu schreien, aber der große Kerl drückte ihm das Gesicht fest in den Teppich.
Der Dritte war jünger als die anderen beiden. Er war an der Terrassentür stehen geblieben und weinte. Dann flüsterte er laut. So ein weit tragendes Bühnenflüstern. Dabei hätte er wohl am liebsten geschrien.
»Komm, Dennis, wir hauen ab! Das ist Wahnsinn!«
»Schnauze, Kevin! Jetzt sind wir hier. Basta!«
Der Mann, der sie festhielt – Dennis, wie sie jetzt wusste –, drückte sie rückwärts über die Küchentheke in die Sandwiches. Er presste seine Hüften so fest gegen ihre, als wollte er ihr die Knochen zermalmen. Sein Atem roch nach Hamburgern und Zigaretten.
»Hör mit dem Gestrampel auf! Ich tu dir nichts!«
Sie versuchte, in seine Hand zu beißen. Er drückte ihr den Kopf so weit zurück, dass sie fürchtete, er könnte ihr das Genick brechen.
»Hör auf, hab ich gesagt. Beruhige dich – dann lass ich dich los.«
Jennifer setzte sich stärker zur Wehr, bis sie die Waffe sah – der große Typ hielt Thomas eine schwarze Pistole an den Kopf.
Sie hörte auf zu kämpfen.
»Ich nehm jetzt meine Hand weg, aber schrei bloß nicht. Kapiert?«
Jennifer starrte weiter auf die Pistole.
»Kevin, mach die Tür zu.«
Sie hörte, wie die Tür zuging.
Dennis nahm seine Hand weg, behielt sie aber in der Nähe, um Jennifer sofort wieder den Mund zu halten zu können. Er flüsterte.
»Wer ist noch hier?«
»Mein Vater.«
»Und sonst?«
»Niemand.«
»Wo ist er?«
»In seinem Arbeitszimmer.«
»Habt ihr ein Auto hier?«
Ihre Stimme versagte. Sie konnte nur nicken.
»Schrei ja nicht. Sonst bring ich dich um. Kapiert?«
Sie nickte.
»Wo ist sein Arbeitszimmer?«
Sie zeigte Richtung Haustür.
Dennis packte sie am Schopf und schob sie in den Flur. Er war so dicht hinter ihr, dass er sie mit dem ganzen Körper berührte. Ihr wurde bewusst, dass sie nur Shorts und ein Bikini-Oberteil trug. Sie fühlte sich nackt und ausgeliefert.
Das Büro ihres Vaters lag am Ende des Flurs neben dem Hauseingang. Sie klopften nicht erst an die Flügeltür. Dennis machte sie wortlos auf, und der große Typ – Mars – schleppte Thomas rein, dem er die Pistole noch immer an den Kopf hielt. Dennis stieß Jennifer auf den Fußboden und lief mit gezogenem Revolver quer durchs Zimmer auf ihren Vater zu.
»Kein Wort! Keine Bewegung!«
Ihr Vater arbeitete am Computer, und jede Menge Ausdrucke lagen nachlässig herum. Er war schlank, hatte ausgeprägte Geheimratsecken und blinzelte über seine Brille, als verstünde er nicht ganz, was er da vor Augen hatte. Er glaubt wohl, das sind Freunde von mir, die einen Witz machen, dachte Jennifer, doch dann erkannte sie, dass ihm klar war: Die meinen es ernst.
»Was machen Sie da?«
Dennis zielte jetzt mit beiden Händen und schrie lauter.
»Keine Bewegung! Bleib sitzen! Hände auf den Tisch!«
Was ihr Vater dann sagte, konnte Jennifer sich nicht erklären.
Er fragte: »Wer hat Sie geschickt?«
Dennis nahm die linke Hand von seinem Revolver und stieß Kevin an.
»Los, mach die Jalousien runter. Steh nicht weiter rum wie ein Idiot.«
Kevin ging von Fenster zu Fenster und ließ die Jalousien herab. Er heulte dabei schlimmer als Thomas.
Dennis machte Mars mit dem Revolver ein Zeichen.
»Gib ihm Deckung. Und pass auf das Mädchen auf.«
Mars stieß Thomas neben Jennifer auf den Boden und zielte dann auf ihren Vater. Dennis schob seine Waffe in den Hosenbund und griff sich die Schreibtischlampe. Er zog den Stecker mit einem Ruck aus der Dose und riss das Kabel aus der Lampe.
»Dreh nicht durch, und alles wird gut. Kapiert? Ich schnapp mir dein Auto. Ich fessle dich, damit du nicht die Bullen rufst, und schnapp mir dein Auto. Ich will dir nichts tun, ich brauch nur den Wagen. Her mit den
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