hot directions (German Edition)
sagen kann, das wir übersehen haben«, sage ich. Steven, Timo und ich sitzen mit Zettel und Bleistift bewaffnet in der Küche, trinken Kaffee und lassen unsere Köpfe rauchen. Ich habe sämtliche meiner Überlegungen und Theorien inklusive der von der Kollegin Werthmann auf weiße Blätter geschrieben und deren Folgen mit Pfeilen gekennzeichnet. Die Methode nennt sich »Ablaufdiagrammverfolgung« und basiert auf psychologischen Erkenntnissen und Täterprofilen. Das bedeutet, man schreibt die Ausgangssituation auf, überlegt sich die logischen Folgen aus dieser Situation, schreibt diese als potentielle nächste Schritte auf das Blatt und so weiter und so weiter.
Während wir da sitzen und damit beschäftigt sind, uns nicht in sinnlose Theorien zu verlieren, klingelt mein Handy. Natürlich, der Kollege Brüller.
»Tach, Olaf. Ich rufe nicht den Kollegen, sondern den Kumpel an«, sagt er. Nanu? Was ist denn jetzt los?
»Bist Du mit dem Steven Scott unterwegs?« Ich bejahe dies, will aber jetzt wissen, warum.
»Was ist denn passiert?«
»Also, wir haben heute Morgen zwei Rumänen aus der Frankfurter Stricherszene festgenommen, die in dessen Wohnung einbrechen wollten. Eher durch Zufall hat eine Streife die beiden dabei ertappt, wie sie vergeblich an der Tür herumgeschraubt haben... ich glaube langsam, dass Du mit Deiner Theorie Recht hattest.« Ich räuspere mich.
»Horst, wir kennen uns jetzt fast vier Jahre, in denen wir zusammenarbeiten... ich hab eigentlich fast immer recht«, sage ich ernst.
»Aber wir werden uns drauf einstellen - ist denn irgendwas passiert, dass wir in Stevens Wohnung vorbeischauen sollten?«
»Nein, ist schon okay. Wäre besser, wenn Ihr Euch mal ein paar Tage aus Frankfurt zurückzieht, bis wir den Mörder geschnappt haben... die Werthmann hat ganz gute Ansätze«, schlägt Brüller vor. Ich verabschiede mich, lege auf, schaue meine Männer ernst an.
»Was issen?«, ist Stevens einziger Kommentar.
»Och, der Kollege Brüller hat mir und meiner Theorie gerade recht gegeben und mir geraten, wir sollten uns mit Dir mal ein paar Tage aus Frankfurt verziehen«, sage ich im Plauderton.
»Olaf, Du verheimlichst mir was«, bohrt Steven nach. Ich rolle mit den Augen.
»Heute morgen hat ne Streife zwei Rumänenstricher hops genommen, die versucht haben, in Deine Wohnung einzubrechen«, füge ich an. Steven macht ein nachdenkliches Gesicht. Timo verzieht das Gesicht, auch in seinem Kopf arbeitet es. Ich räume die Blätter mit den Notizen beiseite. Soll ich meine beiden Männer mit nach Hause in den Hunsrück nehmen? Okay, meine Eltern haben dort ein Haus, das zur Zeit leer steht, weil sie im Urlaub sind, aber ich weiß nicht, ob das ganze damit gelöst wird.
»Hört mal zu, Jungs, ich muss heute abend ausgehen«, sagt Steven.
»Ich hab nix dagegen, aber wenn Du glaubst, dass ich Dich alleine gehen lasse, dann irrst Du Dich. Ich komme mit«, kündige ich an.
»Außerdem muss ich mich mal wieder in der Szene umsehen, ob ich nicht vielleicht mal was Nettes für ein Date kennen lerne«, grinse ich und zwinkere Timo unauffällig zu.
»Siehste, da können wir ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, stimmt Steven zu.
»A propos Klappe...« grinst Steven mehr als unanständig. Dann steht er auf, kommt zu mir, lehnt seine Hüfte an meine Schulter und meint:
»Schatz, Du bist süß, wenn Du Dir Sorgen machst.«
»Nur dann?«, erwidere ich unschuldig.
»Ich sage nichts ohne meinen Anwalt«, kontert Steven frech. In diesem Moment klingelt sein Handy. Steven meldet sich und unterhält sich mit irgendeiner männlichen Stimme.
»Mehr als nervenaufreibend im Moment« sagt er, und »Irgend so zwei Stricher haben heute morgen versucht, meine Wohnung aufzubrechen. Das war kein Zufall... woher haben die meine Adresse?« Er hört zu, schaut mich dann von oben an.
»Haben wir eine ZK-Nummer?«, fragt er mich. Wie bitte?
»Zentralkartei-Nummern gibt es schon lange nicht mehr. Die heißen jetzt intern »Vorgangsnummer«, aber so was habe ich nicht. Ich bin doch beurlaubt«, erkläre ich Steven. Mit wem telefoniert er da?
»Kannst Du die Nummer besorgen, Schatz?« Ich schüttele den Kopf. Das macht Brüller nicht.
»Die ZK-Nummer wissen wir nicht«, telefoniert Steven weiter.
»Nein, mach Dir keine Sorgen, hier gehts mir ganz gut«, sagt er gerade. Das ‚Mir gehts ganz gut‘ missfällt mir, weswegen ich mal direkt an seinen Hüftknochen fasse und ihn zu massieren beginne. ‚Ganz gut‘ ist zu
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