hot directions (German Edition)

Stevens Oberarm, der seine Linke wiederum auf Timos Hintern ruhen lässt. Ein Bild für die Götter.

    Vor allem aber eins für mich, denn ich schaffe es tatsächlich, aus dem Bett zu kommen, ohne die beiden zu wecken, und dann mit Timos Digitalkamera zwei Fotos von den beiden zu machen. Anschließend setze ich mich an den Computer, lese die Kamera aus und entwerfe einen »Steckbrief«, der täuschend echt aussieht. Wundert mich nicht, schließlich besitze ich eine CD mit diversen Vorlagen in meinem Aktenkoffer.

    »50.000 Euro Belohnung !!! Gesucht werden Tim und Stevie Rumble. Besondere Kennzeichen: Siamesische Zwillinge. Sie sind schuldig, das Herz eines Polizeibeamten gestohlen zu haben. Vorsicht! Tim und Stevie Rumble sind mit großen Kanonen bewaffnet und zögern nicht, diese auch einzusetzen. Hinweise auf deren Aufenthaltsort nimmt das Polizeipräsidium Frankfurt, POK Bauer, jederzeit entgegen.« Dazu noch die beiden Bilder, dann drucke ich den Steckbrief zehn Mal aus und verteile ihn an strategisch wichtigen Stellen in der Wohnung. Ich klebe ihn von innen an die Wohnungstür, an den Kühlschrank, hefte einen an die Pinnwand, und so weiter. Dann lege ich mich wieder ins Bett, stelle mich schlafend und warte darauf, dass einer von beiden wach wird und den Steckbrief findet.

    Es dauert nicht mehr lange, bis Timo die Augen öffnet. Er lächelt eines seiner wundervollen Lächeln, küsst Steven sachte auf die Lippen, löst sich aus seiner Umarmung und krabbelt aus dem Bett. Die Badezimmertür klappt, während Stevie sich im Halbschlaf vor Wohlbefinden im Bett räkelt. Nach einer Weile höre ich die Spülung, laufendes Wasser, dann Türenklappen und Schritte Richtung Küche. Ich lausche gespannt. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis Timo über einen der Zettel stolpert.

    »Aaaaahhhhh!« Ein helles Kreischen aus der Küche. Ich grinse innerlich. Neben mir schreckt Steven hoch, während ich mich auf meine Atmung konzentriere, schließlich schlafe ich ja fest. Dann ein »Ratsch« von reißendem Tesafilm, näher kommende, schnelle Schritte, die Schlafzimmertür geht auf, und ein Timo, der scheinbar gerne erbost wirken möchte, sich allerdings das Lachen nicht verkneifen kann, stampft wie eine Walküre in das Schlafzimmer, packt mich an den Füßen und zieht mich ein Stück nach unten. Ich reiße erschrocken die Augen auf, versuche, mich verschlafen zu stellen, um Timos Rachedurst zu besänftigen, was mir aber nur teilweise gelingt. Timo drückt dem verwunderten Steven den Steckbrief in die Hand und beginnt, mich zu kitzeln, bis ich spitze Schreie ausstoße und mich mit meinem Kopfkissen zu wehren beginne. Schon bald entsteht eine wüste Kissenschlacht in unserem Schlafzimmer, in der ich natürlich dank der Übermacht der beiden Grazien unterliege. Timo pinnt mich bewegungsunfähig aufs Bett, während Steven mich maliziös anlächelt.

    »Entschuldigung, wir haben uns geirrt. Wir haben nur das Herz des Kommissars gestohlen. Viel lieber hätten wir aber den ganzen Mann, mit Haut und Haaren. Es macht Ihnen sicher nichts aus, uns zu begleiten?« Und Timo stichelt von hinten:
»Ich hoffe nur, der Herr Kommissar kann mit zwei Kanonen gleichzeitig umgehen!«
    »Klar, solange Ihr nicht beide gleichzeitig auf mich schießt«, erwidere ich.
    »Finds raus...«, bietet Steven mir geheimnisvoll lächelnd an. Stopp, das ist nicht Steven, der mit mir spricht, das scheint Stevie zu sein. Egal. Für mich ist Morgen, also darf ich auch eine Latte haben. Wenn ich so an mir herunter sehe, handelt es sich sogar um eine so genannte All-Mo-Pra-La, eine allmorgendliche Prachtlatte. Und da ich es gestern geschafft habe, ganz ohne Sex auszukommen, habe ich auch nichts dagegen, den heutigen Tag mit einer Nummer einzuläuten.

    Also mache ich mich daran, es herauszufinden, indem ich mich Stevies Lippen widme. Dieser jedoch schubst mich aus Spaß von sich und verzieht das Gesicht.
    »Geh weg, Du kratzt! Du musst Dich mal rasieren«, grinst er, bevor er mich zu sich zieht und den Kuss erwidert. Ich knabbere an seinen Lippen, während meine Hand seinen Rücken streichelt.
    »Du solltest Dich nicht nur rasieren, sondern auch duschen«, schlägt Stevie... pardon, Steven in ironischem Tonfall vor. Ich zwinkere den beiden zu und begebe mich ins Bad, wohlwissend, dass ich in die beiden besten Männer weit und breit verliebt bin. Von mir aus könnte jeder Tag so beginnen.

Kapitel 12
    »Ich frage mich, ob mir nicht einer von Euch noch irgendetwas