hot directions (German Edition)
den beiden an.
»Auf uns! Auf viele glückliche Tage.« Timo stupst mich an und verbessert mich.
»Monate...« Steven schüttelt den Kopf.
»Kinners.... Jaaaahre!«
Kapitel 11
Ich hätte nicht gedacht, dass mir der Urlaub so gut tun würde. Das allmorgendliche Ausschlafen tut mir ebenso gut wie die allmorgendliche Kuschelorgie zum Wachwerden und das gemeinsame Frühstück mit meinen beiden Männern. Die ersten drei Tage meines »Urlaubs« verbringen wir fast ausschließlich auf Timos Balkon. Ab und an ruft mich der Kollege Brüller an, der wohl der Auffassung ist, es wäre nicht so wirklich günstig, mir die Entwicklungen in »meinem Fall« vorzuenthalten. So erfahre ich, dass die Kollegin Werthmann inzwischen sämtliche Morde in der Okkultistenszene ermitteln lässt, und eine ganz eigene Theorie hat. Meyer nämlich, so die Kollegin, sei über seine Journalistentätigkeit in Berührung mit der Sekte gekommen, und habe sich in diesen Kreisen mit einigen Artikeln Feinde gemacht. Butter, Meyers bester Freund, habe durch seine Freundschaft mit Meyer ebenfalls im Visier der Sekte gestanden, Wild sei zufälligerweise Zeuge des Mordes an Butter gewesen und daher am nächsten Tag ermordet worden, damit er nicht mehr aussagen konnte. Ein V-Mann in der Okkultistenszene habe der SOKO-Chefin darüber hinaus berichtet, Beckert sei in der Szene als eine Art Unterführer aktiv gewesen und habe die Ermordung der drei Herren durchgeführt. Dann jedoch habe er sich als Verräter entpuppt und sei von einer bislang unbekannten Person aus Sektenkreisen hingerichtet worden. Laut Aussage der Kollegin und verschiedener mysteriöser Indizienbeweise ist sind die Morde an Meyer, Butter und Wild damit geklärt. Beckert sei als Täter aufgrund seines eigenen Todesfalles nicht mehr zu belangen, weswegen nur noch sein eigener Mordfall offen bleibt. Der zuständige Staatsanwalt hat wohl dieser Auslegung zugestimmt und die Verfahren eingestellt. Ich verstehe das. Damit hat er drei Fälle in seiner Kriminalstatistik als gelöst geschlossen, die darüber hinaus binnen sieben Tagen gelöst worden sind. Das ist eine gute Quote, und wenn man weiß, dass die einzelnen Dezernate in einem internen Ranking miteinander verglichen werden, kann man diese Handlungsweise durchaus nachvollziehen.
Fakt ist aber auch, dass ich an diese Theorie nicht wirklich glauben will. Auch Timo und Steven sind meiner Meinung, wenngleich ich mich ein kleines bisschen über Stevens Reaktion wundere. Er legt nämlich wieder diesen Mr-Spock-Blick auf und meint nur lapidar:
»Wenn sie meint, dass sie auf der richtigen Spur ist?« Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass Stevie nicht nur auch nicht an den Werthmann’schen Erklärungsversuch glaubt, sondern auch ein bisschen mehr weiß als ich. Aber es kann natürlich auch gut sein, dass dieses Verhalten einfach seine Art ist, mit solchen Geschichten umzugehen. Außerdem möchte ich ihm nichts Böses unterstellen, schließlich ist es mein Mann... pardon, einer meiner Männer!
Trotzdem... ich kannte Hartmut Beckert recht gut. Wenn er einen Mord begehen würde, dann wäre es eine saubere Sache, nichts mit Messern oder so, sondern maximal mit einer Pistole. Eher würde er mit Gift arbeiten oder mit Drogen. Schließlich handelte er mit beidem. Das weiß ich von Kollegen, die ihm nur leider nie etwas nachweisen konnten. Es ist schlicht und einfach nicht sein Stil, jemanden mit einem Messer abzustechen. Und selbst wenn er es einmal tun würde, aus Notwehr oder so, dann würde es bei dem einen Mal bleiben. Er würde sicher kein zweites oder drittes Mal auf die gleiche Art zuschlagen - und ganz sicher beim dritten Mal keine Tatwaffe zurücklassen, um die Polizei anzuspornen. Bei der Untersuchung hat sich übrigens ergeben, dass das in Wild steckende Messer tatsächlich die Tatwaffe in allen drei Fällen war, kann mir Timo berichten. Leider waren an dem Messer keinerlei Fingerabdrücke, bis auf die der Opfer. Das klingt mir alles ein bisschen zu mysteriös, um Beckert als Täter zu konstruieren. Allerdings klingt es mir auch nicht okkult genug, ebenso wenig wie die Hinrichtung von Beckert.
Die okkulten Kreise, die ich meine, hätten sich sicher nicht die Mühe gemacht, Beckerts Finger fein säuberlich abzutrennen. Die hätten gleich die Hände genommen. Die Tatsache, dass die Finger in einem perfekten Kreis um eine Buche modelliert waren - die gleiche Buche, an die Beckerts Hand mit einem langen Zimmermannsnagel genagelt
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