hot directions (German Edition)
als Stevie mir das Ende der Kette in die Hand drückt und mir dabei einen unterwürfigen Blick zuwirft. Ich sags ja: Steven ist ein Supertyp!
»Was meinst Du? Machen wir mal eine Runde? Ich sehe doch, dass Dir die Blicke gefallen«, bietet er mir an.
»Mhm, an sich schon, aber ich bin sowieso schon geil, Lass uns lieber unser Ding erledigen«, antworte ich.
Also gehen wir zuerst ins Come On, Frankfurts Institution, wenn man es auf käufliche Jungs abgesehen hat. Beckert war auch hier wohlbekannt, denn an der Wand hängt sein Porträt inklusive Trauerflor in A3. Hinter der Theke steht - Manfred, mein Ex. Dem fallen fast die Augen aus dem Kopf, als er mich in Begleitung von Stevie sieht, als dieser ihn mit Küsschen so begrüßt, als wäre er hier ebenfalls gut bekannt. Ich tippe Stevie mit dem Ellbogen an, der mich als seinen Arbeitskollegen vorstellt. Manfred zieht eine Augenbraue hoch und verzieht das Gesicht verächtlich.
»Stevie-Schatz, ich wusste nicht, dass Du jetzt ein Bulle bist.«
»Wer sagt denn das?«, erwidert dieser gelassen.
»Ich war lange genug mit diesem Superbullen zusammen, ich weiß, wer das ist«, sagt Manfred hämisch.
»Als Nebenerwerbspornostar macht er sich gut«, stichelt Stevie.
»Na, ficken konnte er schon immer spitzenmäßig.« Manfred klingt irgendwie sehnsuchtsvoll.
»Ja, stimmt«, grinst Stevie frech.
»Der besorgt es einem schon heftig.« Von hinten mischt sich ein glatzköpfiger Alter ein.
»Tschuldigung, also ich hab bisher alle Filme von Dir gesehen, Süßer. Du warst bisher immer nur aktiv, ne geile Sau im Bett«, sabbert er.
»Dann freu‘ Dich auf die neuen«, grinst Stevie.
»Da bin ich für diesen Mann passiv.« Ich stutze. Ich und Porno? Für Steven immer, stelle ich fest. Manfred platzt vor Neid, wie es scheint. Er beugt sich nach vorne und tuschelt mit Stevie. Leider scheint das nichts gebracht zu haben, denn er ist immer grün im Gesicht vor Neid. Ich bestelle mir eine Coke und schaue mir die Gäste im Lokal genauer an. Außer dem Glatzkopf, der mich inzwischen mit Blicken auszuziehen scheint, und ein paar anderen Typen, die ich eindeutig als Freier einordne, sind ein paar Rumänen, Bulgaren und sonstige Osteuropäer dort, die Dart spielen oder ihr sauerverdientes Geld in einen Spielautomaten stecken. Nichts auffälliges, vielleicht mal davon abgesehen, dass ein paar davon an einem Stehtisch in Streit geraten und sich lauthals in ihrer Sprache anbrüllen. Ab und an werden wir gemustert, aber wir sind keine Konkurrenz, das dürfte wohl klar sein.
Ich zupfe leicht an der Kette in meiner Hand.
»Wollen wir Ihnen mal was zum Sehen geben?« raune ich.
»An was hast Du gedacht?«, fragt Steven leise. Eigentlich wollte ich ein wenig mit ihm knutschen, und das sage ich ihm auch.
»Ich hab Sehnsucht nach Deinen Lippen«, antworte ich ihm leise. Er lächelt fein und beginnt wie zufällig, mit mir herumzuknutschen. Hinter der Theke klirrt es, meinem Ex ist ein Weizenbierglas aus der Hand gerutscht. Steven löst sich kurz von mir und ruft »Polterabend!« durch die Kneipe. Alles lacht, die Gesichtsfarbe von Manfred wechselt von grün zu einem hektischen Rot. Steven beugt sich über die Theke zu Manfred und flüstert irgendetwas, während seine Linke unter meinem Shirt an meinem Bauch spielt. Als er sich wieder mir widmet, deutet er mit seinen Blicken auf die Tür.
»So, Jungs, ich hab zu tun«, verabschiedet Steven sich etwas lauter und zieht mich demonstrativ am Hosenbund zu sich, küsst mich feucht und leidenschaftlich, und dann verlassen wir gemeinsam das ‚Come On‘.
Draußen erklärt Steven mir, dass wir mit unserer Suche am besten im Engel weitermachen. Ein gewisser Herbert Brunner, der Geschäftspartner von Beckert, und vermutlich unsere Zielperson, sei gerade dort. Ich zucke mit den Schultern. Ich glaube zwar, dass es für den Engel noch etwas zu früh ist, aber vermutlich ist das eine gute Lösung, schließlich wollen wir ja was erfahren und nicht angegraben werden. Umdenken ist angesagt. Also laufen wir in den Engel, der ein paar Querstraßen weiter in einem Industrieviertel beheimatet ist. Dort zahlen wir unseren Eintritt, werden vom Kassierer, der uns scheinbar unabhängig voneinander kennt und mit der Konstellation Olaf und Steven gemeinsam etwas überfordert scheint, überschwenglich begrüßt, und stürzen uns ins Vergnügen.
Der Engel hat erst vor einer knappen Stunde geöffnet, weswegen nur zirka dreißig Gäste dort sind. Ich bin dort
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