Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Santiago
Vom Netzwerk:
bekannt, weswegen der Catwalk zunächst ausfällt, zumindest bis man Stevie erkennt. Hinter der Theke stehen zwei junge gutaussehende Huschen, mit einem von beiden hatte ich kürzlich ziemlich belanglosen Sex. Beide werden jedoch für mich unverständlich unruhig, bis sich dann einer von beiden ein Herz zu fassen scheint und im Hinterzimmer verschwindet. Ist Stevens Erscheinen schuld daran? Fast könnte man das glauben. Der zweite Barkeeper mustert mich mit einer Mischung aus Neid und fassungslosem Erstaunen. Auch am DJ-Pult erregen wir mehr Aufmerksamkeit als erwartet. Ein paar südländisch aussehende Gestalten, vermutlich Dealer aus den osteuropäischen Landen, starren ebenso wie ein paar Typen, die eben noch ihre rotierenden Kisten auf der Tanzfläche präsentiert haben, und uns nun mit ihren Blicken förmlich die Klamotten von der Haut reißen.
    Ich habe ja nichts gegen Blicke, genieße sie sogar manchmal, aber das, was hier abläuft, ist mir eine Nummer zu viel. Kann es sein, dass Stevie überall in schwulen Kreisen so angestarrt und angegafft wird? Das ist ja fast schon peinlich, und definitiv nervig, stelle ich fest. Wenn wir jetzt aufs Klo gingen, würde vermutlich ein Massentourismus einsetzen, nur um ein bisschen mehr Haut zu sehen oder uns einmal unauffällig zu berühren. Nun verstehe ich zumindest, warum er in der Szene eine Maske aufsetzt. Stevie hat durchaus eine Existenzberechtigung, auch wenn mir seine Distanz, diese Kühle und Überheblichkeit, meistens unpassend erscheint. Aber ich werde wohl lernen müssen, damit umzugehen, ebenso wie Steven lernen müssen wird, Timo und mir gegenüber er selbst zu sein, statt manchmal mittels Maske für ihn vielleicht unangenehme Situationen und Gefühle zu überspielen. Ich habe zum Beispiel seit dem Tag, an dem wir zusammengekommen sind, von ihm den Satz ‚ich liebe Dich‘ beziehungsweise ‚Euch‘ nicht mehr gehört. Immer, wenn wir Sex hatten, kam Stevie zum Vorschein, was eigentlich nur bei der Massageaktion nicht der Fall war: Da hatte ich es definitiv mit Steven Scott zu tun. Und ich erinnere mich auch noch gut an die einzelne Träne, die er mir als Déjà-vu-Erlebnis verkaufen wollte. Wirklich daran glauben tue ich nicht, aber Mr. Scott ist mir in einigen Dingen noch ein Buch mit sieben Siegeln. Gut, man sagt, gebranntes Kind scheut Feuer, und ich nehme an, dass es in seinem Leben eine Menge Dinge gab, die ihn zu dem gemacht haben, was er jetzt ist - aber ich für meinen Teil werde mich bemühen, ihm niemals weh zu tun. Dazu ist er mir auch menschlich viel zu wichtig, dieser schmale, zärtliche Mensch, der sich hinter einer Maske aus Berühmtheit, Coolness und zur Schau gestellter Erotik in Verbindung mit schwarzen Klamotten und dem Gothic-Lebensstil verbirgt. Und ich habe mich in Steven verliebt, und nicht in Stevie! Bei Gelegenheit werde ich es ihm sagen, nehme ich mir vor. Nicht jetzt, nicht heute... aber ja, ich werde es ihm sagen.

    Nach einer Weile, die wir auf der Tanzfläche verbringen, taucht der vorhin verschwundene Barkeeper neben uns auf und tippt Stevie an.
    »Hey, Stevie, Du sollst mal bitte mitkommen, Herbert sucht Dich schon überall«, sagt er, wobei er mich vollständig ignoriert.
    »Was will er denn von mir?« fragt Stevie zurück. Der Kleine zuckt mit den Schultern.
    »Ich hab keinen Dunst, ich soll Dich nur ins Büro holen. Dein Bückstück kann sicher einen Moment ohne Dich auskommen«, antwortet er mit einem bitterbösen Seitenblick auf mich.
    »Welches Bückstück?«, fragt Stevie verwundert zurück.
    »Na, die passive Szeneschlampe da«, zickt er zurück und deutet mit dem Kopf auf mich.
    »Den hatte ich letztens mal, brauchst Dir keine Mühe zu geben, der ist maximal Durchschnitt«, bewertet er mich. Bitte? ER hat doch keinen hochbekommen, und mich jetzt schlecht zu machen, ist typisch Tucke. Stevie reißt demonstrativ die Augen auf, mustert mich und ruft extrem laut über die Tanzfläche:
»Wie, Schatz, Du bist auch passiv?« Die Barhusche verschluckt sich fast und starrt mich fassungslos an.
    Stevie schubst die Barhusche an und meint maliziös:
»Tja, da hast Du wohl irgendetwas falsch gemacht?«, und wendet sich wieder mir zu.
    »Kommst Du nun?«, quengelt das Teil.
    »Nö. Wenn er was von mir will, soll er gefälligst selbst herkommen«, antwortet Stevie trocken. Dann lassen wir den Barkeeper demonstrativ stehen und tanzen weiter. Unsere Show wird immer besser, denn inzwischen tanzen wir uns sehr erotisch und heiß

Weitere Kostenlose Bücher