hot directions (German Edition)
an.
Nach ner Weile steht ein kleiner, kompakter Grauhaariger neben uns.
»Hallo, Steven.« Das Grinsen dieses Typen ist so falsch wie seine Schneidezähne, stelle ich fest.
»Servus, Herbert«, begrüßt Stevie ihn. Ah, das ist also Herbert Brunner.
»Du wolltest mich sprechen?«
»Ja, ich dachte, wir trinken gerade was zusammen, und gehen dann mal ins Büro, ich habe nämlich eine organisatorische Frage an Dich«, plaudert er.
»Und wer ist der Schnuckel an Deiner Seite?« fragt er mit mich deutlich taxierendem Blick.
»Das ist MEIN Schnuckel«, erwidert Stevie und legt mir den Arm um die Hüfte. Brunner mustert mich nun deutlicher.
»Was nimmst Du in der Stunde?«, fragt er mich dann unverblümt. Ich lache.
»Das kannst Du gar nicht bezahlen«, antworte ich trocken.
»Bist Du da sicher?«, bohrt er nach.
»Nein, ICH bin mir sicher«, mischt sich Stevie grinsend ein.
»Na, so viel wirds nicht sein«, grinst Brunner familiär in Stevies Richtung.
»Der hat zwar ne Menge in der Hose, aber dafür sieht er eher bescheuert aus, außerdem stehst Du doch auf passive Huschen«, sagt er dann leiser zu Stevie. Dummerweise hab ichs gehört. Na warte...
»Jetzt spuck schon aus, was Du willst«, wird Stevie zickig.
»Ja, ich dachte mir, Du machst vielleicht mal eine Live-Show bei uns. Lass uns das doch im Büro besprechen«, fährt er genervt fort.
»Entweder erzählst Du es hier, oder gar nicht.«
Mir fällt auf, dass sich um uns herum ein Kreis aus tanzenden Osteuropäern gebildet hat. Ich tanze unauffällig weiter um Stevie herum und nehme die Typen mal genau in Augenschein. Sieht nicht aus, als handele es sich um Profischläger, also, falls es hier gleich Stress geben sollte, werden wir sicher mit denen fertig. Sind ja bloß sieben. Herbert Brunners Gesicht nähert sich Stevies Ohr und er sagt irgendetwas, was ich nicht mitbekomme. Dann verzieht er das Gesicht und schiebt Stevie mit Gewalt von sich weg, als hätte er eben etwas sehr Ekelhaftes gegessen. Er funkelt uns beide an und lässt uns stehen, durchbricht den Kreis der Osteuropäer, der sich dann wie zufällig auflöst. Ich würde hier am liebsten verschwinden, so feindlich ist die Atmosphäre plötzlich.
Stevie legt seinen Zeigefinger auf die Lippen.
»Mhm« ist alles, was ich von ihm höre.
»Was ist denn?«, raune ich ihm zu, während ich ihn umtanze. Dann komme ich näher, berühre seine Lippen mit meinen und gebe ihm damit Raum, mir etwas zu erzählen.
»Mir scheint, das Volk ist eifersüchtig«, raunt er mir zu, bevor er mich küsst. Ich sehe das jedenfalls anders. Um genau zu sein, frage ich mich, was dieser Brunner gegen Steven in der Hand hat. Für mich sah das nämlich wie eine Drohung aus, und nicht wie eine Eifersuchtsreaktion. Ich habe auf der Polizeischule einen Kurs in Zeugenbefragung gemacht, und mich dort drei Monate über Gestik, Mimik und dahinter stehende Gefühle unterrichten lassen. Ich bin mir also sehr sicher, dass Herbert Stevie eben bedroht hat. Nur - warum lügt dann Stevie? Langsam werde ich nervös. Weiß Stevie vielleicht doch mehr über die Sache, als er sagt? Hat er vielleicht etwas damit zu tun? Ich kriege innerlich Panik, habe ich mich doch gerade erst in ihn verliebt, begehre ihn und habe nicht vor, ihn so schnell wieder aufzugeben oder zu verlieren. Die Tatsache, dass er mir scheinbar nicht die Wahrheit sagt, macht mich außerdem auch traurig, weil ich feststelle, dass er mir scheinbar nicht so vertraut wie er sollte. Shit!
Dennoch lasse ich mir nichts anmerken, sondern verhalte mich wie immer, auch wenn es mich tierisch verletzt und nervt, dass ich jetzt nicht nur gegen irgendwelche unbekannten Mörder, sondern auch noch gegen meinen eigenen Mann, gegen den, den ich liebe, ermitteln muss. Ich hoffe nur, dass es eine ganz harmlose Erklärung für das ganze gibt. Ich hoffe es wirklich, wobei ich mir nicht sicher bin, dass ich Stevie nicht sogar dann helfen würde, wenn sich herausstellen würde, dass er wirklich an irgendetwas schuld ist, sofern er nur eine gute Begründung dafür hat. Ich mache mir schon wieder viel zu viele Sorgen, stelle ich fest. Aber Stevie scheinbar auch, denn seine Bewegung wirken etwas gekünstelter als vorher.
»Wollen wir gehen, Schatz?«, biete ich ihm unauffällig an.
»Ja«, erwidert er knapp. Noch ein Kuss fürs Publikum, dann verschwinden wir. Auf dem Weg zum Auto fällt mir auf, dass uns vier dieser Osteuropäer mit zwanzig Metern Abstand folgen. Ich schubse Stevie mit dem
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