hot directions (German Edition)
ich das unverwechselbare Geräusch des Wasserkessels. Ich drücke Timo einen Kuss auf die Wangen und decke ihn zärtlich zu. Schlaf schön, armer Hase... ich weiß, wie sich das mit dem Muskelkater anfühlt, den Du morgen haben wirst... Ich nehme mir vor, Timo morgen so richtig zu verwöhnen, bevor er zum Dienst geht. Und Stevie wird auch noch seinen Muskelkater bekommen, nehme ich mir vor. Freitag, wenn Timo frei hat. Dann stehe ich vorsichtig auf und komme in die Küche, wo Steven zwei Tassen mit etwas Zucker und Milch auf den Tisch gestellt hat und den Tee aufbrüht. Ich setze mich an den Tisch und warte ab. Steven gießt mir Tee ein, setzt sich dann zu mir und schaut mich abwartend an.
»Also, dann erzähl mal«, ermuntere ich ihn.
»Was soll ich Dir erzählen?«, antwortet er. Ich lächele fein. Alles, am besten. Erzähl mir alles über Dich.
»Mehrere Dinge. Erstens, was hat Brunner gesagt, und was hat er gegen Dich in der Hand? Zweitens, was hast Du über die Morde am Länderweg in Erfahrung gebracht? Drittens, was bedeutet es, als Du sagtest, ‚das hatte ich schon einmal‘? Viertens, wie kann ich Dir helfen?« Steven atmet einmal tief durch.
»Brunner macht MICH für den Tod von Beckert verantwortlich und hat mir offen gedroht.« -
»Womit droht er Dir?«, falle ich ihm ins Wort.
»Er hat mir gedroht, mir alles wegzunehmen, das mir etwas bedeutet.«
»Und was könnte das sein?«, bohre ich nach.
»Es gibt im Moment nur zwei Dinge, die mir wirklich etwas bedeuten«, sagt er leise. Ich ziehe die Brauen fragend nach oben. Was meint er damit?
»Du weißt genau, was ich damit meine«, lächelt er.
»Nein, ich sitze scheinbar auf dem Schlauch«, antworte ich. Ich habe zwar eine Ahnung, aber ich will es von ihm selbst hören. Den Satz »ich liebe Dich« habe ich nämlich schon sehr lange nicht mehr von ihm gehört.
Steven springt auf, und schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. Er sieht zornig aus.
»Die beiden Dinge, die mir am wichtigsten sind, sind Timo und Du, verdammt noch mal«, funkelt er mich an, während aus seinem Auge eine Träne rinnt.
»Und ich lasse nicht zu, dass er mir diese beiden Dinge wegnimmt!« Ich stehe auf, knie mich neben ihm auf dem Boden und lehne meinen Kopf an seine Hüfte, schlinge meine Arme um ihn und versuche, ihn zu trösten.
Nach einer Weile richte ich mich auf, ziehe den Stuhl näher und ziehe ihn in meine Arme.
»Ist Brunners Organisation groß, oder beschäftigt er nur ein paar Rumänen?«, frage ich.
»Ich würde mal sagen, er hat Platz 3 in der Frankfurter Rotlichtszene - und einwandfrei Platz 1 in der schwulen Rotlichtszene«, erwidert Steven.
»Das heißt, wenn ich ihn durch Zufall bei einem Einsatz erschieße - ein bedauerlicher Unfall, versteht sich - ist die Gefahr trotzdem nicht vorüber?«, frage ich leise.
»Nein«, lächelt Steven.
»Im Gegenteil. Dann fangen die Probleme erst richtig an.« Ich überlege für einen Moment.
»Wie können wir das Problem lösen? Wir könnten für eine Weile in das Haus meiner Eltern im Hunsrück fahren. Die sind die nächsten vier Wochen im Urlaub. Das liegt an einem Hohlweg, wir könnten uns also richtig nett verschanzen... oder kennst Du einen anderen Weg?«, frage ich spielerisch.
»Ich muss mich mit den Unbestechlichen kurzschließen«, erwidert er.
»Aber gegen einen kleinen Partisanenkrieg hätte ich nichts einzuwenden.«
»Solange Du Deine Kamera mitnimmst, damit wir Dein Versprechen Deinem Fan gegenüber einhalten können, bin ich mir sicher, dass wir unseren Spaß haben werden«, deute ich ihm an. Dabei denke ich an meinen Jugendfreund Siegmar und seine Ausflüge ins Munitionsdepot der Bundeswehr. Ich denke an die Panzerfaust, die ich seit ein paar Jahren für Siegmar auf dem Speicher unseres Hauses aufbewahre, an diverse Munitionskisten unter dem Heu in unserer Scheune und den Spähpanzer, der bei einer Wehrausstellung plötzlich verschwunden war, und der ja zufälligerweise von meinem Nachbarn gefunden werden könnte. Schließlich bin ich da oben aufgewachsen, und die Jungs, die von früher noch da sind, sind richtig heftige Hardliner.
Steven grinst. lehnt sich zurück und spielt sich mit den Fingern an der Unterlippe herum.
»Das könnte richtig heftig werden«, sagt er dann.
»Och... die Leute da oben mögen keine Fremden, besonders dann nicht, wenn sie Ärger machen«, erwidere ich. Die Polizei braucht eine halbe Stunde, bis sie vor Ort ist, bis dahin haben wir also viel Spaß. Und wenn
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