hot directions (German Edition)
nämlich darauf, dass Brunner in seiner Selbstüberschätzung davon ausgeht, dass er auf dem Land automatisch gewinnt, und dabei in seiner Unerfahrenheit eine Menge Fehler macht. Zum Beispiel, dass er das Land und seine Bewohner unterschätzt. Die Hunsrücker sind knorrige, asketisch lebende Menschen mit trockenem Humor und großer Naturverbundenheit. Sie sind eines nicht: Feige und unaufmerksam. Und sie wissen, sich auf sehr unkonventionelle Weise zu wehren. Nicht umsonst hat es die Organisierte Kriminalität nicht geschafft, sich im Hunsrück zu etablieren. Beim letzten Mal haben die Hunsrücker die Russenmafia vertrieben. Okay, es hat fast zwei Jahre gedauert, aber die Russen haben aufgegeben. Ihr Versuch, im Hunsrück Geld zu verdienen, wurde schlicht und einfach zu teuer. Und ebenso teuer werden wir die Sache für Brunner und Co. gestalten, zumindest so, wie ich mir das vorstelle.
Bei den folgenden Gesprächen lasse ich Timos Telefonleitungen so richtig glühen. Ich erkläre meinem Jugendfreund Siegmar und seinem Bruder Michael, was passiert ist und was wir vorhaben. Siegmar ist nicht begeistert, aber natürlich wird er uns unterstützen. Mehr als das, er wird dafür sorgen, dass wir unsere Ruhe haben, verspricht er mir. Wunderbar. Nun muss Stevie ran, und uns alles über Brunner und Co. erzählen. Schließlich wollen wir vorher unseren Spaß haben, und alle Aktionen müssen sitzen.
Und um Brunner nicht nur so zu ärgern, dass er sich auf die Suche nach uns macht, sondern um ihn auch richtig zu schädigen, müssen wir sämtliche seiner Geschäfte mit einbeziehen. Das ganze sollte relativ locker anfangen, so dass man bestimmte Dinge als zuerst als Zufall oder Streich auslegt, weswegen wir beschließen, seine Geschäftsbereiche aufzugliedern in: Kneipe (das »ComeOn« und der »Futtertrog«), Sauna (»Treibhaus-Sauna«), Disco (»Engel«), Drogen und Stricher. In jedem dieser Geschäftsbereiche muss also eine massive Störung eintreten. Die »Unbestechlichen« werden uns dabei helfen, sagt Steven. Also sollten wir mit etwas Einfachem beginnen.
»Hey, Stevie«, grinse ich.
»Würde es Brunner stören, wenn wir heute zu dritt im ‚ComeOn‘ einfielen und ihm dort ein paar nette Streiche spielen?«
»Am meisten würde es ihn ärgern, wenn die Stricher kein Geld mit heimbringen«, antwortet Steven.
»Was für Stricher hat er denn da?«, schaltet Timo sich ein. Er wühlt in seinem Pilotenkoffer.
»Junges Gemüse«, antwortet Steven. Mir kommt eine Idee.
»Alle schwul, oder Heten? Machen die das freiwillig?«, frage ich.
»Die meisten machen das freiwillig. Die sind alle schwul«, erklärt er.
»Wenn man die dazu kriegt, geil zu werden, werden die also mit Ihresgleichen vögeln statt mit Freiern, oder?«
»Jap«, bestätigt Steven. Ich sehe Timo an.
»Ich hab noch zwei Flaschen DoubleRush, und wenn ich das richtig gesehen habe, gibt es einen Einlaufstutzen zur Klimaanlage. Oder haste ne bessere Idee?«, frage ich.
»Ich seh da nur ein Problem«, fällt Steven ein. Ich schaue ihn fragend an.
»Wir - die Betonung liegt auf ‚wir‘ - sind da dann ebenfalls drin«, erklärt er mir mit breitem Grinsen. Ich zucke mit den Schultern.
»Berufsrisiko«, antworte ich.
»Das ist unser Alibi, weil wir dann ja selber betroffen sind«, grinse ich.
»Heute Abend ist es nur ein finanziell teurer Joke für Brunner. dass da Planung dahinter steht, merkt er dann erst morgen oder so... morgen müssen auch zwei Schläge kommen.«
»Also, seh ich das jetzt richtig?«, fragt Steven.
»Wir fallen heute abend im ComeOn ein, machen da eine geile Party, verdünnen die Luft mit Poppers, legen eine scharfe Show hin, damit die Jungs richtig rattig werden, und verschwinden, bevor Brunner zum Abkassieren kommt?« Ich schüttele leicht lächelnd den Kopf.
»Nicht ganz, Schatz. Wir trinken Champagner, schmeißen ein paar Runden, machen eine Show, sehen zu, wie die Jungs ihr Pulver so richtig verschießen, geben ein paar Ratschläge, prellen dann die Zeche und verschwinden«, stelle ich das richtig.
»Dann müssen wir gegen 21 Uhr im ‚ComeOn‘ sein, dann nämlich sind die Stricher alle anwesend, aber die Freier noch nicht«, stellt Steven grinsend fest.
»Und bis wann sollten wir verschwunden sein?«, fragt Timo.
»Um null Uhr dreißig kommt Brunner das erste Mal zum Kassieren«, erklärt Steven, der aus seiner Reisetasche ein Schild »geschlossene Gesellschaft« hervorzieht.
»Das bedeutet, es kommt niemand hinein«,
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