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hot directions (German Edition)

hot directions (German Edition)

Titel: hot directions (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Santiago
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bleibt Sachbeschädigung, sofern ein Fremder dazukommt. Die Kollegen im Revier wissen ansatzweise von einem Einsatz Bescheid, und bei Holger habe ich seit der Aktion mit dem Lieferanten einen Riesenstein im Brett. Also lassen wir uns vom Guido in die fünfte Etage vom Parkhaus Börse bringen und laufen über die Treppen in die sechste Etage, die den Dauerparkern vorbehalten ist. Dort studieren wir die Lage der zwei einzigen Kameras, die auf die Ausfahrt gerichtet sind, und stellen kopfschüttelnd fest, dass sonst keine einzige Überwachung vorhanden ist. Brunners Auto finden wir schnell, es ist das einzige Auto, das im hinteren Teil der Anlage geparkt ist. Den Platz hat Brunner sich gut ausgesucht... die Sicht dorthin ist durch vier Säulen fast vollständig versperrt.
    »Das ist Absicht so«, erklärt Alex.
    »Dann kann er seine Jungs hier einreiten, ohne dass jemand ihn sieht oder die Schreie hört«, sagt er. Timo legt seinen Arm um den Kleinen. Ich grinse gemein.
    »Na, dann man los«, gibt er das Kommando, während ich in meine Umhängetasche greife und Timo einen Tonkrug mit der Flußsäure in die Hand drücke.
    »Hier, Du kannst doch toll malen«, grinse ich.
    »Mal mal.«

    Und Timo malt. Erst ein Fadenkreuz mit konzentrischen Kreisen drumherum auf die Scheibe, dann ein paar nette erigierte Glieder auf die Motorhaube und zum Schluss ein paar lustige Wellenlinien aufs Blech. Dann warten wir zehn Minuten, bis sich die Säure wunderbar durch das Blech gefressen hat, und die erigierten Glieder feine, sieben Zentimeter tiefe Muster im Motorblock gebildet haben, und dann gießt Steven die Buttersäure durch das Loch in der Autodecke zur Hälfte ins Innere und zur Hälfte in die Lüftungsschlitze. Der Rest der Flußsäure im Tonkrug reicht für ein paar Tropfen auf die Reifen, die daraufhin zischend verschmurgeln. Ich nehme die Kappe vom Spray und signiere unser Kunstwerk mit dem Zusatz: »Rat mal, wer das war... Liebe Grüße in den Knast, O., S., T. & A. ;-)«. Dann fotografieren wir das ganze mit dem Handy und gehen gemächlich zum Taxi zurück, mit dem wir dann erst einmal eine Stunde in der Stadt spazieren fahren, bevor wir die leeren Flaschen und den Tonkrug auf der Leunabrücke in den Main werfen und lassen uns zu Timo bringen, wo wir vorher den Daimler geparkt haben.

    »Wann macht eigentlich der Engel auf?«, frage ich scheinheilig die anderen.
    »Um elf«, antwortet Steven mir.
    »Warum?«
    »Weil ich hier den Schlüssel habe«, grinse ich und klimpere mit dem Schlüsselbund, den ich neulich beim Verlassen des ‚ComeOn‘ eingesteckt und neulich mal heimlich an der Tür ausprobiert habe. Zeit für eine Planänderung. Wenn wir nun direkt zum Engel fahren und seine Klimaanlage verbessern, dann gewinnen wir nicht nur Zeit, sondern ihm entfällt auch noch der Umsatz für heute.
    »Wie wärs, wenn wir die technische Verbesserung seiner Anlage gleich durchführen?«, schlage ich vor.
    »Nix wie los«, grinst Steven. Und so geschieht es.

    Wir kommen tatsächlich ungesehen in den Laden, finden den Einfüllstutzen für die Klimaanlage und schütten alle drei Flaschen hinein. Dann schließen wir ab und bestellen Guido zu uns. Timo und Alex bleiben bei Guido im Taxi sitzen, während Steven und ich mit dem Daimler losfahren. Aus Sicherheitsgründen treffen wir uns auf der Raststätte Heidenfahrt bei Ingelheim, von wo aus wir dann gemeinsam in unser Exil starten. Wir fahren auf die A 61, verlassen die Autobahn in Rheinböllen, wo wir im Edeka noch schnell ein paar hochprozentige Sachen und Futter für die nächsten vier Wochen einkaufen, bevor wir zwanzig Minuten durch den Wald nach Kisselbach fahren, dort den Getränkehändler gegen ein ordentliches Trinkgeld davon überzeugen, ein paar Kisten Sprudel, Coke und sonstigen Kram zu uns zu schaffen, und fahren auf den Aussiedlerhof meiner Eltern, eine alte, auf einem Berg gelegene Mühle zwischen Kisselbach und Steinbach gelegen.

    Als wir in den offiziellen Weg abbiegen, fällt mir auf, dass irgendetwas anders ist als sonst.
    »Stopp! Halt mal an«, bitte ich Steven.
    »Was issen?«, fragt er, während er weiterfährt.
    »Bleib stehen!«, fauche ich. Ich öffne die Beifahrertür, steige aus und sehe mich um. Ich weiß nicht, was genau los ist, aber irgendetwas ist wirklich anders.
    »Es ist sehr warm hier, und die Gegend riecht nach Wald«, stellt Timo, der ebenfalls ausgestiegen ist, grinsend fest. Als ob ich das nicht selber wüsste. Das meine ich aber nicht. Ich

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