hot directions (German Edition)
ist, Alex zu poppen... oder Steven, dessen Lächeln mir schon wieder viel zu scheinheilig ist. Außerdem haben wir noch genug Zeit, bevor wir in den Engel müssen... und ins Parkhaus.
»Also, ich hab ja auch schon viel gebracht... aber das hab ich mich nicht getraut« Alex schaut mich neidisch an.
»Warst Du eigentlich jemals hier auf dem Balkon?«, frage ich scheinheilig und zwinkere Timo zu.
»Nein«, gibt Alex zu.
»Dann schau’s Dir doch mal an«, biete ich an und winke den beiden, mir zu folgen, während ich mit Alex auf den Balkon gehe. Steven greift nach seinem BUKo, dem Beischlaf-Utensilien-Koffer, und öffnet uns die Balkontür. Alex schaut hinab.
»Ui, ganz schön hoch«, staunt er. Der Vorteil, den ich sehe, ist, dass Timo keine Nachbarbalkone hat, weil die alle in einer Reihe untereinander sind. Also presse ich Alex mal spontan mit meiner Hüfte an die Metallbrüstung.
»Was wird das?«, fragt Alex verwundert.
»Wir schauen zum Balkon hinunter«, antworte ich trocken.
»Uff... tief!«, presst Alex hervor.
»Tja, der fünfzehnte Stock halt«, grinse ich.
»Wir wollen ja die betagten Herzkranzgefäße nicht überbeanspruchen«, grinst Alex mich frech an. Ich glaub ja, es hackt jetzt wirklich. Wenn ich nicht so fertig wäre, würd ich ihm diesen Spruch jetzt heimzahlen.
Andererseits... der Tag ist ja noch lang. Und wenn wir gleich anschließend in den Hunsrück fahren, findet sich bestimmt noch ein lauschiges Plätzchen im Wald.
Nach einer Weile Erholung gehe ich erstmal mit Alex duschen. Schließlich möchte ich, dass der Kleine sich an mich gewöhnt. Manchmal habe ich nämlich den Eindruck, dass Alex vor mir Angst hat. Also seife ich seinen schmalen, schlanken Körper ein und lasse das Wasser auf ihn prasseln. Dabei massiere ich ihm sanft Nacken und Rücken.
»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben«, erkläre ich ihm dabei.
»Seh ich aus, als hätte ich Angst?«, erwidert er.
»Ja, manchmal schon«, sage ich.
»Ich hab keine Angst«, brummt er, aber ich habe den Eindruck, dass das nicht ganz stimmt. Vielleicht sind das aber einfach auch nur alte Verhaltensmuster.
»Na, aber irgendwie verhältst Du Dich anders, wenn ich dabei bin, kann das sein?«, hake ich nach.
»Klar. Du bist Bulle«, stellt er eiskalt fest.
»Und?«
»Mir wurde eingebläut, mich von Bullen fernzuhalten«, erklärt er.
»Dafür warste aber eben ganz schön nah«, grinse ich anzüglich.
»Ach, gefickt worden bin ich von Bullen schon öfter?«, antwortet er trocken.
»Das überfordert mich im Moment«, gebe ich zu.
»Warum?«, fragt er interessiert.
»Na, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Sieh mal, Timo, Steven und ich führen eine Beziehung, und ich mach mir ja auch nix draus, dass Timo Leichen aufschneidet und Steven Pornos macht. Ich bin halt ein Bulle. Trotzdem parke ich falsch, mache Brunner fertig, begehe Straftaten am laufenden Band, ficke mir die Seele aus dem Leib und habe meinen Spaß. Ist das schlimm, ein Bulle zu sein?« Alex zuckt mit den Schultern.
»Pöh, wenns schön macht... bei Dir scheints ja funktioniert zu haben«, stichelt er.
»Na, wenns sonst nix ist«, gebe ich zurück. Alex dreht sich zu mir um und schaut mir direkt ins Gesicht.
»Hör mal... Ich bin nur skeptisch, weil ich nicht weiß, was Ihr mit mir vorhabt. Ich mein, ich bin ein kleiner, billiger Stricher, hab seit vorgestern keinen wirklichen Wohnsitz mehr, besitze nicht mal Papiere, weil die Brunner noch hat, und überhaupt... »
»Vor allem bist Du ein Mensch«, erwidere ich.
»Da seid Ihr aber so ziemlich die einzigen, die das so sehen«, stellt Alex fest.
»Und wir sind der Meinung, dass so etwas keinem Menschen passieren sollte«, fahre ich fort, während ich sanft über die frisch verheilten Striemen streiche.
»Weißt Du, Olaf, ich hab immer für alles, was ich wollte, eine Gegenleistung erbringen müssen«, sagt Alex leise.
»Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich den Rotkäppchen am Bahnhof den Arsch hinhalten musste, damit sie mich übersehen.«
»Menschen sind meistens korrupt und gemein«, erkläre ich vorsichtig.
»Aber es gibt auch solche, die eben anders sind... nur trifft man die seltener.«
»Ich hab eben noch keinen getroffen«, sagt Alex.
»Irrtum. Du hast grad drei davon kennengelernt«, grinse ich.
Kapitel 19
Der Sicherheit halber fahren wir mit dem Taxi zum Parkhaus. Ich möchte nämlich nicht mit Stevens Auto gesehen werden, wenn uns jemand überrascht. Sachbeschädigung
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