Hot History Collection - History Romance im Doppelpack (German Edition)
einzunehmen, kam sein Vater auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen.
„Du weißt, Thomas, welchen Skandal deine Schwester ausgelöst hat, als sie mit diesem Soldaten durchgebrannt ist. Sie hat großes Unglück über unsere Familie gebracht, und auch wenn die Ärzte behaupteten, deine Mutter sei an ihrem Lungenleiden gestorben, so weiß ich es doch besser. Sie starb aus Scham und an gebrochenem Herzen.“
Tom musste feststellen, dass sein Vater sich anscheinend doch verändert hatte: Ein solcher Hang zur Melodramatik wäre ihm früher fremd gewesen. Der Earl seufzte und starrte aus dem Fenster. Dann blickte er Tom direkt in die Augen, als er fortfuhr:
„Wir haben euch nicht streng genug erzogen. Zu eurem eigenen Schutz wäre es besser gewesen, weniger Nachsicht und Milde walten zu lassen. Was du in London treibst, Thomas, ist nicht nur jugendlicher Leichtsinn oder unmoralisch. Es ist gefährlich. Spätestens im nächsten Jahr wird es ein Gesetz geben, welches widernatürliche Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellt.“
Tom wollte etwas erwidern doch sein Vater hob abwehrend die Hand.
„Ich möchte keine Ausreden hören, Thomas. Als dein Vater bin ich der Letzte, der über jedes Detail deines Privatleben genau informiert sein möchte. Ich will mir nicht ausmalen, was du in London treibst. Fakt ist jedoch, dass du dich in Kreisen bewegst, die deinen Ruf gefährden. Selbst wenn du selbst dich nicht zu … zu widernatürlichen Handlungen hinreißen ließest, so wirft dein Lebenswandel ein schlechtes Licht auf dich und deine Familie. Du musst endlich Vernunft annehmen und erwachsen werden. Da Vorhaltungen und Ermahnungen bisher nicht auf fruchtbaren Boden gefallen sind, bleibt mir nichts anderes übrig, als andere Seiten aufzuziehen.“
Tom schluckte.
„Ich bitte dich, Vater. Was verlangst du denn von mir?“
„Nichts Ungewöhnliches, mein Sohn. Ich möchte, dass du heiratest und eine Familie gründest. Baue ein repräsentatives Haus und gehe in die Politik oder kaufe dich in ein Unternehmen ein, schließlich bist du nicht auf den Kopf gefallen und hast einen Abschluss in Oxford vorzuweisen. Ich gebe dir zwei Jahre Zeit um eine passende Frau zu finden, zu heiraten und ein Kind zu zeugen. Solltest du diese Bedingungen nicht erfüllen, so wirst du von mir keinerlei finanzielle Unterstützung mehr erhalten.“
Tom war schockiert. Er war fest davon überzeugt gewesen, seinen Vater vertrösten und den Familienfrieden wieder herstellen zu können. Mit einem solchen Ultimatum hatte er nicht gerechnet. Wo sollte er eine Frau auftreiben, die seine Neigung akzeptierte? Er war sich nicht einmal sicher, ob er in der Lage sein würde bei einer Frau seinen Mann zu stehen und den Akt zu vollziehen. Er musste in Ruhe darüber nachdenken und mit Simon sprechen. Eines würde er jedenfalls auf keinen Fall tun: sich von seinem Liebhaber lossagen. Simon befriedigte Toms körperliche Bedürfnisse auf unnachahmliche Art und Weise, aber er war ihm auch ein treuer Freund und Gefährte geworden. Es musste eine andere Lösung geben!
„Ein verlockendes Angebot“
London, Juli 1894
Sarah Moore war 25 Jahre alt, gehörte dem gehobenen Bürgertum an und war stolz auf ihre Unabhängigkeit, ihre schnelle Auffassungsgabe und ihren Ehrgeiz. Ihr Vorhaben zu studieren war lediglich an der ablehnenden Haltung ihrer Mutter und an den Schulden gescheitert, die ihr verstorbener Vater der Familie hinterlassen hatte. Sarah hatte das Beste aus ihrer Situation gemacht und arbeitete gelegentlich als Journalistin für eine Frauenzeitschrift. So konnte sie ein wenig Geld zur Haushaltskasse beitragen und ihrer Mutter die teuren Arztbesuche finanzieren, die notwendig waren, um ihr Linderung von ihren Gelenkbeschwerden zu verschaffen.
Nicht zum ersten Mal fragte sie sich heute, wie eine Frau wie sie einem Mann derart verfallen konnte. Wenn sie sich mit Francis traf, vergaß sie ihre Karrierepläne und ihre Unabhängigkeit. Das Einzige, was sie sich wünschte, wenn sie ihn sah, waren seine Hände auf ihrem Körper und seine verführerischen Lippen auf ihren. In den Augen der guten Gesellschaft war Sarah längst eine alte Jungfer, deren rebellisches, wenig bescheidenes Auftreten die altehrwürdigen Ladys und Gentlemen dazu brachte, pikiert die Nase zu rümpfen. Vielleicht war das der Grund, warum Sarah sich derart stark von Francis angezogen fühlte. Er war ein von der Gesellschaft Ausgestoßener. Als Maler lebte er von der Hand in den
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