Hot & Sexy 16
dass das Schlafsofa aufgeklappt und das Bettzeug zerwühlt war. Sie machte die Tür wieder zu.
Ihr Vater war also nicht da. Und wo steckte ihre Mutter?
Von oben war ein Geräusch zu hören. Vielleicht nahm ihre Mutter ein Bad und hatte Kopfhörer aufgesetzt, weshalb sie sie nicht hören konnte.
Bei den Gilbreds war die Badezimmertür nur selten abgeschlossen, und als Kind hatte Lizzie oft auf der Kommode gesessen und sich mit ihrer Mutter unterhalten, während die ein Schaumbad nahm.
Sie ging die Treppe hinauf und überlegte, dass sie sich auf dem Nachhauseweg ein Sandwich kaufen oder nachsehen konnte, ob das Chinarestaurant noch geöffnet hatte.
Zuerst sah sie im Elternschlafzimmer nach, wo alles ordentlich aussah, das Bett war gemacht und das angrenzende Bad war leer.
Hatte Bonnie womöglich ihre Handtasche vergessen? War sie irgendwo essen und musste feststellen, dass sie ihre Brieftasche zu Hause auf dem Flurtisch vergessen hatte? Das wäre beängstigend untypisch für ihre Mutter.
Noch beängstigender war die Tatsache, dass ihre Eltern sie beide ständig bedrängten, für sie bei diesem Streit die Anwältin zu spielen. Sie war froh, dass sie sich nicht auf Familienrecht spezialisiert hatte, und wies sie immer wieder darauf hin, sobald das Thema zur Sprache kam.
Nun schaute sie im großen Badezimmer nach, ob ihre Mutter dort vielleicht war, dann ging sie ratlos zu ihrem alten Zimmer. Ihre Mutter hatte alle Kinderzimmer unverändert gelassen, wie zu der Zeit, in der die Geschwister noch zu Hause gewohnt hatten. Sie ging manchmal gern in ihr altes Zimmer, legte sich auf ihr weißes Himmelbett und erinnerte sich an glücklichere Zeiten.
Wieder ein Geräusch.
Sie wurde langsamer. Wenn sie nicht alles täuschte, kamen die Laute aus ihrem alten Zimmer.
Langsam öffnete sie die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Auf dem Bett lag ihre Mutter, nackt, mit beiden Händen an die Bettpfosten gefesselt. Lizzies Vater kniete davor und hielt gerade eine große Feder hoch. Jetzt drehte er sich entsetzt um.
Bei dem Geräusch, das sie gehört hatte, handelte es sich um das Kopfteil des Bettes, das gegen die Wand schlug.
Da ein diskreter Rückzug diesmal unmöglich war, tat sie das Naheliegende und lief davon. Vermutlich würde sie ihr altes Kinderzimmer nie wieder betreten können.
Einige Stunden später saß Lizzie auf der Ledercouch in ihrem Wohnzimmer, zappte durch die TV-Programme und ignorierte ihr vibrierendes Handy. Seit sie ihr Elternhaus fluchtartig verlassen hatte, hatte ihre Mutter schon etliche Male versucht, sie zu erreichen. Nach dem Anblick ihrer Eltern, die mit Fesselspielen in ihrem Zimmer – in ihrem Kinderbett! – beschäftigt gewesen waren, nahm Lizzie alles nur noch wie durch einen Schleier wahr. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, was aus dem Eis geworden war.
Es war ihr auch vollkommen egal. Halbwegs hoffte sie, dass die Schokolade auf den weißen Teppich getropft war und ihre Mutter das wegwischen musste … unter anderem.
Ein Gutes hatte die Sache wohl – ihre Eltern schienen dabei zu sein, sich zu versöhnen.
Sie steckte die Essstäbchen in die Schachtel mit dem Reis, stellte diese auf den Couchtisch und zog die Chenilledecke, die auf ihrem Schoß lag, bis zum Kinn hoch.
Als ihr Handy erneut vibrierte, überprüfte sie das Display und meldete sich, denn es war ihre Schwester.
Annie war ein Jahr jünger als sie. Ihre Schwester schaffte es, stets den Eindruck zu vermitteln, ihr Leben sei eitel Sonnenschein. Lizzie wusste aber, dass es vor allem aus dem Wechseln schmutziger Windeln und schlaflosen Nächten bestand. Als sie zuletzt mit Annie gesprochen hatte, war die kurz davor gewesen, vor ihrer Familie zu fliehen. Das war etwas, was sie nicht recht nachvollziehen konnte, da ihre Schwester genau das bekommen hatte, was sie sich immer wünschte: einen wunderbaren Ehemann, ein tolles Haus und zwei hübsche Kinder. Ein drittes Kind war unterwegs.
Wie alle kleinen Kinder waren auch Jasmin und Jason keine Engel. Im Gegenteil, sie waren laut und brauchten ständig Aufsicht, damit sie keinen Blödsinn anstellten. Wegen ihrer langen Arbeitszeiten konnte sie ihrer Schwester nicht viel helfen. Manchmal fragte sie sich, ob sie auch einmal Kinder haben wollte, doch sie arbeitete einfach so viel, dass sie das bis jetzt nicht ernsthaft in Erwägung gezogen hatte.
Mal abgesehen davon, dass sie erst noch den Mann kennenlernte musste, den sie genug lieben konnte, um mit ihm Kinder haben zu
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