Hot & Sexy 16
Vor zwei Jahren hatte sie ihren ganzen Mut, ihre Ersparnisse und einen Kredit von ihrer Großmutter eingesetzt, um diesen Laden zu kaufen.
Es klopfte wieder. „Ich komme gleich!“, rief sie, öffnete eine Schublade und schob das Buch hinein, direkt neben den Reiseprospekt. Die Kreuzfahrt in die Tropen würde sie sich gerne selbst zu ihrem dreißigsten Geburtstag schenken. Sie schloss die Schublade und sagte sich, dass sie nichts zu verbergen hatte. Schließlich musste sie ihr eigenes Sortiment kennen. Und dazu gehörte eben auch ganz spezielle Lektüre.
Vor Kurzem hatte sie sich nämlich entschlossen, das Angebot ihres originellen kleinen Buchladens zu erweitern und in der oberen Etage eine Romantik-Abteilung einzurichten. Eine Entscheidung, die sich offenbar auszahlte. Jedenfalls waren die Umsätze in die Höhe geschnellt. Bald würde die zweite Etage ihres Geschäfts ausschließlich für ihre weiblichen Leser reserviert sein, mit Büchern, Kerzen, Geschenken – und einer ganz privaten Leseecke, wo ihre Kundinnen ihren geheimen Leidenschaften frönen könnten, von fantasievollen Liebesromanen bis zu ganz heißen Storys.
Sie war stolz auf sich. Bald hätte sie es geschafft und ihrer Großmutter den Kredit zurückgezahlt. In wenigen Wochen war Weihnachten, da stiegen die Umsätze ohnehin.
Caron schob eine vorwitzige Strähne ihres dunklen Haars zurück in den sorgfältig hochgesteckten Knoten. Ihr war noch immer ganz heiß von der Lektüre. Das kam wohl davon, dass sie kein nennenswertes Liebesleben hatte.
„Herein“, sagte sie, faltete die Hände auf dem Schreibtisch und versuchte, sich in die seriöse Buchhändlerin zu verwandeln, die sie im wirklichen Leben darzustellen hatte.
Die Tür schwang auf, und ihre Assistentin Kasey Washington stürmte herein. Ihr kinnlang geschnittenes blondes Haar wippte auf und ab.
„Wahnsinn!“, rief sie. „Ich habe ganz, ganz tolle Neuigkeiten.“ Sie ließ sich in den abgewetzten Ledersessel vor dem Schreibtisch fallen.
Caron verzog die Lippen. Für ihre junge Mitarbeiterin war schon eine neue Geschmacksrichtung bei Starbucks eine tolle Neuigkeit.
Kasey strahlte. „Eine unserer neuen Kundinnen schaut sich gerade im oberen Stockwerk um. Ich weiß nicht, ob Sie sich an sie erinnern? Ruth Parker.“
Caron schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, nein.“
„Sie sagt, sie war letzte Woche ganz begeistert von Ihrer Beratung.“
Aha. „Das hört sich gut an“, sagte Caron. Aber umwerfend war das nun auch wieder nicht.
„Sie arbeitet für die Krebshilfe und gehört dem Komitee an, das nächste Woche Freitag eine Riesenbenefizparty steigen lässt. So eine altmodische Gala im Hollywoodstil. Sie machen schon seit Wochen dafür Werbung. Tja, und …“, Kaseys Augen leuchteten, „… eine der Frauen, die bei der Show auf dem Laufsteg mitmachen sollte, kann wegen eines Notfalls nicht teilnehmen. Jetzt brauchen sie jemanden, der Audrey Hepburn spielt, und diese Ruth Parker will Sie!“ Kasey quietschte. „Wie cool ist das? Sie kommen ins Fernsehen!“
Caron war alles andere als begeistert. „Was?“ Sie schüttelte den Kopf. „Oh nein. Ich stelle mich doch nicht kostümiert vor all diese Menschen. Und ganz sicher nicht fürs Fernsehen.“
„Sie müssen!“, rief Kasey. „Das ist eine einmalige Gelegenheit. Sie sagen doch selbst, dass Sie sich nach Abwechslung sehnen.“
Caron mochte keine öffentlichen Auftritte, schon gar nicht kostümiert auf einem Laufsteg und im Fernsehen. „Aber damit meinte ich so etwas wie eine Kreuzfahrt! Keinen Fernsehauftritt. Nein. Ich mag so etwas nicht.“
„Der Buchladen wird in Werbespots erwähnt, Sie können Flyer verteilen und so weiter. Das wäre kostenlose Werbung für unseren Laden und die perfekte Gelegenheit, unsere neue Romantik-Abteilung bekannt zu machen. Eine Riesenchance, in letzter Minute unsere Weihnachtsumsätze noch weiter zu steigern. Es ist perfekt! Seien Sie einfach einen Abend lang Audrey Hepburn. Ich wünsche Ihnen viel Spaß.“ Kasey senkte verschwörerisch die Stimme. „Übrigens werden auch jede Menge attraktive, reiche Männer dort sein. Wir müssen das einfach machen. Sie müssen das machen. Für das Geschäft, Caron.“
Caron lehnte sich zurück und blickte ihre Assistentin an. Kasey hatte ja recht, sie brauchten diese Publicity. Publicity bedeutete mehr Umsatz, und das bedeutete, dass sie ihrer Großmutter schneller das Geld zurückzahlen konnte. Es ging nicht darum, ob sie Lust dazu hatte, es ging
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