Hot Summer
einfach nur Spaß für uns beide sein können, kein Problem. Aber mir hat er erzählt, er würde mich lieben, und der Wichser hat gelogen. Wenn du mich fragst, kann er ruhig für das Kind zahlen.“
„Und du willst es behalten?“ Ich beobachtete, wie sie ihr Sandwich aufaß.
Sie blickte zu mir auf. „Ja. Ich will es behalten. Ich meine, sein Vater mag ein Arschloch sein, aber … es ist mein Kind.“
„Hast du Mom und Dad schon davon erzählt?“
„Mom weiß es. Sie hat’s erraten. Dad ist natürlich ahnungslos. Ich werde bis nach der Feier warten. Es hat ja keinen Sinn, wenn ich alles ruiniere.“ Sie zuckte die Schultern.
„Klingt für mich so, als hättest du alles schon geplant.“
Meine Schwester kicherte. „Wir werden sehen, oder? Magst du auch noch ein Sandwich?“
Ich hatte nicht mal angefangen, mein erstes Sandwich zu essen. „Nein, danke.“
„Und was ist hier los?“, fragte sie, während sie dicke Scheiben Frühstücksspeck, Tomatenscheiben und Kopfsalat auf dem weißen Brot aufstapelte. Mayonnaise quoll an allen Seiten heraus, als sie die zweite Toastbrotscheibe auf das Sandwich drückte. Sie leckte die Finger einzeln ab.
„Womit?“ Mein Sandwich bestand aus denselben Zutaten, nur dass ich von allem etwas weniger genommen hatte.
„Nicht womit. Mit wem. Mit ihm.“ Sie ließ seinen Namen sehr geheimnisvoll klingen: „Alex.“
„Mit ihm ist nichts passiert.“ Ich biss von meinem Sandwich ab und kaute, wartete darauf, dass es mir schmeckte. Es schmeckte nicht.
Sie machte ein verächtliches Geräusch. „Ach, bitte. Du bist so eine schlechte Lügnerin, Anne.“
„Ganz im Gegenteil, Claire, ich bin eine ausgezeichnete Lügnerin.“ Ich nahm mir ein paar von den Käsecrackern, die Claire mit auf den Küchentisch gelegt hatte. Sie schmeckten mir genauso wenig.
„Sagst du. Spuck’s schon aus, Schwesterchen. Was ist passiert? Ist James wütend geworden?“
„Nein.“
Sie schwieg erwartungsvoll, während sie schon wieder aß. Ich trank einen Schluck Cola. Dann spielte ich mit meiner Papierserviette. Sie kaute, schluckte, biss erneut ab. Wartete.
„Es ist einfach auseinandergegangen, das ist alles. Passiert so was nicht ständig?“
„Ich weiß es nicht. Ich war nie in der Situation.“ Sie stürzte ein halbes Glas Milch herunter und tupfte geziert ihren Mund ab. „Nun, ich meine, sicher hab ich schon mehr als einen Typen gleichzeitig gefickt, aber nicht so. Ich meine, die beiden haben sich nicht gekannt.“
„Das hilft mir nicht weiter, Claire.“
Sie grinste. „Tut mir leid. Aber wenn James nicht wütend geworden ist, was ist dann passiert? Zwing mich nicht dazu, dich mit dem Todesrülpser zu foltern, Anne. Ich würde das tun.“
Sie war vielleicht anstrengend, aber sie wusste, wie sie mich zum Lächeln brachte. „Ich hab es dir bereits gesagt. Es ging auseinander. Ich weiß nicht. Wenn nur Alex und ich zusammen waren, war es herrlich. Aber wenn wir mit James zusammen waren, verhielten die beiden sich wie zwei Schuljungen.“
„Puh. Das klingt nicht gerade sexy.“
„Nicht wirklich. Und sie haben ihre gemeinsame Vergangenheit, zu der ich keinen Zugang finde“, sagte ich. „Aber es ist nicht nur das. Ich meine … Es ist einfach eine Menge, was da zusammenkommt.“
Wir aßen ein paar Minuten schweigend, während ich darüber nachdachte, was ich sagen sollte. Vor allem wie ich es sagen sollte, ohne in einem schlechten Licht dazustehen. Wie konnte ich meiner Schwester meine Eifersucht und die Lügen gestehen und dennoch die strahlende Fassade aufrechterhalten?
Ich hätte mir darum keine Gedanken zu machen brauchen. Claire stieß problemlos zum wahren Kern vor. Mit ihrer Auffassungsgabe überraschte sie mich. „Du willst sie beide, aber sie haben auch einander.“
„Ja.“ Ich schob das Sandwich beiseite. „Macht das aus mir ein besitzergreifendes Miststück?“
„Vermutlich.“ Sie grinste mich erneut an. „Aber das ist ganz normal, vermute ich.“
„Wir hatten einen Streit. Nein, ich hatte einen Streit. Er hat nicht gestritten. Er ist einfach weggegangen. Von mir“, fügte ich hinzu und verstummte, weil ich erneut den Knoten in meinem Hals spürte. „Und jetzt verhält er sich, als würden wir uns kaum kennen.“
„Und was ist mit James?“
„Er hat mit mir nicht darüber geredet. Wenn die beiden darüber geredet haben, dann hat er mir nichts davon erzählt.“
Sie lachte. „Anne, Männer ,reden‘ nicht. Sie quatschen, aber sie ,reden‘
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