Hot Summer
hätte ich sie jetzt zerschmettert. Stattdessen begnügte ich mich damit, den Schrank aufzureißen und die Tür zuzuwerfen, nachdem ich einen Tampon herausgeholt hatte. Dann säuberte ich mich und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. Ich fühlte mich so dumm.
Und eifersüchtig.
Und verrückt.
Ich wusch gerade meine Hände, als jemand an die geschlossene Tür pochte. James trat einen Moment später ein. Ich schniefte, wischte mein Gesicht ab und erwartete, dass er mir mit gewählten Worten einen Vortrag halten würde.
James sah traurig aus. „Wenn du willst, dass er geht, Anne …“
„Nein. Das ist es nicht.“ Ich seufzte auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. „Es ist einfach nur … so vieles. Die Party für meine Eltern. Die Sache, die gerade mit Patricia passiert.“
„Was ist denn mit Patricia los?“
Ich hatte es ihm bisher nicht erzählt. Ein offensichtliches Versäumnis, das ich mit einer schnellen Erklärung wiedergutmachte.
„Sie weiß also im Moment nicht, was sie tun soll“, schloss ich die Zusammenfassung.
„Was können wir für sie tun?“ James wirkte betroffen. Meine Liebe zu ihm stürzte plötzlich so schnell und heftig auf mich ein, dass es sich anfühlte wie die Welle eines Tsunami, der mich unter sich begrub. „Sie weiß doch, dass wir ihr helfen werden, oder?“
Ich streckte die Arme nach ihm aus, und er ließ es zu, dass ich mich an ihn presste, obwohl ich das nicht verdiente. „Und ich habe Bauchkrämpfe und Kopfschmerzen. Und ich hab meine Periode bekommen.“
In seinem Gesicht las ich „Ah, das erklärt alles“, doch er hielt wohlweislich den Mund. Er streichelte meinen Rücken und ich bettete den Kopf an seiner Brust, damit ich ihn nicht ansehen musste. Seine Finger massierten die Knoten und Verspannungen, von denen ich nicht mal gewusst hatte, dass sie da waren, bevor er anfing, sie wegzustreicheln.
„Und es ist deine Mutter.“
Seine Hände bearbeiteten die verhärteten Muskeln. „Was hat sie gemacht?“
„Dasselbe wie immer. Sie hat mich überrumpelt, damit ich mit ihr shoppen gehe, und dann hat sie es geschafft, dass ich mich wie das fünfte Rad am Wagen fühle. Und sie wird nicht aufhören, nach Kindern zu fragen. Sie hört einfach nicht damit auf!“
„Das meint sie nicht so. Lass dich doch von ihr nicht so ärgern, Anne.“
„Doch, sie meint es so“, beharrte ich mit plötzlicher Vehemenz. „Und das nächste Mal, wenn sie mich fragt, wann wir endlich versuchen, ein Baby zu bekommen, werde ich ihr die Frage direkt aus dem Mund schlagen.“
Die Worte waren böse und schmeckten bitter. James hörte für einen Moment auf, mich zu massieren, dann machte er schweigend weiter. Ich drückte mein Gesicht an seine Brust und schloss die Augen. Ich hasste es, mich so zu fühlen, aber irgendwie war ich nicht in der Lage, damit aufzuhören.
„Ich wünschte, du würdest dich davon nicht so sehr aus der Ruhe bringen lassen“, sagte er schließlich.
Ich seufzte. Wir waren wieder eine Weile still, bis er mich sanft von sich schob. Er blickte ernst in mein Gesicht, dann küsste er mich so sanft, dass ich am liebsten sofort wieder losgeheult hätte.
„Bist du enttäuscht?“
Ich hatte keine Ahnung, was er meinte. „Wieso sollte ich?“
„Weil du deine Periode bekommen hast. Weil du nicht schwanger bist.“
Wir redeten manchmal aneinander vorbei, und es wäre unrealistisch zu erwarten, dass wir immer dasselbe meinten. Dennoch hatte ich mich nie so weit von ihm entfernt gefühlt wie in diesem Moment. Ich konnte nur sprachlos den Kopf schütteln.
„Es wird vielleicht eine Weile dauern“, fuhr er fort. „Ein paar Monate. Einige Leute versuchen es recht lange, bis sie schwanger werden.“
Wir standen auf zwei Seiten eines tiefen Abgrunds. Ein Abgrund, den ich verschuldet hatte. Ich hatte ihm weder gesagt, dass ich die Verhütungsspritze abgesetzt hatte, noch dass ich sie noch bekam. Selbst wenn ich jetzt anfangen wollte, ein Baby zu bekommen, wäre mein Körper immer noch so angefüllt mit den Hormonen, dass die Chance für eine Empfängnis beinahe gen Null ging. Und da war noch mehr. Ich hatte ihm nicht gesagt, dass ich noch nicht bereit war, es zu versuchen, aber er dachte scheinbar, ich wäre es.
„James.“ Ich hielt inne, weil ich nicht sicher war, welches die richtigen Worte waren. Ehrlichkeit konnte genauso wehtun wie Lügen. Ich wollte ihm nicht wehtun. „Ich habe dir schon gesagt, dass es im Moment nicht der günstigste Zeitpunkt
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