Hot Summer
nicht.“ Mit den Fingern malte sie Gänsefüßchen in die Luft.
Ich lächelte. „Ich weiß. Aber sie reden. Manchmal höre ich sie nachts. Aber ich weiß eben nicht, ob sie über mich reden.“
„Was könnte er denn über dich sagen?“ Claire seufzte und lehnte sich zurück, um ihren Bauch zu tätscheln, der nur gerundet aussah, wenn man die leichte Wölbung sehen wollte. Sie rülpste laut. „Ahh, das war superlecker.“
„Es ist, als hätte ich ihm nie etwas bedeutet.“ Ich fühlte mich zugleich besser und schlechter, als ich es endlich laut aussprach. „Als wäre es ihm nur um den Sex gegangen.“
Claire sah ein bisschen traurig aus. „Annie. Vielleicht war es nur der Sex.“
Ich hatte kein Recht, deshalb zu weinen, aber die Tränen schossen mir trotzdem in die Augen. Ich legte mein Gesicht in die Hände, weil die Tränen mich überraschten. „Aber warum? Warum liebt er mich nicht so, wie er James liebt?“
Sie streichelte meine Schulter. Hastig wischte ich die Tränen mit einer Serviette ab. Dann nahm sie sich eine Handvoll Käsecracker, und ich war dankbar für die Zeit, die sie mir gab, damit ich mich wieder fing.
„Es tut mir leid.“
Claire zuckte mit den Schultern. „Ich wünschte, ich könnte dir sagen, was du tun sollst, Schwesterchen. Liebst du ihn?“
„Alex?“
„Nein, den König von England!“
„Es gibt keinen König von England.“
„Ach nee!“, sagte Claire. „Das weiß ich.“
Ich seufzte und spielte mit dem Essen auf meinem Teller herum. „Ich weiß es nicht.“
„Hör mal, Süße, es ist echt Dinosaurierscheiße, wenn man von jemandem nicht geliebt wird, selbst wenn man denjenigen selber nicht liebt.“
Ich schaute sie an. „Wie elegant ausgedrückt.“
„Wann fährt er wieder?“
„Ich weiß es nicht. Bald. Er ist seit zwei Monaten hier.“
„Du könntest seinen süßen Arsch vor die Tür setzen“, schlug sie vor. „Schmeiß ihn raus, dann musst du nicht mehr an ihn denken.“
Wenn es nur so einfach wäre … „Danke.“
„Anne.“ Claire seufzte. „Was stört dich mehr? Die Tatsache, dass er vielleicht James liebt? Oder die Tatsache, dass er dich nicht liebt?“
„Ich fühle mich einfach wie der größte Dummkopf“, antwortete ich mit leiser Stimme. „Die beiden haben das hier geplant. Ich hätte wütender darüber sein müssen, aber ich wollte es ja auch.“
„Ich hab’s doch gesagt: Du bist ein bisschen pervers!“
Ich lächelte. „Dann ist es irgendwie mehr geworden, als ich erwartet hatte. Zumindest für mich … aber nicht für ihn.“
„Bist du dir da so sicher?“
Ich warf ihr einen Blick zu, der genauso gut von ihr hätte stammen können. „Er hat seit einer Woche kaum mit mir geredet. Nachdem ich ihm erzählt habe, dass es für mich inzwischen mehr ist, als es sein sollte. Nachdem ich ihn fragte, warum wir immer weitermachten, und er mir antwortete, weil wir nicht aufhören können.“
Claire richtete sich auf und lehnte sich vor. Die Ellenbogen stützte sie auf den Küchentisch. „Das ist ein interessanter Punkt. Dass ihr nicht aufhören könnt.“
„Er hatte recht. Ich konnte nicht aufhören. Obwohl ich wusste, dass ich aufhören sollte. Es war nicht mehr nur Sex. Ich fühlte … etwas.“ Ich erlaubte mir nicht, erneut zu weinen. „Ich weiß, warum er Jamies bester Freund ist, Claire. Ich weiß, warum die Kinneys ihn nie mochten. Wenn James mit Alex zusammen ist, dann ist er beinahe ein anderer Mensch. Das Einzige, was dann für ihn noch zählt, ist Alex. Es ist kein Wunder, dass Mrs. Kinney ihn hasst. Er hat ihr den kleinen Jungen weggenommen. Und anders als ich lässt Alex sich nicht so leicht von ihr überrennen.“
„Ficken die beiden miteinander? Oder haben sie mal?“
Weil sie es so sachlich fragte, konnte ich antworten. „Ich glaube nicht.“
„Vielleicht sollten sie das mal tun. Es hinter sich bringen. Damit sie endlich aufhören können, die ganze Zeit daran zu denken.“
Ich drückte meine Fingerspitzen gegen die geschlossenen Lider, um die Tränen zurückzuhalten, die erneut aufsteigen wollten. „Ich denke, der einzige Grund, warum die beiden zusammen mit mir geschlafen haben, ist, weil sie nicht miteinander schlafen können. Alex wollte mich nur, weil … weil er James nicht haben kann. Er wollte mich nie wirklich …“
Da war es. Das Schlimmste für mich. Ich hatte mich einer Sehnsucht zu jemandem hingegeben, der mich nicht wollte. Ich war nur Ersatz für etwas, das die beiden wollten, aber
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