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Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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den Kopf. „Nein. Ich rufe später an.“
    „Okay.“ Ich machte keine Anstalten, sie zur Tür zu begleiten, obwohl sie vermutlich genau das erwartete.
    Mrs. Kinney betonte gerne, dass die Familie nicht das Gleiche war wie Gäste – und nutze diese Argumentation, um es sich in meinem Haus gemütlich zu machen.
    Es würde mir normalerweise nichts ausmachen, wenn sie nicht auf der anderen Seite darauf bestehen würde, wie ein Gast behandelt zu werden. Sie wollte kein Gast sein, aber zur Tür begleitet werden. Das würde ihr die ersehnte Gelegenheit geben, ein paar beißende Kommentare über Alex loszuwerden. Ich wusste das, weil sie mich in den frühen Tagen unserer Ehe mit dieser Taktik oft genug überrumpelt hatte. Sie stand auf, um zu gehen, und ich begleitete sie zur Tür. Vom Rudel getrennt, oder auch nur von James, war ich ihren Lästereien hilflos ausgeliefert. Ich hatte meine Lektion gelernt. Und ich verleugne gar nicht, dass es mir eine diebische Freude bereitete, ihre Pläne zu durchkreuzen. Wenn sie sich über meinen Hausgast beschweren wollte, musste sie sich jemand anderen suchen.
    Alex wartete, bis das Motorgeräusch ihres Autos leiser wurde, ehe er sich aufsetzte und mich ansah. Er klatschte in die Hände. Einmal. Zweimal. Dreimal. „Bravo.“
    „Hmm?“ Ich drehte mich zu ihm um.
    „Du hast sie großartig beherrscht. Bravo.“
    „Ich habe sie nicht beherrscht“, widersprach ich.
    Alex schüttelte den Kopf. „Na, na, na! Sei nicht so bescheiden. Evelyn ist eine schwierige Frau. Du warst perfekt.“
    Ich werde immer wachsam, wenn jemand mir in irgendeinem Bereich Perfektion bescheinigt. „War ich?“
    „Du warst nicht grob, aber du warst standhaft. Du hast dich von ihr nicht manipulieren lassen. Sie hat nicht bekommen, was sie von dir wollte.“
    „Und was wollte sie von mir?“ Ich trank meine Limonade aus. Inzwischen war sie nicht mehr kalt oder erfrischend, und ich blieb durstig.
    „Das würde ich auch nur zu gerne wissen. Aber ich kann dir sagen, dass sie nicht bekommen hat, was sie wollte.“
    Es war falsch, darüber zu lachen, aber ich tat es trotzdem. „Du kennst sie ziemlich gut.“
    „Ich kannte sie. Aber sie hat sich vermutlich nicht verändert.“
    „Das ist lustig“, sagte ich. „Dasselbe hat Molly über dich gesagt.“
    „Hat sie das?“ Ich erwartete, dass er mir einen seiner spöttischen Blicke zuwerfen würde, aber stattdessen flackerte so kurz Enttäuschung in seinen Augen auf, dass ich dachte, ich hätte sie mir eingebildet.
    „Erzähl mir, wie es war. Wie James war, als er jung war.“
    „Jamie? Ziemlich genau so wie heute. Ein guter Kerl.“ Er verstellte die Lehne, damit er aufrecht sitzen und mich ansehen konnte. Seine nackten Zehen schoben sich zwischen die verwobenen Plastikstreifen des Liegestuhls.
    „Dasselbe hat er über dich gesagt.“
    „Kann sein, aber einer von uns beiden lügt.“
    Es hätte mich interessiert, diesen Punkt zu diskutieren. „Ich habe gehört, du hast Eyeliner getragen.“
    „Manchmal mache ich das noch heute.“
    „Evelyn mag dich nicht.“
    „Ich kann dir versichern, das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Erneut das leise Flackern von Enttäuschung.
    Ich wartete, ob er mir erzählte, warum das so war. Von dort, wo ich saß, wirkten seine Augen dunkel und groß. Klare Augen, dachte ich, denn träge passte nicht mehr. Und leuchtend. Alex’ Blick hatte einen Glanz, der nichts mit den Lichtverhältnissen zu tun hatte, die um ihn herrschten.
    „Anne.“
    „Ja, Alex?“
    „Bist du hungrig?“
    Ich dachte kurz nach. „Ein bisschen. Wieso?“
    Dann: sein Lächeln. Sein Blick. Hitze.
    „Weil du mich ansiehst, als wolltest du mich im nächsten Augenblick aufessen.“
    Ich brach in Gelächter aus und wandte mein Gesicht ab, um die Wahrheit zu verbergen, die man in meinen Augen lesen konnte. Er lachte nicht, sondern lehnte sich einfach in dem Liegestuhl zurück und streckte die Arme über dem Kopf aus. Ich stellte mir vor, wie es wäre, auf seinen Oberschenkeln zu sitzen. Mich zu ihm hinabzubeugen und die zarte Linie seines Arms hinauf zur Schulter zu lecken.
    „Ich geh mal rein und mache uns frische Limonade“, sagte ich stattdessen und ging ins Haus.

6. KAPITEL
    Das Wartezimmer meiner Ärztin war mit Fruchtbarkeitszeichen dekoriert. An den Wänden lächelten Babys und schwangere Frauen von Unmengen an Fotos, und die Regale waren überfüllt mit Zeitschriften, die Eltern und Familie im Titel hatten. Ich wartete, meine Handtasche über

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