Hot Summer
irgendwer mal was abschlagen?“ Ich stellte mein Glas beiseite.
Über die Schulter blickte er mich an. „Nein.“
Ich öffnete und schloss meine Fäuste, um die Finger zu dehnen. Dann legte ich meine Hände mit gespreizten Fingern auf seine Schulterblätter. Ich musste ihn nicht berühren, um ihn zu spüren.
Er schaute mich noch immer an. Es gab für mich keinen Grund, zu tun, was er wollte. Aber er verhielt sich, als könnte ich ihm nicht widerstehen. Vielleicht konnte ich das auch nicht.
Seine Haut war von der Sonne warm, und meine Finger waren vom Limonadenglas kalt. Er zischte, als ich die Hände auf ihn legte, obwohl ich nicht glaubte, dass es an der Kälte meiner Hände lag.
„Du hast Verhärtungen, die so groß sind wie Softbälle.“ Ich knetete die Verspannungen nacheinander durch.
„Ja, man sagt so was über mich“, murmelte Alex, und wir lachten beide.
„Du hast eine schmutzige Fantasie“, erklärte ich und bohrte meine Finger in die verspannten Muskeln.
Er stöhnte leise und lange. „Ja, das hat man mir auch schon oft gesagt. Verdammt, ist das gut.“
„James’ Rücken tut ihm auch oft weh.“
Er stöhnte erneut und legte den Kopf nach vorne, damit ich seinen Nacken massieren konnte. „Ja, genau da. Jaaa … verdammt, ist das gut.“
Ich schob mich näher. Meine Knie drückten sich an beiden Seiten an seine Hüften. Ich konnte ihn riechen. Er duftete nach Sonne. Nach Blumen. Nach etwas Exotischem. Ich lehnte mich vor, während ich arbeitete. Schloss die Augen und atmete seinen Duft ein.
„Halloooo-ooo!“
Der bekannte Singsang ließ augenblicklich meine Kiefernmuskeln verkrampfen. Meine Finger bohrten sich schmerzhaft in Alex’ Schultern, und er gab einen kurzen Schmerzlaut von sich. Wir blickten beide auf, als meine Schwiegermutter in der Küchentür auftauchte.
Ihr Blick erfasste die Situation und verurteilte uns sofort als schuldig. Ich brauchte einen Moment, um mich von Alex zu lösen. Er stand gemächlich auf, drehte den Hals und rieb sich mit der Hand den Nacken. Er streckte sich erneut.
„Danke, Anne“, sagte er. „Hallo, Mrs. Kinney.“
„Alex.“ Ihr anklagender Blick ruhte auf mir. „Anne. Ich hätte wohl erst anrufen sollen.“
Warum solltest du damit jetzt anfangen? , hätte ich sie beinahe gefragt, doch ich hielt mich zurück. „Sei doch nicht dumm, Evelyn. Möchtest du ein Glas Limonade?“
„Nein, ich denke nicht.“ Sie schaute Alex an, der sie mit jeder seiner Bewegungen zu beunruhigen schien, als er sich auf den anderen Liegestuhl setzte und das Glas anhob, in das ich ihm frische Limonade goss. Er grinste sie an.
„Ich kam nur vorbei, um die Zeitschriften zu bringen.“
Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass man nie irgendwas ablehnen sollte, das jemand verschenken wollte, selbst wenn man es nicht brauchen konnte. Denn das nächste Mal würde man vielleicht nichts anbieten und so entging einem eventuell etwas, das man gerne haben wollte. Ich wollte nie Mrs. Kinneys Berge gelesener Zeitschriften haben, auch nicht ihre alten Bilderrahmen oder, Gott bewahre, ihre abgetragenen Pullover. Dennoch lächelte ich und stand auf.
„Dank dir. Ich vermute, man kann nie genug Tipps für Haus und Garten bekommen.“
Alex schnaubte leise, und sie warf ihm einen bösen Blick zu. Der Blick, den sie mir schenkte, war nur um ein geringes Maß freundlicher. „Ich habe sie auf den Küchentisch gelegt.“
„Danke.“ Ich machte keine Anstalten, ins Haus zu gehen und die Zeitschriften zu bewundern, obwohl ich wusste, dass sie es von mir erwartete. Je mehr ich das Gefühl hatte, dass sie mir etwas Bestimmtes erzählen wollte, umso mehr genoss ich es, so zu tun, als wüsste ich nicht, was sie wollte. Sie war nicht raffiniert. Und ich bin nicht dumm. Es war ein Machtkampf, den wir unter der schimmernden, perfekten Oberfläche führten.
„James wird so schnell nicht heimkommen“, sagte ich. „Willst du auf ihn warten oder …“
Ich hob die Stimme am Ende des Satzes und überließ es ihr, den Satz zu vollenden. Ich war mir sicher, wenn es nach ihr ginge, musste ich sie bitten zu bleiben. Sie wollte mit mir Kaffee trinken und plaudern. Früher hätte ich es getan. Aber heute wollte ich es ihr nicht mit einem Lächeln anbieten, denn es wäre unecht gewesen.
Ich glaube, sie wäre geblieben, wenn Alex nicht gewesen wäre, der sich jetzt auf dem Liegestuhl ausgestreckt hatte und mit geschlossenen Augen die Sonne genoss. Stattdessen verzog sie den Mund und schüttelte
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